Editorial

Akzente

Liebe Leserinnen und Leser,

in der Politik erfolgen die ersten Aufstellungen für den Bundestagswahlkampf. Letztlich weiß zurzeit keiner, ob die Misere im Gesundheitswesen genug Druck für ein Schwerpunktthema in der öffentlichen Auseinandersetzung hergeben wird. Im Moment trampeln die Truppen der Parteien auf der Stelle. Noch verhindern die internen Grabenkämpfe der Fraktionen von Regierung wie Opposition eine klare Programmatik. Die Vorschläge werden abstruser, dem Populismus ist wohl jede Lüge recht.

Parallel dazu vollziehen sich abseits der großen Öffentlichkeit kontinuierlich, aber beharrlich Veränderungen, die ebenfalls, wenn auch auf andere Weise, ihre Spuren im Gesundheitswesen der Zukunft hinterlassen werden: Im deutschen Dentalmarkt tut sich was. Dabei geht es nicht nur um die Globalisierungstendenzen und Konsolidierungen in der Industrie, wie sie in den zm 1 des vergangenen Jahres aufgezeigt und inzwischen beispielsweise durch den Schulterschluss von Dentsply und Degussa Dental weiter bestätigt wurden.

Für Aufregung sorgte jüngst auch die Verwirrung um einen eventuellen Börsengang der Firma Flemming Dental. Der in Hamburg ansässige „Dental-Fielmann“ – er hat drei, will aber zehn Prozent des deutschen Zahntechnik-Marktes – internationalisiert durch Aufkäufe in Schweden, Großbritannien und Lettland. Der Börsengang wird – vorerst – dementiert, zumal mit der Gothaer Versicherung als Gesellschafter ein potentes Unternehmen im Boot sitzt, das manche finanzielle Frage durchaus beantworten kann.

Aber diese Unternehmensstrategie im Zahntechnikerhandwerk wirft neue Fragen auf, die geeignet sind, weitere Unruhe in die Branche zu bringen. Die Sache ist pikant, geht es doch längst um anderes als nur Marktanteile, Verdrängungswettbewerb und Preisstrukturen, sondern auch um Grundsatzfragen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Gewerkschaften, wie die IG-Metall, beobachten das Marktgeschiebe mit ausgesprochen großem Interesse. Der Verband der Deutschen Zahntechniker Innungen, dessen Präsident Lutz Wolf noch vor wenigen Jahren selbst sein Labor an die Flemming-Kette verkauft hat, steht dem Branchen-Riesen äußerst reserviert gegenüber. Alles in allem ein Feld mit vielen Fragezeichen.

Bis ins kleinste Detail eindeutig ist hingegen das Thema unserer Titelgeschichte: In Form einer Befunddokumentation mikroskopischer Bilder präsentiert der Hamburger Oralpathologe Prof. Karl Donath die Histologie der Parodontalerkrankungen. Hier bieten klare Schnitte klare Antworten. Oft rätselhaft erscheint hingegen das Feld somatoformer Störungen in der Zahnheilkunde. Lösungswege für den Fall der „Diskrepanz zwischen Befund und Befinden“zeigt ein Beitrag aus der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Münster.

In eigener Sache auch noch ein Dank an unsere zm-online-Nutzer: Wir haben ihre Abstimmung zum „Zahnärztlichen Unwort des Jahres“ mit Spannung verfolgt. Zentrum Ihres Zorns war die Bezeichnung „Leistungserbringer“, noch vor „Budget“ und dem Begriff „Zertifizierter Kollege“. Einen Anspruch auf Repräsentativität erhebt unser Online-Poll nicht, aber er schafft verklarende Momente. Das volle Resultat der Unwort-Aktion finden Sie im Nachrichtenteil des Heftes, oder natürlich unter www.zm-online.de. Mit freundlichem Gruß

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

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