Komplikationen und Fehler im Vorfeld vermeiden

Komplikationen und Fehler im Vorfeld vermeiden

Zahnärztetag in Hessen, das ist ein Ereignis, das sich sehen lassen kann. Kaum ein hessischer Zahnmediziner lässt sich diesen Termin entgehen. Denn auch in diesem Jahr trafen sich wieder weit über 2 000 Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie ihre Mitarbeiterinnen in der Frankfurter Messe zum Europäischen Forum Zahnmedizin. Das Thema der diesjährigen Veranstaltung war eines, das selten in Fortbildungsveranstaltungen zu finden ist, aber alltäglich jeden behandelnden Zahnarzt bewegt: Fehlerquellen und Komplikationen in der Zahnheilkunde.

Prof. Dr. Elmar Hellwig, Freiburg, stellte diverse Möglichkeiten vor, im Rahmen einer restaurativen Zahnbehandlung Fehler zu begehen, die unweigerlich zu Komplikationen und schließlich zum Misserfolg führen. So können bereits zu Beginn eines restaurativen Behandlungsablaufs durch eine falsche oder nicht zu allen Seiten abgesicherte Diagnose die Weichen für einen späteren Problemfall gestellt werden. Der Wissenschaftler empfiehlt daher, auch bei kariesfreien Gebissen, und hier besonders bei Jugendlichen, in regelmäßigen Abständen eine Röntgenkontrolle vorzunehmen. Untersuchungen zufolge weisen über 18 Prozent der von niedergelassenen Zahnärzten als kariesfrei diagnostizierten Zähne eine so genannte „hidden caries“ oder – in noch höherem Prozentsatz – eine Approximalläsion auf. Ein Orthopantomogramm kann seiner Aussage nach den Hinweis auf ein kariöses Geschehen nicht sicher geben. Zusätzlich muss ein regelmäßiges Röntgenmonitoring erfolgen. Sollte trotzdem ein Zweifel bestehen, dann empfiehlt der Freiburger Klinikchef den anwesenden Zahnärzten, die Fissur minimal aufzuziehen, um auf Nummer sicher zu gehen. Die häufigste Fehlerquelle (etwa 90 Prozent) bei der Kavitätenpräparation ist seiner Erfahrung nach die Verletzung der Nachbarzähne. Hier helfen das sichere Verkeilen sowie die Verwendung von minimalinvasivem Instrumentarium. Bei der Farbabnahme darf nie ein Kofferdam liegen, denn dann kommt es unweigerlich zur Fehlentscheidung. Ebenso sollte möglichst von palatinal präpariert werden, um erst gar nicht die Qual der Wahl haben zu müssen. Lesen Sie immer die Gebrauchsanweisung des Herstellers und halten Sie sich exakt an die Vorgaben! diesen und andere Tipps, wie Färben Sie eine Füllung an, dann wissen Sie, an welcher Stelle poliert werden muss, gab Hellwig und wurde auch in der anschließenden Diskussion mit Fragen zum täglichen Handling überhäuft. Wie wichtig gerade in der Endodontie das genaue Arbeiten ist, demonstrierte Prof. Dr. Michael Hülsmann, Göttingen. Er zeigte die häufigsten Komplikationen, wie übersehene vierte Wurzelkanäle, eine Perforation bei der Aufbereitung sowie die am häufigsten mit Komplikationen behaftete Überstopfung. Hülsmann favorisiert die Crown-down-Technik, ein Verfahren, das zwar etwas länger dauert, aber mit Sicherheit zum Erfolg führt, indem es eine geringere Kanalbegradigung sowie weniger apikal überpressten Debris verursacht und seltenst zur Instrumentenfraktur führt. Bei parodontologischen Behandlungsverfahren ist häufig die Fehleinschätzung des auslösenden Keimes die Ursache für einen Misserfolg, wie Prof. Dr. Knut Merte, Leipzig, an mehreren Fallbeispielen darstellte. Er machte in seinen Ausführungen deutlich, dass jede diagnostische und therapeutische Entscheidung mit einer gewissen Unschärfe einhergeht, die zu ständiger Reevaluation und Revision des primären Behandlungskonzeptes Anlass gibt.

Planung- und Diagnosefehler sind in der Implantologie mit die häufigsten Ursachen für Implantatverluste, erläuterte Prof. Dr. Georg-H. Nentwig, Frankfurt. Die meisten Misserfolge wären durch eine exaktere Knochenanalyse und eine optimalere Prothesenplanung vermeidbar.

Professor Dr. Dr. Rainer Schmelzeisen, Freiburg, ging auf die Augmentation besonders des zahnlosen Oberkiefers ein und stellte eine klinische Pilotstudie mit Sinusbodenaugmentationen vor. Seine Empfehlung für den Praktiker lautet: Autogene Knochentransplantate sind besonders bei schwierigen Rahmenbedingungen, wie schlecht vaskularisiertem Weichgewebelager, nach bereits erfolgtem Implantatverlust oder Verlust von Knochenersatzmaterial, der Goldstandard.

Professor Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Michael Heners, Karlsruhe, stieg tief in die Diagnostik des Kopfschmerzgeschehens des zahnärztlichen Gutachters ein. Er machte deutlich, dass ein Gutachten nur einschätzen und abwägen soll und keinesfalls Emotionalität ausdrücken darf. Ein Gutachten ist allein der Ausdruck zahnärztlichen Berufsverständnisses.

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