Herbstmilben

Die Plage aus dem Gras

Die unangenehmen Biester haben viele Namen: zum Beispiel Herbstbeiß, Sendlinger Beiß, Heukrätze oder Erntebeiß. Gemeint sind die Herbst- oder Erntemilben, medizinisch Trombikuliden (Trombicula autumnalis). Sie entwickeln sich in bestimmten Gegenden vor allem im Spätsommer und Frühherbst zu einer regelrechten Plage.

Die winzigen Übeltäter durchlaufen in ihrer Entwicklung mehrere Stadien, berichtet die „Deutsche Medizinische Wochenschrift“. Zu Blutsaugern werden nur ihre Larven, die auf Gräsern, Sträuchern, Buchenhecken, seltener auch auf Bäumen hausen. An warmen Tagen werden sie besonders aktiv, vor allem am Spätnachmittag, etwa zwischen 16 und 18 Uhr. Sie können die spielenden Kinder eines „Waldkindergartens“ ebenso befallen wie Wanderer, die sich auf dem Holz gestapelter Bäume ausruhen.

Normalerweise leben die Milbenlarven auf Mäusen, Maulwürfen, bodenbrütenden Vögeln und Haustieren. Oft findet man sie zu Hunderten auf einer einzigen Maus. Wenn sie sich auf den Menschen verirren, legen sie größere Strecken zurück und stechen dann dort zu, wo ein Kleidungsstück sie an der Fortbewegung hindert. Zum Beispiel beim elastischen Abschluss der Unterwäsche, unter dem Hosengürtel oder am Gummi von Söckchen und Strümpfen.

Juckreiz erst nach 36 Stunden

Wie Privat-Dozent Dr. Dieter Hassler und Prof. Dr. Dr. Peter Kimming in der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift“ berichten, saugen die Milben nicht direkt Blut, sondern lösen mit ihrem Speichel das Gewebe punktuell auf, so dass sie das entstehende Sekret aufnehmen können. An der Stichstelle entsteht durch eine ausgeprägte Immunreaktion ein flaches Hautknötchen („Papel“), in dessen Zentrum die Milbe sitzt.

Etwa 36 Stunden nach dem Stich fängt das bedauernswerte Opfer an, sich zu kratzen. Bettwärme verstärkt den Juckreiz. Durch das Kratzen wird die Milbe in der Regel zerstört. Die winzigen Mundwerkzeuge bleiben jedoch meist in der Haut zurück und verursachen eine Fremdkörperreaktion. Dadurch verlängert sich der Juckreiz auf die Dauer von zehn bis 14 Tagen, bis durch die routinemäßige Erneuerung der obersten Hautschicht auch die letzten Milbenreste abgestoßen werden. Nicht selten entzünden sich die aufgekratzten Stellen. Bei Kindern schwellen dann häufig die Lymphknoten an.

Hat man sich beim Wandern oder beim Picknick auf der Wiese Herbstmilben eingefangen, muss man sich leider in Geduld fassen, denn vom Arzt ist nur wenig Hilfe zu erwarten. Antihistaminika innerlich oder äußerlich zeigen meist nur sehr wenig Wirkung, lediglich Kortison-Präparate dämpfen den Juckreiz etwas besser. Linderung bringen intensives abendliches Waschen oder Duschen und der tägliche Wechsel der Unterwäsche. Bei einigen Betroffenen haben sich Gels, die gegen die herkömmliche Krätze verordnet werden, Juckreiz lindernd gezeigt.

Repellents helfen

Zur Vorbeugung sollte man beim Gang über die herbstlichen Wiesen und Felder die Socken oder Strümpfe über den Hosenbeinen tragen. Manchmal hilft auch das Einschmieren mit Insektenmitteln. Zum Glück ist der Mensch für die Milben nicht der richtige „Wirt“: Deshalb können sich die Larven auf seiner Haut nicht weiterentwickeln.

Entfernte Verwandte der unangenehmen Hautparasiten sind die Hühnermilben (Dermanyssus gallinae), die oft massenhaft in Hühnerställen und Taubenschlägen vorkommen. Tagsüber verbergen sie sich in den Ritzen der Bretter und kommen nur nachts aus ihren Verstecken hervor, um nach Opfern zu suchen. Wenn sie einen Menschen als Fehlwirt befallen, kommt es zur so genannten Vogelhalterkrätze.

Lajos SchöneGestäckerstraße 981827 München

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