Elefanten-Kindergesundheitsstudie

Grundschüler unter Stress

Viele Kinder fühlen sich bereits in der Grundschule gestresst, zeigt die aktuelle Elefanten-Kindergesundheitsstudie. Eine weitere Erkenntnis: Die Kinder haben schon in jungen Jahren ein ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein. Das geht aber im Laufe der Jahre oft verloren.

Die Elefanten-Kindergesundheitsstudie ist die größte repräsentative Befragung von Kindern im Alter zwischen sieben und neun Jahren. Das „Prosoz-Institut für Sozialforschung – Prokids“ hat dafür in Zusammenarbeit mit dem „Deutschen Kinderschutzbund“ (DKSB) knapp 5 000 Jungen und Mädchen befragt. „Die Ergebnisse waren zum Teil überraschend“, erklärte der Radiologe und Buchautor Prof. Dietrich Grönemeyer von der Universität Witten/Herdecke bei der Vorstellung in Berlin. Die Studie zeigt, dass bereits Kinder im Grundschulalter Interesse an Gesundheit zeigen. Sie möchten mehr darüber wissen, wie sie gesund bleiben können, und möchten auch selbst etwas dafür tun. Allerdings leiden viele da bereits unter Stress.

Druck in der Schule

Ein Viertel aller befragten Kinder fühlt sich regelmäßig gestresst. Der häufigste Stressfaktor ist dabei die Schule: Insgesamt 26 Prozent der Zweit- und Drittklässler fühlen sich oft oder sehr oft von der Schule gestresst. Eltern und Freunde wiederum lösen nur bei 14 Prozent Stress aus. Die Jungen und Mädchen spüren Erfolgsdruck und Überforderung bei Hausaufgaben, Schularbeiten und Notenvergaben.

„Gerade Kinder, die nicht gut mit Stress umgehen können, greifen häufiger zu Süßigkeiten und suchen Entspannung vorm Fernseher oder vorm Computer“, erklärte DKSB-Sprecher Friedhelm Güthoff. „Das macht sie weder gesünder noch glücklicher.“ Kinder, die sich häufiger gestresst fühlen, greifen öfter zu zuckerhaltigen Limonaden und Süßigkeiten, fand die Befragung heraus. Zur Entspannung suchen viele Schüler Ruhe. Knapp zwei Drittel der Kinder geben an, sich häufiger einfach nur ausruhen zu wollen. Am beliebtesten zur Entspannung sind Lesen, Schlafen und Malen.

Die Studie zeigt auch: Grundschulkinder haben ein ausgeprägtes Gesundheitskonzept. Bereits Sieben- bis Neunjährige haben klare Vorstellungen über ihre eigene Gesundheit und wie sie diese fördern können: Für 96 Prozent der Mädchen und Jungen ist es wichtig, gesund zu sein. Ernährung ist dabei die Schlüsselkategorie. Fast 90 Prozent der Sieben- bis Neunjährigen stimmen der Aussage zu: „Ich finde es wichtig, gesund zu essen.“ Mehr als drei Viertel der Kinder geben an, oft Obst und Gemüse zu essen. Bei Getränken bevorzugen die Kinder Wasser und ungesüßten Tee vor Limonade. Die meisten essen Obst und Gemüse nach eigenen Aussagen „weil es gesund ist“ oder „weil es schmeckt“. Auf die Frage, was Kinder für die Gesundheit brauchen, wird nach gesunder Ernährung Sport und Bewegung am zweithäufigsten genannt.

Verhalten wird ungesünder

Offenbar lasse die Schule den Wissensdurst der Kinder, die in jungen Jahren mehr über Gesundheit erfahren möchten, aber zu oft ins Leere laufen, sagte Grönemeyer. Außerdem seien gemeinsames Kochen und Essen die Ausnahme. „Zu befürchten steht, dass dabei Kinder aus Familien auf der Strecke bleiben, bei denen gesunde Ernährung keine Rolle spielt.“

Den Befragten ist auch klar, dass sie selbst etwas für ihre Gesundheit tun müssen. Das Vorsorgeverhalten ist bei Kindern insgesamt schon stark ausgeprägt. „Das Gesundheitsbewusstsein der Sieben- bis Neunjährigen wird vor allem durch verlässliche Informationen aus der Schule, von Ärzten und aus dem Internet geprägt“, erklärt Anja Beisenkamp, Leiterin des Prokids-Instituts. Fern- sehen und Werbung übten dagegen einen negativen Einfluss aus: Je mehr die Kinder ihr Wissen über Gesundheit aus diesen Quellen beziehen, desto niedriger ist ihr Gesundheitsbewusstsein und desto ungesünder ihr Verhalten. Viele Kinder entwickelten so Verhaltensweisen und Gewohnheiten, die der Gesundheit langfristig abträglich seien, erklärte Grönemeyer.

Der Mediziner sieht neben Eltern und Lehrern auch Sportvereine, Wirtschaft und Politik gefordert, Kinder bei einem gesunden Leben zu unterstützen. Wenn alles ineinandergreife, „können wir den Kindern eine gesündere, glücklichere und insgesamt bessere Zukunft bieten“.eb

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