Investmentfonds kaufen

Entscheidungshilfen suchen

Egal ob Sicherheitsfanatiker oder Zocker – mithilfe von Investmentfonds können sich Anleger beinahe jeden Wunsch erfüllen. Die Schwierigkeit besteht darin, aus der Masse des Angebots den passenden Fonds auszuwählen. Hilfreich ist, wenn der Käufer weiß, welche Kriterien er bei der Auswahl beachten muss, damit das Papier ins Depot passt.

Der deutsche Anleger hat es nicht leicht. Kann er doch aus mehr als 10 000 verschiedenen Fonds wählen, um sich ein Depot ganz nach seinen Wünschen und Vorlieben zusammenzustellen. Allein der „Bundesverband Investmentfonds“ versammelt unter seinem Dach 7 124 Publikumsfonds, die wiederum für ihre Anleger 675 Milliarden Euro managen.

Das Prinzip, wie Fonds funktionieren, ist einfach: Viele Anleger zahlen ihr Geld in einen Topf. Dieses Vermögen legt ein professioneller Geldmanager entsprechend einer bestimmten Strategie so an, dass er einen möglichst hohen Gewinn erzielt. Je nach Risiko fließt das Geld in Aktien, Anleihen, Immobilien oder auch in andere Fonds. Jeder Sparer hält entsprechend seines ein-gezahlten Betrags Anteile an dem von ihm gewählten Fonds, die er jederzeit wieder verkaufen kann. Das Angebot reicht vom Aktienfonds über Renten- bis zum Mischfonds – ein Mix aus beiden.

Diese Fondsvarianten erschließen sich dem Laien schnell. Darüber hinaus aber packen findige Manager alles in Fonds, was man sich nur vorstellen kann: Aktien aus bestimmten Branchen, Klimarechte, Aktien von Unternehmen in Schwellenländern, Indizes, ethische sowie ökologische Anlagen und vieles mehr. Hinter jedem Fonds steckt eine bestimmte Anlagestrategie.

Der erste Schritt zur Wahl des richtigen Fonds ist die ernsthafte Auseinandersetzung mit den eigenen Bedürfnissen und Erwartungen. Geht es um die Altersvorsorge oder handelt es sich um „Spielgeld“, mit dem der Anleger sich auch mal an risikoreichere Papiere heranwagen möchte.

Klar ist: Wer überdurchschnittliche Rendi-ten erwartet, kommt um Abstriche bei der Sicherheit nicht herum. Risikoreiche Fonds haben eine größere Schwankungsbreite (Volatilität). Dazu gehören zum Beispiel Aktienfonds. Mehr Sicherheit und eine ruhigere Kursentwicklung bei niedrigeren Renditen versprechen Rentenfonds. Hochspekulativ hingegen sind Fonds, deren Papiere sich in einem engen Markt bewegen wie zum Beispiel Aktien aus Schwellen- ländern oder spezielle Branchenfonds wie Telekommunikation.

Wahl zwischen Risiko- oder Sicherheitsanlage

Aus der Risikobereitschaft ergibt sich die Entscheidung für die Art des Fonds. Um das passende Produkt zu finden, bieten bestimmte Merkmale hilfreiche Orientierung.

• Wertentwicklung

Die Kurve der Wertentwicklung eines Fonds, auch Performance genannt, zeigt an, wie sich der Preis der Fondsanteile in der Vergangenheit entwickelt hat. Dabei kommt es darauf an, ob Kosten wie Ausgabeaufschlag oder Verwaltungsgebühren mit eingerechnet sind oder nicht. Seriöse Quellen berechnen eine Nettorendite. Gemessen wird die Rendite am Kurvenverlauf eines Index, an den sich der Fondsmanager bei der Gestaltung des Fonds anlehnt. Dabei handelt es sich um die sogenannte Benchmark. So muss sich ein Fonds mit deutschen Aktien am DAX messen lassen. Investiert ein Fonds in internationale „Blue Chips“, dient als Vergleichsmaßstab der „MSCI World-Index“. Das ist eine Indexfamilie mit 3 000 verschiedenen Indizes für regionale Aktien und Anleihen, konstruiert von der Investmentbank „Morgan Stanley“. Auch ein langfristiger Vergleich mit der Performance der Fonds-Konkurrenz gibt Hinweise auf die Qualität eines Fonds.

Auszeichnungen von Rating-Agenturen wie „StandardPoor’s“, „Feri“ oder „Morning-star“ heben vor allem die Arbeit des Managers hervor. Nicht vergessen sollten Anleger, dass es sich bei der Performance-Kurve und auch bei einem guten Rating immer nur um eine Vergangenheitsbe-trachtung handelt, die keine Aussage über künftige Entwicklungen zulässt.

• Ranglisten

Ein beliebtes Verkaufsargument bei Fonds sind die Ranglisten, die jedes Jahr von verschiedenen Institutionen erstellt werden. Christian Michel, Fondsanalyst bei Feri, stellte schon vor Jahren fest: „Zwischen dem Platz im Ranking und dem späteren Abschneiden eines Aktienfonds gibt es keinen größeren Zusammenhang.“ Daran hat sich nichts geändert. Nur für die schlecht bewerteten Fonds erkennt Anlageexperte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg einen Zusammenhang mit den Plätzen auf der Rangliste: „Die Fonds aus dem unteren Fünftel sollte man in der Tat nicht kaufen.“

Was die Spitzenreiter angeht, so haben sie diese Position häufig mit riskanten Strategien erreicht, die in der Vergangenheit funktioniert haben, die sich aber in den Folgejahren oft nicht wiederholen lassen. Ein weiteres Problem, das sich aus einem Spitzenplatz ergibt, ist der enorme Mittel-zufluss, den Top-Fonds erleben. Denn sowohl der Bankberater als auch der belesene Anleger setzen auf diese Fonds. Für den Manager bedeutet der in der Finanzmarktforschung „Kiss of Death“ (Todeskuss) genannte Geldsegen heftigen Stress. Häufig kann er mit dem neuen Vermögen die erfolgreiche Strategie nicht fortführen. Die

Performance stürzt ab. Dr. Andreas Beck vom „Institut für Vermögensaufbau“ analysiert die Vermögensverwaltung von Banken. Er meint: „Es gibt keinen Kompetenznachweis für Fondsmanager. Man kann nachweisen, dass es Zufall ist, wenn Manager bessere Resultate erzielen als der Index. Selbst wenn er es zehn Jahre lang schafft, heißt das nicht, dass er es in Zukunft auch kann.“

• Modetrends

Einen großen Bogen sollten Anleger um Modetrends machen. Zwar liefen in diesem Jahr Unternehmensanleihen besonders gut. Das funktionierte aber nur so lange, bis zu viele Fondsmanager den Trend so weit verstärkt hatten, dass die Renditen in den Keller gingen. Dank der starken Nachfrage nach hochrentierlichen Anleihen sank der Zins, die Unternehmen konnten sich günstiger verschulden. Das galt auch für Schuldner von nicht so guter Qualität. „Die Folge ist“, so Beck, „inzwischen decken auch diese High-Yield-Anleihen das Ausfallrisiko nicht mehr.“

Die Anleger werden für die Risiken, die sie mit dem Kauf solcher Anleihen eingehen, nicht mehr belohnt. Trotzdem, glaubt Beck, werden die Bankberater diese Fonds weiterhin empfehlen, weil sie eine tolle Performancekurve aufweisen. Dieses Argument überzeugt die meisten Kunden. Dabei ist der Zeitpunkt zum Ausstieg längst gekommen. Beck: „Die Privatanleger kaufen immer als letzte.“

Vor fragwürdigen und riskanten Innovationen warnt Christine Benz, Direktor für Personal Finance bei der Ratingagentur Morningstar: „Wollen Anleger in ein bestimmtes Produkt investieren, sollte es eine nachvollziehbare Historie von zehn Jahren aufweisen. Nur so lässt sich analysieren, wie sich ein Fonds in konkreten Situationen verhält.“ Außerdem ermuntert sie dazu, den Berater so lange zu fragen, bis man das angepriesene Produkt verstanden hat: „Oft sind die einfachen Fragen die richtigen, und man sollte niemals davor zurückschrecken, sie zu stellen.“

• Kosten

Beim Kauf von gemanagten Fonds fallen in der Regel fünf Prozent Ausgabeaufschlag an. Wer zum Beispiel 10 000 Euro in einen Aktienfonds investieren will, verliert schon beim Kauf knapp 500 Euro. Dieses Geld kassiert zum größten Teil die Bank dafür, dass sie ihrem Kunden die Papiere ver- kauft hat. Bei Rentenfonds fällt die Abgabe etwas niedriger aus. Wie hoch der Aufschlag ist, können Leser einer großen Tageszeitung selbst berechnen. Im Börsenteil sind viele Fonds mit zwei Preisen aufgelistet: Kauf- und Rückgabekurs. Die Differenz entspricht dem Ausgabeaufschlag. Dieser fällt weniger ins Gewicht, je länger der Anleger seine Anteile hält und je höher der Kurs steigt.

Entscheidend ist die Höhe der Gesamt- kostenquote, auch TER genannt. Hinter der „Total Expense Ratio“ verbergen sich die Verwaltungsgebühren wie zum Beispiel für die Fondsgeschäftsführung und den Wirtschaftsprüfer sowie Betriebskosten und Depotgebühren. Die TER liegt zwischen 1 und 1,5 Prozent. Nicht eingerechnet sind der Ausgabeaufschlag und die sogenannte Performance Fee. Dabei handelt es sich um eine Art Erfolgsabgabe an den Manager, wenn er den Index schlägt, an dem sich der Fonds orientiert. Beck lehnt Fonds mit Performance Fee grundsätzlich ab: „Die Performance Fee gehört dem Anleger. Er allein trägt schließlich das Risiko der Anlage.“ Die Erfolgsabgabe und andere Fantasie- gebühren sind nicht in der TER enthalten, drücken aber die Rendite. Wie Beck hält auch Nauhauser die Höhe der Kosten für entscheidend bei der Wahl des Fonds: „Eine ganze Reihe von Untersuchungen zeigen, dass Fonds mit niedrigeren Kosten höhere Renditen bringen.“ Anleger, die nicht auf die Hilfe ihres Bankberaters angewiesen sind, können Kosten sparen, in dem sie gemanagte Fonds bei einem Fondsdiscounter kaufen. Er gibt Rabatte auf den Ausgabe-aufschlag, oder verzichtet sogar ganz.

Kein Ausgabeaufschlag und auch nur geringe Verwaltungsgebühren fallen bei Indexfonds an. Da sie sich bei der Anlage ausschließlich nach bestimmten Indizes wie zum Beispiel dem DAX richten, brauchen sie keinen Manager. Allerdings müssen sich Anleger ihre Informationen meistens selbst beschaffen. Der Berater in der Bank hat sie selten im Angebot – die Bank verdient ja nichts daran. Anleger kaufen sie über eine Online-Bank oder über ihre Bank direkt an der Börse, wenn es sich um ETF (Exchange Traded Fonds) handelt. Darunter fallen neben Indexfonds auch börsengehandelte ge- managte Fonds. Statt des hohen Ausgabeaufschlags sind nur die Börsengebühren von ein paar Euro zu bezahlen. So hat die Börse Hannover mehr als 1 000 Fonds im Angebot, die sie ohne Aufschlag verkauft. Die Börsengebühr beträgt 15 Euro.

Marlene EndruweitFachjournalistin für Wirtschaftm.endruweit@netcologne.de

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