Repetitorium

Fuß- und Nagelpilz

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Das Thema ist wenig appetitlich und hat zur Folge, dass so manche Mitbürger auch bei sommerlichen Temperaturen kaum mehr etwas von ihren Füßen zeigen wollen. Die Ursache: Nach aktuellen Erhebungen leidet rund jeder dritte Bundesbürger an einem Fußpilz, und auch die noch besser sichtbaren Nagelpilzerkrankungen sind weit verbreitet.

Noch immer ist das Vorurteil zu hören, Fußpilz deute auf eine mangelnde Hygiene hin oder die Infektionsgefahr sei vor allem im Sommer besonders hoch. Auch ist der Irrglaube weit verbreitet, der Fußpilz sei harmlos, lediglich störend und habe keine weiteren gesundheitlichen Konsequenzen. Richtig ist vielmehr, dass praktisch jeder sich einen Fußpilz „einfangen“ kann und das unabhängig von der Jahreszeit. Der Fußpilz, medizinisch Tinea pedis, hat außerdem durchaus gesundheitliche Konsequenzen: Denn die Infektion kann auf andere, der Therapie schwerer zugängliche Körperzonen übergehen und sich auch in einer schwer zu behandelnden Nagelmykose (Onychomykose) manifestieren.

Pilzinfektionen der Haut sind allgemein sehr weit verbreitet und der Fußpilz stellt dabei eine der häufigsten Hautpilzerkrankungen dar. Das liegt schon daran, dass die Füße leicht mit Pilzerregern am Boden in Kontakt kommen, wobei enges, nicht gut belüftetes Schuhwerk und das dort herrschendes feucht-warme Klima die Infektion direkt begünstigt.

Der Fußpilz kann durch verschiedene Erreger hervorgerufen werden, und zwar vor allem durch Fadenpilze, die so genannten Dermatophyten, oder durch Hefepilze, wie die Candida Spezies. Meist sind Dermatophyten die Ursache und in 90 Prozent der Fälle konkret der Keim Trichophyton rubrum.

Fußpilz – Die Symptome

Bemerkbar macht sich die Pilzinfektion in erster Linie durch Juckreiz, der sehr stark werden kann, aber auch durch Nässen, Hautrisse und entsprechende Schmerzen. Es bilden sich Entzündungen der Haut, diese ist gerötet, und es kommt zu Hautabschuppungen und zur Bläschenbildung. Vorwiegend betroffen sind die Zehenzwischenräume, man spricht dann auch von einer Interdigitalmykose. Später können dann auch die Fußsohlen befallen sein.

Beim Fortschreiten der Mykose sieht die Haut regelrecht aufgeweicht aus, es kommt zur Mazeration und zu Einrissen der Haut, was das Eindringen weiterer Keime und insbesondere auch bakterieller Erreger begünstigt. Dadurch kann es unter Umständen dann zu schweren Hautinfektionen wie etwa einer Wundrose (Erysipel) kommen.

Wenngleich der Pilzerreger quasi überall lauern kann, gibt es doch Situationen und Räumlichkeiten, die eine Infektion begünstigen. Das ist insbesondere in Feuchträumen der Fall, beispielsweise in Schwimmbädern, in der Sauna, aber auch in der Umkleidekabine von Fitnessstudios und Saunen sowie im heimischen Badezimmer, wenn Angehörige an einer Pilzinfektion erkrankt sind. Denn Pilze bevorzugen ein feuchtwarmes Klima. In diesem können sie sich ungehindert ausbreiten, was die Infektionsgefahr zwangsläufig erhöht.

Häufigste Ansteckungsquellen

Bleibt die Pilzinfektion unbehandelt, so bedeutet dies für die Mitmenschen eine nicht unbeträchtliche Infektionsgefahr. Denn pro Schritt verliert der Fußpilz-infizierte Mensch rund 50 Hautschuppen – jede einzelne ist infektiös, was die enorme Verbreitung der Pilzinfektion erklärt. Den Übergang vom Fußpilz in den Nagelpilz, die so genannte Onychomykose, bahnen meist kleine Verletzungen des Nagelbettes. Sie begünstigen das Eindringen der Pilzerreger in den Fußnagel, das Angehen und die Ausbreitung der Infektion.

Besondere Risikopersonen

Obwohl praktisch jedermann von Pilzerregern umgeben ist, erleiden nicht alle Mitbürger tatsächlich eine Infektion. Ob diese sich entwickelt oder nicht, hängt von Faktoren des Immunsystems, also von dessen Möglichkeit der Abwehr der fast ubiquitären Keime, ab. Dabei lassen sich bestimmte Risikogruppen und Risikosituationen dingfest machen, in denen es die Pilzerreger offenbar einfacher haben als sonst. Das ist zum Ersten immer dann der Fall, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Deshalb steigt die Gefahr eines Fuß- oder Nagelpilzes mit zunehmendem Alter, da dann die Immunabwehr allgemein nachlässt. Auch Menschen mit Grunderkrankungen, die mit einer lokalen Abwehrschwäche einhergehen, werden eher eine Pilzinfektion erleiden und das trifft keineswegs nur für HIV-Infizierte zu, sondern auch zum Beispiel für Diabetiker oder Personen mit einer arteriellen Verschlusskrankheit.

Risikopersonen für den Fußpilz sind aber auch Jugendliche, weil diese oftmals Turnschuhe tragen, in den sich eine hohe Fußfeuchtigkeit bildet, sowie Sportler, die sich oft in öffentlichen Bädern oder Duschen aufhalten, und Personen, die aufgrund ihres Berufs dicht schließende Schuhe tragen müssen, wie etwa Bau- und Kanalarbeiter.

Maßnahmen gegen Pilzinfektionen

Es gibt ein ganzes Bündel von Maßnahmen, mit denen sich die Pilzinfektion vorbeugen lässt. Generell sollte stets für möglichst trockene Füße gesorgt werden, was konkret bedeutet, dass insbesondere die Zehenzwischenräume nach dem Duschen oder Baden sorgfältig abgetrocknet werden. Es empfiehlt sich in Schwimmbädern und öffentlichen Duschen Badeschuhe zu tragen und die Möglichkeiten der Fußdesinfektion zu nutzen. Auch in Hotels sollte man vermeiden, barfuß zu gehen, und das speziell auf Teppichböden, auf denen zahllose Pilzerregern lauern können. Dagegen ist ansonsten vor allem im Sommer barfuß laufen angesagt und es sollten generell atmungsaktive Strümpfe und Schuhwerk getragen werden, was die Ausbreitung der Keime erschwert.

Ist es bereits zur Infektion gekommen, so sollten sich schuppende Hautanteile sorgfältig entfernt werden und es sollte ein Arzt konsultiert werden, damit eine gezielte antimykotische Behandlung eingeleitet wird. Neben der medikamentösen Therapie sind dann zusätzlich ebenfalls allgemeine Maßnahmen erforderlich, die der weiteren Ausbreitung der Pilzerreger Einhalt gebieten, wie etwa die Desinfektion des Schuhwerks. Das tägliche Wechseln der Strümpfe sollte ebenso selbstverständlich sein wie das mindestens 60 Grad heiße Waschen der Strümpfe und der Handtücher.

Diagnostik und Therapie

Eine aufwändige Diagnostik ist in aller Regel beim Fußpilz nicht erforderlich, die Erkrankung lässt sich leicht durch das äußere Erscheinungsbild diagnostizieren. Allerdings müssen die Haut- und Nagelveränderungen sorgfältig von denjenigen bei einer Psoriasis und auch von ekzematösen Veränderungen abgegrenzt werden.

Ist die Diagnose klar, so kann eine Therapie gegen die relevanten Erreger eingeleitet werden. Dabei wird dem Patienten üblicherweise eine Creme, Lotion oder ein Spray mit einem antimykotischen Wirkstoff verordnet, die einmal oder je nach Wirkstoff auch mehrmals täglich auf die befallene Haut aufzutragen ist.

Es stehen mehrere Antimykotika-Klassen für die Therapie zur Verfügung. Gängige Wirkstoffe sind zum Beispiel Clotrimazol, Miconazol, und Bifonazol. Sie wirken sowohl gegen Fadenpilze wie auch gegen Hefepilze, so dass mit diesen Substanzen praktisch alle Fußpilzinfektionen effektiv bekämpft werden können. Die Substanzen sind in verschiedenen Darreichungsformen verfügbar. So steht die Substanz Bifonazol als Creme, als Gel und neuerdings auch als Spray zur Verfügung, so dass individuellen Vorlieben bei der Behandlung Rechnung getragen werden kann. Die Therapie führt bei regelmäßiger Anwendung beim Fußpilz innerhalb von wenigen Wochen zum Verschwinden der klinischen Erscheinungen. Das aber bedeutet nicht unbedingt, dass die Pilzinfektion tatsächlich ausgeheilt ist. Nicht selten treten schon nach wenigen Wochen erneut Krankheitszeichen auf. Sie können durch das Wiederaufflackern einer nicht ausgeheilten Infektion bedingt sein oder durch eine Reinfektion, eine Frage, die im Einzelfall oft nicht genau abzuklären ist. Sie macht aber deutlich, dass bei der Behandlung unbedingt Konsequenz gefragt ist, wobei das Antimykotikum auch über das Abklingen der klinischen Symptomatik hinaus konsequent drei Wochen aufgetragen werden sollte. Dann sind die Chancen groß, dass die Pilzerreger komplett eliminiert wurden.

Die Behandlung sollte außerdem stets so früh wie möglich eingeleitet werden, da dann die Heilungschancen am besten sind. Hat sich der Pilz erst einmal über größere Hautareale ausgebreitet, so ist ihm verständlicherweise deutlich schwieriger beizukommen, und die Behandlung wird entsprechend langwieriger.

Bessert sich die Mykose nicht, so muss unter Umständen der verursachende Keim bestimmt werden, was üblicherweise über eine Bestimmung aus Abstrichmaterial und der kulturellen Anzüchtung erfolgt.

In sehr schweren und ansonsten therapierefraktären Fällen kann außerdem eine systemische antimykotische Behandlung notwendig werden. Erforderlich ist die orale Einnahme eines Antimykotikums außerdem bei der Onychomykose, da durch lokale Maßnahmen alleine die Pilzerreger in der Nagelplatte nicht mit ausreichenden Wirkstoffkonzentrationen zu erreichen sind.

Die Nagelmykose ist ein hartnäckiges Problem

Die Nagelmykose ist ein hartnäckiges Problem. Die Infektion verläuft chronisch, sie heilt praktisch nie von alleine aus, sondern bedarf einer strikten und langfristigen Therapie. Auch die Onychomykose kann zum Ausgangspunkt von Pilzinfektionen in anderen Körperregionen werden und ist somit nicht nur ein kosmetisches, sondern ein gesundheitliches Problem.

Die Infektion macht sich zunächst durch eine Verfärbung eines oder auch mehrerer Zehennägel bemerkbar, die je nach Erreger eine weißliche oder eine gelblichbraune Farbe annehmen. Meist geschieht dies anfangs lokal begrenzt, ehe die Infektion schließlich auf den gesamten Nagel übergeht. Die Nägel verdicken sich und werden spröde und brüchig und der Nagel wird durch den Pilz schließlich regelrecht zerfressen. Die Erreger sind auch beim Nagelpilz meist Fadenpilze (Dermatophyten) und seltener Hefepilze (Candida-Spezies). Allerdings können auch Schimmelpilze, zum Beispiel Aspergillus-Spezies eine Nagelmykose, verursachen.

Je nachdem welche Nagelteile befallen sind, werden verschiedene Formen der Nagelmykose unterschieden: Am häufigsten ist die so genannte „distolaterale subunguale Onychomykose“, bei der die Infektion von der umgebenden Haut ausgeht und der Pilz in die Unterseite der Nagelplatte eindringt und sich von dort zur Nagelmatrix ausdehnt. Dadurch wird die Nagelplatte angehoben und verfärbt sich gelblich.

Seltener ist die Leukonychia trichophytica, die durch Trichophyton interdigitale hervorgerufen wird und bei der es zu einer weißlichen Verfärbung kommt. Die Pilze befinden sich bei dieser Infektion in den oberen Schichten des Nagelkeratins.

Bei der Behandlung des Nagelpilzes sollte stets soviel wie möglich des befallenen Nagels abgetragen werden, um die Infektionsquelle selbst möglichst klein zu halten. Der Nagel sollte folglich möglichst kurz geschnitten und die Oberseite abgehobelt werden. Ist nur der äußere Rand betroffen, so kann zunächst versucht werden, die Infektion lokal zu behandeln durch spezielle antimykotikahaltige Nagellacke oder Salben-Sets mit pilzhemmenden Wirkstoffen. Früher wurde der befallenen Nagel sogar komplett gezogen, eine Praxis von der man allerdings abgekommen ist. Denn die Nagelpilz-Infektion wird durch Traumata, wie sie das Ziehen eines Zehennagels ebenfalls darstellt, begünstigt. Allerdings besteht auch heute noch die Möglichkeit der atraumatischen Nagelentfernung durch spezielle Behandlungs-Sets, bei denen zunächst der Nagel mittels Harnstoff aufgelöst und dann antimykotisch behandelt wird.

Sitzt der Pilz bereits im Nagelbett, so helfen lokale Therapiemaßnahmen alleine nicht mehr, da der sich neu bildende Nagelanteil stets sofort infiziert wird. Dann muss eine systemische Therapie (am besten in Kombination mit einer gezielten lokalen antimykotischen Behandlung) eingeleitet werden, wobei die Antimykotika den Pilz direkt schon bei der Nagelbildung bekämpfen. Auch bei der systemischen Therapie sind mehrere Antimykotika verfügbar, gängige Wirkstoffe sind das Terbinafin sowie das Itraconazol.

Die Behandlung muss so lange fortgesetzt werden, bis der gesamte Nagel herausgewachsen ist, was beim großen Zeh durchaus bis zu einem Jahr dauern kann. Zu bedenken ist dabei auch, dass Pilzsporen in den Zwischen- und Hohlräumen des Nagels wochen- und sogar monatelang überdauern können, was ein raschen Wiederaufflammen der Infektion erlaubt, wenn die Therapie nicht konsequent und nicht lange genug durchgehalten wird.

Von den beschriebenen Pilzinfektionen abzugrenzen ist die Kleienpilzflechte, auch Pityriasis versicolor genannt. Sie wird durch Hefepilze hervorgerufen, verursacht aber keine weiteren Krankheitserscheinungen und stellt damit primär ein kosmetisches Problem dar.

Die Pilzflechte ist eine eigenständige Erkrankung

Der Kleienpilz (Pityrosporum ovale) ist ebenfalls weit verbreitet. Er kann seine übliche Form ändern und dann kann es bei einigen Menschen zu einem übermäßigen Wachstum auf der Haut kommen und damit zu einem kosmetischen Hautleiden mit rundlichen oder ovalen Hautflecken. Auf heller Haut zeigen sich blassrote, auf dunkler Haut dagegen helle Flecken. Sie können im Einzelfall relativ groß werden und sogar ineinander übergehen, was der Haut dann eine Art landkartenartiges Aussehen verleiht. Die Infektion verursacht keine Beschwerden und insbesondere keinen Juckreiz.

Meist sind Rücken, Schulter und Brust befallen, der Pilz kann aber auch auf der gesamten Körperoberfläche wachsen. Besonders betroffen sind in erster Linie Menschen, die unter starker Talg- und Schweißbildung leiden sowie solche mit geschwächtem Immunsystem.

Pityrosporum ovale ist außerdem der Keim, der maßgeblich bei der Bildung von Kopfschuppen und Milchschorf beteiligt ist. Behandeln lässt sich die Infektion ebenfalls durch Antimykotika. Die Therapie kann fast immer lokal erfolgen, wobei der Wirkstoff quasi wie ein Shampoo angewandt werden kann.

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