Aus Misserfolgen lernen
Das Interesse der brandenburgischen Kollegen an Fortbildung ist groß: Rund 1200 aktive Teilnehmer sorgten in Cottbus dieses Jahr für eine Rekordbeteiligung. Jürgen Herbert, Präsident der Landeszahnärztekammer Brandenburg, nahm dies als untrügliches Zeichen für ein interessantes Programm und bedankte sich beim wissenschaftlichen Leiter der Tagung, Prof. Dr. Edwin Lenz, für die hochklassige Zusammenstellung der Referenten.
„Sie wissen es selbst: Erfolge lassen sich besser darstellen und verkaufen als Misserfolge. Aber in unserer täglichen Arbeit gibt es leider nicht nur Erfolge“, verdeutlichte Herbert anschließend das Anliegen der Veranstaltung. Die Frage sei allerdings, wie man mit Misserfolgen umgehe und ob es möglich sei, diese in Zukunft zu vermeiden, so Herbert weiter.
Doch der Kammerpräsident kam nicht umhin, neben dem Tagungs-Programm auch die aktuelle politische Lage zu kommentieren: Es sei ein „katastrophaler Gesamteindruck“, den die Not- und Schnellverordnungen dieser Regierung erzeugten. Die Vorschläge der Zahnärzteschaft lägen auf dem Tisch und es herrsche große Einmütigkeit in den zahnärztlichen Verbänden, so Herbert weiter: „Befundorientierte Festzuschüsse sind vernünftiger als prozentuale Zuschüsse, Kostenerstattung ist vernünftiger als Sachleistung.“ Gemeinsam mit Politik und Krankenkassen werde man versuchen, Kompromisse zu finden.
„We don’t like loosers“
Mit einem symptomatischen Umgang mit Misserfolgen leitete Prof. Dr. Heiner Weber seinen Vortrag über „Komplikationen und Misserfolge in der zahnärztlichen Implantologie – Vermeidung und Abhilfe“ ein. Auf einem Kongress in Boston habe er einmal diesen Vortrag gehalten und sei anschließend von einem Kongressteilnehmer angesprochen worden: „We don’t like loosers“, so der kurze und knackige Kommentar des Zuhörers. Weber sieht das ganz anders: „Jeder Misserfolg stellt eine Komplikation dar, aber nicht jede Komplikation muss zu einem Misserfolg führen.“ Anhand klinischer Beispiele erläuterte Weber anschließend verschiedene Komplikationen und die damit verbundenen Therapiemaßnahmen, die einen Misserfolg verhindern könnten.
Prof. Dr. Bernd Wöstmann plädierte in seinem Vortrag „Präparation und Abformung – Schlüssel zu Erfolg und Misserfolg prothetischer Therapie“ für eine standardisierte Herstellungstechnik in der Abformung. Um die Passgenauigkeit von Kronen zu erhöhen, müssten Herstellungsprozess und Abformmaterialien immer gleich sein und eng mit dem zahntechnischen Labor abgestimmt werden: „Nur durch eine Abstimmung der Verfahrensketten zwischen Zahnarzt und Zahntechniker ist wirklich optimaler Zahnersatz in der Praxis erreichbar.“
Unterschätzte Wirkung
„Auch Kommunikation kann zu Komplikationen führen: Was A sagt, muss noch längst nicht auch von B so verstanden werden.“ In seinem Festvortrag stellte der Diplompsychologe Hans-Dieter Hermann die Kommunikation als Visitenkarte der Praxis heraus. „Es wird ständig unterschätzt, welche Wirkung die Praxis-Kommunikation auf den Patienten hat“, betonte Hermann. Interne Kommunikation lasse sich vor allem nicht von der Kommunikation mit dem Patienten trennen. „Da kann die Behandlung noch so kompetent und freundlich gewesen sein: Wenn der Umgang des Chefs mit seinem Personal ruppig ist, hinterlässt das keinen guten Eindruck“, verdeutlichte Hermann. Der Heidelberger Diplompsychologe hatte einige gute Tipps für den Praxisalltag parat:
• den Patienten ernst nehmen und umfassend – ohne Fachchinesisch – informieren;
• mit ein wenig Small talk den Patienten langsam ankommen lassen;
• aktiv zuhören;
• im Umgang mit dem Personal konstruktiv kritisieren – niemand macht mit Absicht Fehler;
• der gute Teamspieler erkennt die Fehler anderer und bügelt sie aus – ohne nachzukarten.
Beachte man diese Regeln, werde die Kommunikation in der Praxis zu einem maßgeblichen Qualitätsfaktor für Patienten und Mitarbeiter, „denn nur zufriedene Patienten kommen gerne wieder“.