2. Homburger Symposium

Moderne Konzepte zur Versorgung der Einzelzahnlücke

Nach positiver Resonanz und erfolgreich verlaufenem 1. Symposium „Aktuelle Zahnheilkunde“ im Vorjahr hatte die Landeszahnärztekammer des Saarlandes in Kooperation mit der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Homburg Ende September zum 2. Homburger Symposium geladen.

Das Thema „Moderne Konzepte zur Versorgung der Einzelzahnlücke“ lockte über 300 Zahnärzte aus dem Saarland und den angrenzenden Bundesländern in den Hörsaal der Anatomie und bestätigte damit das Engagement zur freiwilligen Fortbildung am Standort der Universitätskliniken in Homburg.

Dem Tagungspräsidenten und Fortbildungsreferenten der Landeszahnärztekammer Prof. Dr. Matthias Hannig, Homburg, war es abermals gelungen, zu diesem innerhalb der Zahnärzteschaft aktuell kontrovers diskutiertem Thema acht namhafte Referenten aus dem Inland und deutschsprachigen Ausland zu gewinnen. Die systematische Gliederung der Einzelvorträge ließ am Ende der Tagung die Teilnehmer wichtige und fundierte Informationen mit nach Hause nehmen.

In seiner Begrüßungsrede blickte Prof. Hannig auf die vergangenen 20 Jahre in der Zahnheilkunde zurück und verwies dabei auf den innovativen Fortschritt bei der Versorgung des Lückengebisses. Lücke heißt heutzutage schon lange nicht mehr automatisch Brücke, wie die ausgewählten Fachvorträge belegen konnten. Der Vorsitzende der Landeszahnärztekammer des Saarlandes, Sanitätsrat Dr. Wolfgang Weis, Saarbrücken, dankte in seiner Begrüßungsrede den zahlreich erschienenen Kollegen und erwähnte die Bedeutung der zahnärztlichen Fortbildung für den Berufsstand der Zahnärzte. Trotz der widrigen Umstände in der Gesundheitspolitik, in der verabschiedete Gesetze nicht einmal das Datum des geplanten In-Kraft-Tretens erleben (zum Beispiel Zahnersatzregelung), sei der Fortbildungswille der Zahnärzteschaft ungebrochen, das zeige der Teilnehmerrekord dieser Veranstaltung.

Zahnärzte erreichen Umfragen zufolge eine Zufriedenheitsquote von bis zu 80 Prozent bei ihren Patienten und lassen damit im entgegengebrachten Vertrauen andere Berufsgruppen weit hinter sich. Die Universitätszahnklinik Homburg/Saar spielt in der Frage der Fortbildung eine große Rolle und bietet den saarländischen Zahnärzten ständig innovative Themen und eine enge Zusammenarbeit an.

Lückenmanagement

Die Einleitung in das wissenschaftliche Programm begann mit der Fragestellung „Für jede Lücke eine Brücke?“ Hierzu referierte Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Gernet, München, und stellte die Indikationen zum Lückenschluss heraus. Die moderne Zahnheilkunde hält hierfür weitaus mehr Möglichkeiten bereit, so dass der Lückenschluss nicht primär durch eine Brückenversorgung erfolgen muss. Der konventionellen Brücke stehen mittlerweile alternative Verfahren wie die dentale Implantologie oder Kompositrestaurationen gegenüber. Trotz des restaurativen Gedankens bei diesen Verfahren sollte dabei nicht der prophylaktische Charakter einer Brückenversorgung zur Vermeidung von Folgeerkrankungen nach Zahnverlust übersehen werden. Die kieferorthopädischen Möglichkeiten und Grenzen des „Lückenmanagements“ erläuterte Prof. Dr. Jörg Lisson, Homburg, in seinem Vortrag. Mit seinen präzisen Vorgaben und Lösungsvorschlägen gab er dem Zuhörer wichtige Informationen für den Praxisalltag mit auf den Weg. Insbesondere machte er darauf aufmerksam, dass ein Kieferorthopäde entgegen der geläufigen Meinung nicht jede Lücke schließen kann. Prof. Dr. Peter Rammelsberg, Heidelberg, verwies in seinem Vortrag „Brückenversorgung – konventionell“ auf die über 100 Jahre zurückgehende fundierte Datenlage für die Brückenversorgung. Die Studienlage bescheinigt der konventionellen Brücke eine gesicherte und zuverlässige Versorgungsvariante mit großer Erfolgswahrscheinlichkeit bezüglich ihrer Lebensdauer. Mit einem Überblick über den Einsatz der innovativen Werkstoffe Titan und Vollkeramik und den damit erreichbaren ästhetischen Möglichkeiten erläuterte er dem Zuhörer den State of the Art prothetischer Zahnheilkunde. Lückenlos an dieses Thema schloss sich der Vortrag „Brückenversorgung – adhäsiv“ von Prof. Dr. Peter Pospiech, Homburg, an. Mit seinen Untersuchungen zum adhäsiven Verbund von Klebebrücken kommt er dem Anspruch moderner Zahnheilkunde im Sinne von Substanzschonung, mikroinvasiver Behandlung und Biokompatibilität nach. Wie Langzeitergebnisse belegen, kann durch optimierte Präparationsformen und Verbundsysteme das Indikationsspektrum erweitert und ein praktikabler Einsatz in der Praxis erreicht werden.

Implantologie versus herkömmlicher Zahnersatz

Die dentale Implantologie stellt eine etablierte, gesicherte Behandlungsalternative zu den beschriebenen Verfahren der Lückenversorgung dar. Die während einer Parodontitis entstandenen „Weich- und Hartgewebsdefekte“ am Zahnhalteapparat stehen einer gewöhnlichen Implantatinsertion im Wege. Für diese „Problemfälle“ schilderte Dr. Dr. Thomas Binger, Homburg, Möglichkeiten zum „Hartgewebe-Management“ beim Einzelzahnimplantat. Verschiedene Techniken zur Gestaltung und Optimierung des knöchernen Implantatlagers mit und ohne Knochentransplantat erweitern heutzutage das implantologische Spektrum. Im gleichen Maße wie der Knochen für die Implantatstabilität unabdingbar ist, entscheidet das umgebende Weichgewebe über die Ästhetik einer Implantatversorgung. Prof. Dr. Michael Augthun, Aachen, konnte anhand seiner präsentierten Patientenfälle das „Weichgewebe-Management am Einzelzahnimplantat“ dem interessierten Publikum näher bringen. Mittels Bindegewebstransplantat und plastisch-ästhetischen Eingriffen sind zufrieden stellende Korrekturen der Gingiva nach Verlust von Weichgewebe möglich. Die „Versorgung der Einzelzahnlücke durch Sofortimplantation“ wurde von PD Dr. Dr. Stefan Schultze-Mosgau, Erlangen, vorgetragen.

Die Sofortimplantation hat nach Auswertung der Studienlage und eigener Untersuchungen von Schultze-Mosgau entscheidende Vorteile auf das Behandlungsergebnis und die Implantatstabilität. Zukünftig können die Techniken mittels Tissue-Engineering und dem Einsatz von Wachstumsfaktoren optimiert werden, wie die vorgestellten Untersuchungen zeigten. Den Weg zur Versorgung einer Einzelzahnlücke mit einem autologen Zahntransplantat stellte Prof. Dr. Dr. Robert Haas, Wien, vor. Das Zahntransplantat zur Versorgung der Einzelzahnlücke stellt mit seiner über 80-prozentigen Erfolgswahrscheinlichkeit über zehn Jahre eine gute Lösung bei entsprechender Ausgangslage und Voraussetzungen dar; allerdings belegen Langzeitergebnisse auch gewisse Spätkomplikationen mit Transplantatverlusten.

Rundum, die Tagung war aufgrund der facettenreichen Darbietung der aktuellen Zahnheilkunde ein großer Erfolg und die teilnehmenden Zahnärzte konnten die neu gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen in ihren Praxisalltag integrieren.

ZA Thomas KindermannUniversitätsklinikum des SaarlandesKlinik für Zahnerhaltung, Parodontologie undpräventive Zahnheilkunde, Gebäude 7366421 Homburg/Saar

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