Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser,

Aristoteles und Isaac Newton taten es, Marylin Monroe und Winston Churchill ebenfalls. Auch Bruce Willis ist einer von ihnen. Was diese Berühmtheiten gemeinsam haben, ist ihr ständiger Kampf ums Wort: Sie sind Stotterer.

Fünf Prozent aller Kinder zwischen drei und fünf Lebensjahren müssen sich dieser den Alltag beeinträchtigenden schwerwiegenden Sprechstörung stellen. Was früher schnell den drastischen und noch dazu falschen Stempel geistiger Behinderung einbrachte, wird aber heute nach neueren Erkenntnissen anders eingeschätzt, anders behandelt und glücklicherweise auch vom Umfeld inzwischen mit ganz anderer Toleranz betrachtet.

Denn Stotterer, die sich selbst ihrer Sprechstörung viel bewusster sind als Außenstehende, registrieren das Verhalten der Anderen. Sie bemerken deren Ungeduld, deren Unwillen, sich mit dem Problem des Gegenübers – und sei es nur mit entsprechender Geduld – auseinander zu setzen. Also setzen sich die Betroffenen unter Druck. Das Ergebnis ist klar: Die Anspannung steigt.

Oft reagieren Stotterer selbst mit Versuchen, entsprechende Situationen zu vermeiden – bis zur Konsequenz gesellschaftlicher Isolation. Das Aussparen prekärer Situationen erscheint unter widrigen Bedingungen rationaler als das Durchstehen und Kämpfen um jedes Wort, das „nicht raus will“. Der Umgang mit dieser Form von Blockade ist für die Betroffenen anstrengend. Nicht nur psychisch, sondern körperlich. Das Überwinden der Wortsperre erfordert den Einsatz großer Kräfte. Wer stottert, vermeidet gedanklich vorausschauend das Problem durch die Suche nach alternativen Begriffen, oder er geht mit hohem Körpereinsatz gegen die krampfartige Blockade an.

Spezialisten wie der Bonner Stottertherapeut Holger Prüß – er kennt das Krankheitsbild aus eigener Erfahrung – raten zum bewussten Umgang mit der Sprechbehinderung, auch zur Akzeptanz des Stotterns.

Er selbst habe sein therapeutisch richtiges Verhältnis zur Problematik erst gefunden, seit er jenseits einer konsequenten Vermeidungsstrategie auch zwischenzeitliches Stottern wieder zugelassen habe.

Abgesehen von der inzwischen durchaus erprobten Methodik professioneller Behandlungsmaßnahmen – dazu gehört natürlich auch ein waches Auge auf das zahnärztliche „Terrain“ – bleibt für das Miteinander im Alltag die hoffentlich inzwischen von vielen akzeptierte klassische Maxime, Geduld zu haben und gelassen zu bleiben.

Mit freundlichem Gruß

IhrEgbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

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