Prophylaxe

Mundgesundheit in Kindergärten und Grundschulen kann verbessert werden

Heftarchiv Zahnmedizin
Obwohl sich in den letzten Jahren die Mundgesundheit bei Jugendlichen in Großbritannien stark verbessert hat, stellt die hohe Kariesprävalenz insbesondere bei Kindern weiterhin ein ernstzunehmendes Problem dar. Eine kürzlich veröffentlichte, in Wales durchgeführte Studie zeigt, dass mehr als 50 Prozent aller Fünf-Jährigen eine Karies aufwiesen, die mit einer Füllung oder sogar einer Extraktion therapiert wurde.

In Gebieten mit sozioökonomischer Benachteiligung ist die Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen oft stark reduziert und spiegelt sich in einer höheren Kariesprävalenz wider. Eine gesundheitsfördernde Umgebung und die Annahme der empfohlenen gesundheitsfördernden Verhaltensweisen sind deshalb dringend notwendig. Kinder verbringen einen nicht zu vernachlässigenden Teil ihrer Kindheit in der Ausbildung und deshalb können Schulen einen entscheidenden Einfluss sowohl auf die allgemeine Gesundheit als auch auf die Mundgesundheit nehmen. Mit der WHO Initiative „Health Promoting Schools“ (HPS) sollen gesundheitsfördernde Maßnahmen an Schulen etabliert und die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler regelmäßig kontrolliert werden. Untersuchungen zufolge verfügen von der Schulleitung initiierte Initiativen wie Früchte-Shop und Wasserspender über ein hohes Potenzial, die Gesundheit zu fördern. Unklar ist, inwieweit auch Kindergärten und Grundschulen Einfluss auf die allgemeine Gesundheit als auch auf die Mundgesundheit nehmen können, insbesondere in sozial schwachen Gebieten. Das Ziel der vorliegenden Studie war, die Möglichkeiten und Herausforderungen zu evaluieren, die Mundgesundheit von Grundschulkindern zu verbessern.

Für diese qualitative Untersuchung wurden 18 Grundschulen und zwei Kindergärten mit sozialer und ökonomischer Benachteiligung in Cardiff (Wales, Großbritannien) ausgewählt. Die Datenerhebung erfolgte durch Interviews, die mit der Schulleitung oder deren Stellvertretern geführt wurden. Anhand dieser Gespräche sollten Informationen über relevante Hintergründe zur Verbesserung der allgemeinen Gesundheit und der Mundgesundheit gewonnen werden.

Das von den Schulen vermittelte allgemeine Gesundheitsbewusstsein war gut. Alle Schulen fördern den Verzehr von frischem Obst, Milch und Wasser; Produkte wie kohlensäurehaltige Getränke und Süßigkeiten werden abgelehnt. Schulen, die solche gesundheitsfördernden Maßnahmen noch nicht vollständig umgesetzt haben, sind im Begriff, dies zu tun. Die meisten Schulen haben jedoch keinen oder nur einen seltenen Kontakt zu lokalen Gesundheitsberatern, Ärzten oder Zahnärzten. Das Hauptanliegen der Schulen war, durch die gesundheitsfördernden Maßnahmen die allgemeine Gesundheit der Kinder zu verbessern und die Aufmerksamkeit als auch Lernfähigkeit der Kinder zu steigern. Darüber hinaus wurden gemeinsame Frühstücksaktivitäten eingeführt, um die sozialen Kontakte und das Sozialverhalten zu verbessern; dies zeigte einen positiven Einfluss auf die Anwesenheit, die Pünktlichkeit und das Benehmen. In dieser Studie wurden die Fragen zur Mundgesundheit getrennt von den allgemeinen Gesundheitsfragen ausgewertet und es zeigte sich, dass diese im Vergleich zur Allgemeingesundheit nur geringfügig gefördert wurde. Alle Schulen bekundeten jedoch ein Interesse an Zahnputzmaßnahmen; diese wurden zum Zeitpunkt der Erhebung (2005) jedoch nur an zwei Schulen durchgeführt. Bemerkenswert war auch die Feststellung, dass das Wissen über den Umgang mit zahnärztlichen Notfällen (zum Beispiel Zahntraumata) limitiert war.

Die hier vorliegende Studie konnte zeigen, dass die untersuchten Grundschulen grundsätzlich die Absicht verfolgten, die Gesundheit der Kinder zu verbessern. Die HPS-Initiative hat somit einen deutlich positiven Einfluss auf das Gesundheitsbewusstsein der Kinder. Da die Mundgesundheit mit der allgemeinen Gesundheit in enger Verbindung steht, sollte es Aufgabe des zahnärztlichen Teams sein, die Zahngesundheit in die allgemeinen gesundheitsförderlichen Maßnahmen der Schulen stärker zu integrieren. Durch Besuche des zahnärztlichen Teams in den Schulen könnten Prophylaxemaßnahmen (zum Beispiel gemeinsames Zähneputzen, Ernährungsberatung) oder auch zahnärztliche Kontrolluntersuchungen die Mundgesundheit verbessern.

Quelle: Gill P., Chestnutt I.G., Channing D. Opportunities and challenges to promoting oral health in primry schools. Community Dent Health 2009; 26: 188-192.

OA Dr. Peter TschoppeCharité, Universitätsmedizin BerlinCharitéCentrum 3 für Zahn-, Mund- und KieferheilkundeAbteilung für Zahnerhaltungskunde und ParodontologieAßmannshauser Str. 4-614197 Berlinpeter.tschoppe@charite.de

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