Varianten von Hauttumoren

Amelanotisches Melanom des Gesichtes

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Kasuistik

Eine 55-jährige Patientin berichtete über eine umschriebene „Verhärtung” der Haut im Bereich der linken Wange. Hinzu kam ein Juckreiz in der betroffenen Region. Klinisch zeigte sich eine knötchenförmige Hautveränderung mit rötlichem Randsaum im Bereich der Wange (Abb. 1). Die Detailaufnahme zeigt, dass es sich um eine sieben mal sechs Millimeter große, deutlich erhabene, nicht pigmentierte, knötchenförmige Läsion mit oberflächlicher Gefäßzeichnung handelt (Abb. 2).

Drei Wochen wurde diese Läsion mit verschiedenen Salben therapiert. Da keine Befundbesserung eintrat, erfolgte die Entnahme einer Gewebeprobe. Diese zeigte Anteile eines spindelzelligen, amelanotischen Melanoms.

Zur weiteren Therapie wurde die Patientin in unsere Klinik überwiesen. Dort erfolgte die Resektion des Melanoms mit Sicherheitsabstand (Abb. 3 und 4). Die histologische Untersuchung des Resektates ergab ein elf Millimeter dickes, malignes Melanom mit amelanotischem, knotigem, spindelzelligem Anteil und beginnender lymphogener loco regionärer Metastasierung. Das entsprechende histologische Bild zeigt dicht gepackte Spindelzellformationen mit ausgeprägten Zell- und Kernatypien sowie zahlreichen Mitosefiguren (Abb. 5a und b). Nur sehr spärlich finden sich Melaninpigmente. (Die histologischen Präparate wurden freundlicherweise von Dr. med. Wolfgang Breuninger, Hautklinik der Johannes Gutenberg- Universität Mainz, zur Verfügung gestellt). Da der Tumor weit im Gesunden entfernt wurde, konnte der Wangendefekt zeitnah mit einem Wangenrotationslappen gedeckt werden (Abb. 6).

Diskussion

Das maligne Melanom ist ein bösartiger Tumor der pigmentbildenden Zellen und gehört zu den Tumoren mit der höchsten Zuwachsrate der Inzidenz [Riede et al., 2001; Becker und Wahrendorf, 2000]. In erster Linie werden Patienten im höheren Altersbereich (> 50 Jahre) betroffen [Becker und Wahrendorf, 2000]. Das maligne Melanom entsteht meist in der äußeren Haut; es können aber auch die Schleimhautregionen, die Uvea und Iris und die Meningen betroffen sein [Riede et al., 2001]. 25 Prozent aller Melanome entstehen in der Kopf- Hals-Region [Neville et al., 2002]. Nach Lokalisation und Wachstumsart werden im Hautbereich die vier Typen superfiziell spreitendes Melanom, Lentigo-maligna-Melanom, noduläres Melanom und akral-lentiginöses Melanom unterschieden [Riede et al., 2001; Neville et al., 2002]. Die Tumorzellen können sich sowohl horizontal als auch vertikal ausbreiten und führen dann zu den typischen Erscheinungsbildern der vier genannten Typen. Gemeinsames Merkmal aller Typen ist aber in der Regel die deutliche Pigmentierung der Läsion, die von braun bis tief schwarz reichen kann [Neville et al., 2002; Riede et al., 2001]. Im Gegensatz dazu ist die bei der hier vorgestellten Patientin vorliegende nicht pigmentierte, so genannte amelanotische Form viel seltener. Histologisch finden sich hier keine oder nur spärlich nachweisbare Melaninpigmente. In diesen Fällen kann sowohl klinisch als auch histologisch die Diagnostik schwierig sein. Auch bei dem hier vorgestellten Fall wurde primär nicht an ein Melanom gedacht und die Hautläsion mehrere Wochen mit Salben therapiert. Vom äußeren Aspekt hätte die Läsion auch einem nodulären Basaliom zugeordnet werden können [Riede et al., 2001]. Auch das Basaliom kann ein knötchenförmiges Erscheinungsbild mit Gefäßzeichnungen aufweisen [Neville et al., 2002].

Der hier vorgestellte Fall soll die Vielgestaltigkeit der bösartigen Hauttumoren demonstrieren. Wie bei allen malignen Tumoren ist die Überlebenschance für den Patienten umso größer, je früher die richtige Diagnose gestellt und die adäquate Therapie eingeleitet wird. Insbesondere dem Zahnarzt kommt aufgrund seiner regelmäßigen und vergleichsweise häufigen Patientenkontakte eine entscheidende Rolle in der Früherkennung von Tumoren, nicht nur in der in der Mundhöhle, sondern auch im Bereich des Gesichtes zu.

Prof. Dr. Dr. Torsten E. ReichertPD Dr. Dr. Martin KunkelKlinik für Mund-, Kiefer- und GesichtschirurgieJohannes Gutenberg-UniversitätAugustusplatz 2, 55131 Mainz

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