Professor Dr. Elke Hensel und Professor Dr. Siegfried Hensel wurden emeritiert

Die SHIP-Studie ist ihr Kind

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Das Professoren-Ehepaar der Poliklinik für Kieferorthopädie des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Dr. Elke und Dr. Siegfried Hensel, wurde Anfang Dezember 2001 verabschiedet. Zu diesem Anlass wurde im Hörsaal des Greifswalder Instituts für Anatomie ein wissenschaftliches Symposium mit dem Thema „Zahnmedizinische Aspekte der Basisstudie (SHIP 0) und des Assoziierten Projektes Munderkrankungen und kraniomandibuläre Dysfunktionen“ abgehalten.

Im ersten wissenschaftlichen Beitrag des Symposiums stellte OA Dr. Dietmar Gesch, kommissarischer Direktor der Poliklinik für Kieferorthopädie, mit einem Augenzwinkern eine „wissenschaftliche Studie“ über die Verdienste der Professoren Hensel um den Erhalt des Zentrums für Zahn-, Mundund Kieferheilkunde vor. Darin waren der Rektor der Universität Greifswald, der Dekan der Medizinischen Fakultät sowie alle Professoren des Zentrums zu diesem Thema befragt worden. In besonderer Weise wurden dabei das diplomatische Geschick, die interdisziplinären Kontakte innerhalb der Medizinischen Fakultät und darüber hinaus, verbunden mit einer ständigen Präsenz und Sachkompetenz in verschiedenen universitären und politischen Gremien hervorgehoben. Einigkeit bestand unter den Befragten hinsichtlich der großen Bedeutung der Etablierung und Durchführung der Study of Health in Pomerania (SHIP). Mit politischem Weitblick, fachlich wissenschaftlicher Kompetenz und unermüdlichem Einsatz waren die Professores Hensel die „Antriebsschrauben“ für die SHIP. Gleichzeitig präsentierte Dr. Gesch einige Ergebnisse aus dieser epidemiologischen Großstudie zum Thema „Zusammenhänge zwischen Okklusion und kraniomandibulären Dysfunktionen sowie Parodontalerkrankungen“. Dabei stellt die morphologische und funktionelle Okklusion lediglich einen Mosaikstein als Risikoindikator für kraniomandibuläre Dysfunktionen dar. Ein deutlicherer Zusammenhang besteht mit parodontalen Erkrankungen: Insbesondere das Dysgnathiesymptom „Vergrößerte sagittale Schneidekantendistanz“ steht mit Attachmentverlust und vergrößerter Taschentiefe im Sinne einer Dosis-Wirkungsbeziehung im Zusammenhang.

Prof. Dr. Rainer Rettig (Institut für Physiologie) stellte Prävalenzen der SHIP vor. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt gibt es in Mecklenburg-Vorpommern mehr Raucher, mehr Übergewichtige und mehr Patienten mit Bluthochdruck, jedoch einen ähnlich hohen Alkoholkonsum.

Herz-Risikopatienten häufen sich in Vorpommern

Die Frauen in Mecklenburg-Vorpommern wurden im bundesdeutschen Vergleich mit einem guten Ernährungsverhalten hervorgehoben, wobei die Männer zu Fehlernährungen neigen.

Zu Zusammenhängen zwischen Malokklusion und oraler beziehungsweise allgemeiner Gesundheit referierte im weiteren Symposiumsverlauf Prof. Dr. Stavros Kiliaridis (Genf/Schweiz), wobei keine Zusammenhänge zwischen kieferorthopädischer Behandlung und neu aufgetretenen Kiefergelenksbeschwerden bei Kindern und Jugendlichen nachgewiesen werden konnten. Prof. Dr. Eberhard Greiser (Bremen) und Prof. Dr. Alun Evans (Belfast/Irland) referierten über die Epidemiologie im Allgemeinen und ihre Möglichkeiten bzw. Fallstricke. Mit Hilfe der geografischen Epidemiologie kann laut Prof. Greiser zum Beispiel der Verdacht einer erhöhten Leukämierate bedingt durch Schadstoffe aus einer Mülldeponie in einer bestimmten Region abgeklärt werden. Manche Fragen ergeben sich erst durch epidemiologische Erhebungen, zum Beispiel danach, warum in einem Bundesland die Todesursache „Herzinfarkt“ überproportional häufig angegeben wurde. Es stellte sich heraus, dass ein systematischer Fehler bei der Registrierung ursächlich war. Mögliche Fallstricke der Epidemiologie verdeutlichte Prof. Evans anhand eines Beispiels einer frühen geografischen Studie über Cholerafälle in London. Dabei konnte der naheliegende Schluss, bei dem der Rückgang der Erkrankungsfälle auf die Beseitigung einer vermutlich verseuchten Wasserpumpe zurückgeführt wurde mit den erhobenen Daten nicht sicher nachgewiesen werden. Er unterstrich die Forderung, dass einer adäquaten Datenerhebung eine entsprechende Priorität einzuräumen ist.

Das wissenschaftliche Programm wurde durch eine Vielzahl von Postern zur Basisstudie (SHIP) sowie zu kraniomandibulären Dysfunktionen abgerundet.

Dr. Antje KirbschusDr. Ursula NiesmannErnst-Moritz-Arndt-UniversitätRotbergerstraße 817487 Greifswald

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