52. Jtg. der Dt. Ges. für zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde e.V. (DGZPW)

Prothetik im Vergnügungspark

Vom 15. bis 17. Mai 2003 fand im Europa-Park in Rust unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Jörg Rudolf Strub, ärztlicher Direktor der Abteilung Poliklinik für zahnärztliche Prothetik, Universitätsklinikum Freiburg, die 52. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde e.V. (DGZPW) statt.

Rund 500 Teilnehmer hatten sich in Rust eingefunden, um den Ausführungen hochqualifizierter Referenten zu folgen, die den Teilnehmern fundierte wissenschaftliche Informationen zu den Generalthemen „Dogmen in der zahnärztlichen Prothetik, präprothetische Parodontologie, Zukunft zahnärztlicher Prothetik und digitaler Praxis“ vermittelten. Abgerundet wurde diese hochkarätige Tagung durch 24 Kurzvorträge, 43 Poster-Präsentationen, ein Industriesymposium und ein Zahntechnikerforum, sowie eine Firmen- und Industrieausstellung. Hierbei glänzten die zukunftsorientierten Fachgebiete der Prothetik, zum Beispiel Möglichkeiten und Grenzen von Knochenersatzmaterialien, Vollkeramikkronen und -brücken, Digitale Medien und CAD/CAM-Systeme. Der Kurzvortrag „Versagensmodi von Implantat-Abutment-Verbindungen durch horizontale Wechselbelastung – eine In-vitro-Untersuchung“ von Zipprich et al., Frankfurt am Main, wurde als bester Kurzvortrag der diesjährigen Tagung prämiert. Das Poster „Zur Wirksamkeit von Zink auf das Krankheitsbild der Dysgeusie – eine klinische Doppel-Blind-Studie“ von Stefan Habiger, Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, Universität Erlangen-Nürnberg, wurde als bestes Poster ausgezeichnet.

Der Tagungsleiter Prof. Dr. Jörg Rudolf Strub eröffnete das wissenschaftliche Programm und verwies auf das moderne Konzept der Verbindung von Wissenschaft und attraktivem Freizeitangebot. Im Anschluss daran begrüßte der 1. Vorsitzende der DGZPW Prof. Dr. Thomas Kerschbaum die Tagungsteilnehmer im Dome.

Die Hauptvorträge wurden durch das interessante Einführungsreferat „A critical review of some Dogmas in Prosthodontics“ von Prof. Dr. Gunnar Carlsson, Göteborg, eröffnet. Zahlreiche empirische Dogmen der Zahnmedizin – so genannte „Old truths“, wurden mit evidenzbasierten klinischen Studien verglichen und wissenschaftlich widerlegt. Die Dogmen „Die Qualität der Prothesen und der unterstützten Gewebe sind nah in Zusammenhang mit der Patientenzufriedenheit“ und „Fehlende Zähne müssen immer versorgt werden. Das gesunde Kausystem braucht komplette Bezahnung“ wurden diskutiert.

Therapieentscheidung und Therapieplanung

Prof. Dr. Michael Walther, Dresden, stellte in seinem Hauptvortrag die empirischen Dogmen „Therapieentscheidung und Planung“ zur Diskussion. Er verwies auf den geringen Anteil zahnärztlich-prothetischer Therapiemaßnahmen, welche durch randomisierte kontrollierte Therapiestudien belegt sind. Die prothetische Entscheidungsfindung und Therapie müssen in vielen Fällen auf der Basis von Wissen niedriger Evidenzstufen durchgeführt werden. Aus diesem Grund wurde die Forderung nach einer zukunftsorientierten Zahnmedizin geäußert, welche einen am klinischen Problem und biologischen Nutzen orientierten Behandlungsansatz aufweist.

Zum Thema „Präprothetisch-chirurgische Behandlungsmaßnahmen zur Verbesserung der Implantatästhetik“ referierte Dr. Oded Bahat, Privatpraxis, Beverly Hills, Los Angeles, USA. Mittels hervorragend dokumentierter Fälle stellte er dreidimensionale Hart- und Weichgewebs-Augmentationen und ihre Grundlagen vor und verwies auf die technischen Risiken und Nutzen dieser Techniken. Zum Beispiel ist es mittels der Ballontechnik möglich, vor großen dreidimensionalen Kieferkamm-Augmentationen Weichgewebe zur späteren plastischen Deckung zu schaffen. Dieses Vorgehen ermöglicht eine spannungsfreie Wundadaptation und verringert dadurch das Risiko einer Exposition des Augmentates.

Rekonstruktion des Periimplantationsgewebes

Prof. Dr. Dr. Rainer Schmelzeisen, Freiburg, gab in seinem Vortrag „Periimplantologische Weichgewebe- und Knochenrekonstruktion durch Tissue Engineering“ einen Überblick über bereits in der klinischen Anwendung integrierte Transplantate der Haut und Schleimhaut sowie über Indikationen und Perspektiven verschiedener zukunftsweisender Verfahren. Außerdem stellte er eine klinische Pilotstudie über die Augmentation des posterioren Oberkiefers, mit einer Knochenmatrix, welche aus auf Ethisorb-Flies gezüchteten Periostzellen des Unterkiefers bestand vor.

Prof. Dr. Kenneth Malament, Boston, USA, stellte in seinem Vortrag anhand einer prospektiven randomisierten klinische Studie die Belastungsmechanik von drei verschiedenen Keramiksystemen über einen Zeitraum von 20 Jahren vor. Er wies auf die Bedeutung der dynamischen Belastung hin, da die statische Belastbarkeit einer Keramik keine dominante Kenngröße für den Erfolg sei. Einen besonderen Schwerpunkt in seinem Vortrag nahm die evidenzbasierte Zahnmedizin ein.

Dr. Peter Weigl, Frankfurt/ Main, berichtete über die Zukunft zahnärztlicher Prothetik in Bezug auf Hightech-Innovationen. Die Abhängigkeit der zukünftigen zahnärztlichen Prothetik von demographischen Entwicklungen, Kostendruck, Erwartungshaltung des Patienten, Werkstoffsystemen, Minimal-Invasität und Implantologie waren einige Hauptfaktoren seines Vortrages. Vorteile sowie neue Risiken für Patient und Behandler wurden aufgezeigt und an Hand gegenwärtiger Hightech-Innovationen kritisch hinterfragt. Dr. Alessandro Devigus, Buelach, Schweiz, diskutierte in seinem Vortrag „Digitale Bilder in der Praxis“ die Bedeutung der Digitalisierung der Zahnarztpraxis. Über die Grundlagen der Dokumentation, Kommunikation und Präsentation hinaus wurden Begriffe aus der professionellen dentalen Fotografie, sowie deren Bildbearbeitung anschaulich erläutert. Dr. Sven Markus Beschnidt, Filderstadt, und Dr. Alexander Krausse, Wachenheim, präsentierten in ihrem Hauptvortrag „(R)Evolution in Imaging“ den aktuellen Stand in der digitalen Videobearbeitung.

Neben der Vermittlung praktisch umsetzbarer Erkenntnisse, gab die Veranstaltung einen Ausblick auf die Zukunft der Prothetik. Auf dieser Basis dürfen wir Entwicklungen erwarten, die sicher noch größere Fortschritte bringen werden.

Das moderne Tagungskonzept der diesjährigen DGZPW auf hohem wissenschaftlichem, kommunikativem und erlebnisreichem Niveau setzte neue Maßstäbe für folgende Tagungen. Vor dem Wissenschaftlichen Programm tagten die sechs verschiedenen Arbeitskreise der DGZPW an unterschiedlichen Tagungsorten. Die nächste DGZPW Tagung findet in Kiel vom 13. bis 16. Mai 2004 statt.

Wael AttMichael VogelerAbteilung Poliklinik für Zahnärztliche ProthetikÄrztlicher Direktor Prof. Dr. J. R. StrubUniversitätsklinikum FreiburgHugstetter Str. 55, 79106 FreiburgE-Mail:attwael@zmk2.ukl.uni-freiburg.devogeler@zmk2.ukl.uni-freiburg.deInternet:www.ukl.unifreiburg.de/zmk/proth/homede.htm

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