Investment

Die Strategie prüfen

Business as usual – so könnte der Ratschlag an die Anleger für 2014 lauten. So ziemlich alle Prognosen, die Experten in Banken und Wirtschaftsinstituten für das neue Jahr abgegeben haben, lauten gleich. Die deutsche Wirtschaft brummt, die Börse darf sich freuen, die Zinsen verharren im Tief und den Anlegern bleiben die alten Probleme erhalten. Wer im vergangenen Jahr sein Portfolio bereits gut geordnet hat, muss vielleicht nur ein paar Feineinstellungen vornehmen. Andere wagen eventuell mehr Risiko, um die Chancen zu erhöhen.

Alles in allem – über die wirtschaftlichen Aussichten für 2014 dürfen sich Unternehmen und Anleger freuen. Zumindest verbreiten die Prognosen Optimismus. So soll die Wirtschaft in den nächsten zwölf Monaten zwischen 1,2 und zwei Prozent wachsen. Bundesregierung, Bundesbank, EU-Kommission und OECD sowie DIW und Weltwirtschaftsinstitut einigten sich auf 1,7 Prozent bei ihren Vorhersagen.

Was die Inflationsrate angeht, rechnet die EZB mit moderaten 1,3 Prozent. Damit hat sie keinen Grund, die Zinsen zu erhöhen. Im Gegenteil, sie behält sich die Option vor, Banken, die Einlagen bei der EZB halten, mit Negativzinsen zu bestrafen. Auf diese Weise möchte sie die Institute motivieren, die Kreditvergabe an die Wirtschaft wieder zu intensivieren. Denn diese Ausleihen waren in der Vergangenheit rückläufig. Die Banken nutzten das billige Zentralbankgeld, zum Kauf von Staatsanleihen und zur Stärkung des Eigenkapitals. Es gelangt also weniger Geld in Umlauf, als es sich die Geldlenker in Frankfurt wünschen. Auf diese Weise verharren sowohl die Inflationsrate als auch die Einlagenzinsen weiterhin auf niedrigem Niveau.

Anleger im Pech

Das Nachsehen werden also bis auf Weiteres die Anleger haben. Experten wie Christian Gattiker, Chefstratege und Head Research bei der schweizerischen Privatbank Julius Bär, oder Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege beim Vermögensverwalter Flossbach von Storch in Köln, rechnen über einen sehr langen Zeitraum nicht mit einer Zinswende in den USA und auch nicht in Europa. Das heißt, Sparer müssen Strategien finden, mit denen sie wie schon in der Vergangenheit, ihre Spargroschen möglichst ohne Verlust über die Runden bringen. Tom Friess, Geschäftsführer des Deutschen Vermögenszentrums, nennt das Problem: „Die niedrigen Zinsen zwischen null und ein Prozent in Verbindung mit sicheren Anlagen sind ein Grunddilemma, mit dem der Anleger zu kämpfen hat und das nicht lösbar ist.“

Die Bedingungen werden sich in diesem Jahr aller Voraussicht nach kaum verändern. Deshalb bedarf es vielleicht keiner einschneidenden Veränderungen bei der Geldanlage. Doch eine Überprüfung des Depots zu Beginn des Jahres hält auch VZ-Kollege Michael Huber, der die Frankfurter Niederlassung leitet, für sinnvoll: „Es kann zwei Ergebnisse geben: 1. Ich brauche nichts zu ändern. Dann weiß ich, dass alles in Ordnung ist. Dieses Ergebnis gibt mir Sicherheit. 2. Ich ändere etwas. War das Portfolio in der Vergangenheit gut auf die Gegebenheiten am Kapitalmarkt eingestellt, kann es sich nur um eine Feinjustierung handeln. In jedem Fall lohnt sich die Überprüfung des Portfolios.“

Risikobereitschaft prüfen

Kluge Anleger hinterfragen zunächst ihre persönliche Einstellung. Das empfiehlt jedenfalls Doris Kappes, Expertin für Geldanlage bei der Verbraucherzentrale Hamburg: „Ich muss mir darüber im Klaren sein, wie lange ich das Geld entbehren kann und wie groß meine Risikobereitschaft ist. Stehen diese beiden Faktoren fest, kann ich mein Vermögen auf die verschiedenen Anlageklassen verteilen.“

Festgeld Co

Kappes rät dazu, einen Teil des Kapitals für Reparaturen oder Anschaffungen zur ständigen Verfügung zu halten. So benötigen Hausbesitzer mehr und Mieter wahrscheinlich kleinere Reserven. Leider bieten die Tagesgeldkonten in der Regel nur eine Minimalverzinsung. Deshalb der Tipp von Kappes: „Es lohnt sich, andere Angebote als die der Hausbank einzuholen.“ Aktuell (Stand Mitte Dezember 2013) lockt beispielsweise die Ing-DiBa mit 1,5 Prozent Neukunden an. Sie garantiert die attraktive Kondition für vier Monate. Mit 1,45 Prozent punktet die niederländische Moneyou-Bank. Sie zahlt diese Zinsen an alle Kunden, deren Einlagen bis zu 100 000 Euro nach niederländischem Recht gesichert sind.

Dank der Einlagensicherung sind Festgeld und Sparbriefe genau so gut geschützt wie Tagesgeld. Allerdings liegt das Geld über einen fest vereinbarten Zeitraum fest und steht währenddessen nicht zur Verfügung. Dafür gibt es mehr Zinsen als fürs jeder- zeit verfügbare Tagesgeld. Max Herbst, Geschäftsführer des Internet-Finanzdienstes fmh, hält einen besonderen Tipp bereit: „Geld, das keinem Kursrisiko ausgesetzt werden soll und das in den kommenden Monaten nicht benötigt wird, kann durchaus für die Dauer von zwei und drei Jahren fest angelegt werden. Mit einer solchen Laufzeitstaffelung kommt man bei den Top-Banken derzeit auf einen durchschnittlichen Zins von rund zwei Prozent.“ Das galt zum Beispiel Mitte Dezember 2013 für das Angebot der österreichischen Deniz Bank: Für 10 000 Euro, Laufzeit zwei Jahre, gab es 1,90 Prozent und für drei Jahre 2,15 Prozent.

Das macht ein deutliches Plus gegenüber der Inflationsrate von derzeit 1,3 Prozent.

Flexibles Tagesgeld und Festgeld in einem Produkt bietet zum Beispiel NIBC Direct an. Das Kombigeld-Angebot der niederländischen Bank zahlte für die Kombination von zweijährigem Festgeld und vorzeitiger Verfügbarkeit in Höhe von 50 Prozent des Anlagevolumens 1,85 Prozent (Stand: 17.12.2013). Der Vorteil: So lange man das Tagesgeld nicht braucht, bekommt man für die komplette Anlage einen attraktiven Zins ohne Kaufkraftverlust.

Ähnlich wie bei Festgeld bleibt auch bei Sparbriefen das angelegte Kapital während der gesamten Laufzeit unter Verschluss. Der Unterschied besteht darin, dass man Festgeld rechtzeitig kündigen sollte, weil die Anlagefrist sich automatisch zu vielleicht schlechteren Konditionen verlängern kann. Bei Sparbriefen ist keine Kündigung nötig. Zurzeit bietet die Renault Bank für 10 000 Euro, festgelegt auf vier Jahre 2,30 Prozent Zinsen (Stand: 17.12.2013). Für einen zweijährigen Sparbrief gibt es 1,80 Prozent.

Anleihen

Die Suche nach sicheren und attraktiven Renditen führt unweigerlich ins Reich der Unternehmensanleihen. Sie verlangen mehr Risikobereitschaft als ein Sparbrief, weil sie nicht der Einlagensicherung unterliegen. Entscheidend ist die Bonität der Schuldner. Doch gehört der Emittent zur seriösen Abteilung, bleibt die Gefahr des Totalverlusts überschaubar. Auch Michael Huber hält die Festverzinslichen für eine gute Alternative: „Wenn ich kein Aktientyp bin, kann ich in Unternehmensanleihen investieren.“

Das Risiko lässt sich gut verteilen, in dem man das Portfolio entsprechend gestaltet. Das heißt, ein Teil geht in sichere Zins- anlagen wie Festgeld und Sparbriefe, jeweils nicht mehr als bis zur Grenze der europäischen Einlagensicherung von 100 000 Euro. Ein weiterer Teil kann in verschiedene Anleihen gesteckt werden. Die Bundes- anleihen sind nach wie vor uninteressant. Auch Schuldverschreibungen erstklassiger deutscher Emittenten wie BASF bieten nur rund zwei Prozent Rendite jährlich.

Wer sich über die Grenzen traut, kann sich für französische oder sogar italienische Papiere entscheiden. So bietet beispielsweise der französische Bauzulieferer Lafarge für eine Anleihe mit Laufzeit bis 2020 einen Zins von 3,5 Prozent. Die Bonds der italienischen Telecom laufen bis 2033 und bringen sogar sieben Prozent. Auch Verbraucherschützerin Kappes empfiehlt Anleihen. Doch sie warnt: „Private Anleger, die sich auf diesem Parkett nicht sehr gut auskennen, sollten sich eher für einen Indexfonds entscheiden.“

Aktien

Niedrige Zinsen und riesige Geldmengen waren verantwortlich für den Jubel der Börsianer im vergangenen Jahr. Der Dax erreichte mit mehr als 9 500 Punkten nie gekannte Höhen. Kein Wunder, gelten die Anteilspapiere doch als die einzige rendite versprechende Anlage. Das wird, glaubt man den „Propheten“ in den Banken in 2014 so bleiben. Sie rechnen zwar mit einem kleinen Einbruch des Dax. Doch bis zum Jahresende sollte er die 10 000er-Grenze erreicht haben.

Dieser Ansicht sind zumindest die Deutsche Bank, die DZ Bank oder die Deka Bank.

Vermögensberater Friess gibt sich ebenfalls optimistisch: „Eine Korrektur von zehn bis 15 Prozent wäre nicht überraschend. Allerdings halten wir auch ein Potenzial von 20 Prozent in 2014 für möglich.“ Er rät den Anlegern dazu, sich nicht nur den sogenannten Performance-Index anzuschauen. In ihm sind auch die Dividenden enthalten. Daneben gibt es den Preis- oder Kursindex ohne Dividenden.

Euro Stoxx50 und der Dow Jones sind reine Kursindizes, die nur die Preisentwicklung der in ihnen enthaltenen Aktien darstellen. Und somit zeigen, wie die Unternehmen bewertet sind. Friess rät den privaten Anlegern, die sich für eine Beimischung von Aktien entscheiden, zur Anlage in Fonds: „Es gibt nur wenige Anleger, die erfolgreich in einzelne Aktien investieren. Besser ist es, sich für gemanagte Fonds oder kostengünstige Indexfonds zu entscheiden.“

Wer Sorge hat, dass mögliche Kursrutsche das Kapital schmälern könnten, dem empfiehlt er eine Absicherungsstrategie. Mit der Stop-loss-Methode lassen sich Verluste zumindest begrenzen. Der Anleger bestimmt einen maximalen Kursverlust von beispielsweise zehn Prozent. Fällt der Kurs bis zu diesem Punkt, wird automatisch der Verkauf der Aktie oder der ETF-Anteile ausgelöst. Friess rechnet vor: „Investiere ich ein Drittel des Portfolios in Aktien und setze dafür ein Stop-loss bei zehn Prozent, so reduziere ich das gesamte Verlustrisiko auf drei Prozent.“

Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für den Einstieg ins Aktiengeschäft kann auch er nicht beantworten. Seiner Meinung nach gibt es ihn nicht: „Man kann nicht in die Zukunft schauen. Wer in Aktien investieren will, sollte sukzessive einsteigen, dieses Kapital mindestens für zehn Jahre lang nicht für andere Dinge verplant haben und Kursschwankungen aushalten können.“

Immobilien

Grundsätzlich eignen sich Immobilien sehr gut für ein strukturiertes Portfolio. Einige Zahnärzte besitzen ja auch schon ein selbst genutztes Einfamilienhaus, manche sogar vermietete Immobilien. Das reicht für die Risikostreuung. Zurzeit lassen sich viele Anleger von den extrem günstigen Baukreditzinsen zum Kauf völlig überteuerter Eigentumswohnungen oder Beteiligungen verleiten. Niemand weiß, wie sich die Preise dafür entwickeln werden, wenn die Zinsen wieder steigen und die Nachfrage sinkt. Dann dürfte es so manches böse Erwachen geben. Als Alternative noch nicht geeignet sind Offene Immobilienfonds. Zwar funktionieren einige von ihnen weiterhin sehr gut. Doch befindet sich die Branche noch in einer Strukturkrise. Erst wenn diese überwunden ist, sollte man eine Anlage wieder in Erwägung ziehen.

Gold

Diese Krisenwährung hat im vergangenen Jahr einiges von ihrem Glanz verloren. Ausgelöst durch die Finanzkrise erlebte die Welt einen nie dagewesenen Goldrausch. Im September 2011 erreichte er seinen Höhepunkt bei einem Preis von 1 912 Dollar je Feinunze. Seitdem geht es bergab. Im vergangenen Jahr ist der Kurs um 27 Prozent eingebrochen. Die Gründe dafür findet man in den niedrigen Zinsen, der sinkenden Inflationsrate und der steigenden Wirtschaftsleistung in den USA und in Europa. Außerdem haben die Spekulanten ihre Schäfchen ins Trockene gebracht und Kasse gemacht. Für 2014 prognostiziert die amerikanische Investmentbank Morgan Stanley einen Kurs von 1 313 Dollar im Schnitt. Eugen Weinberg, Chefanalyst für Rohstoffe bei der Commerzbank, legt sich auf 1 400 Dollar fest. Anleger mit einem großen Sicherheitsbedürfnis sollten maximal fünf bis zehn Prozent ihres Vermögens in das edle Metall stecken und sich bewusst sein, dass die Anlage keine Zinsen abwirft und Kosten für die Lagerung verursacht.

Für alle, die sich ihrer Sache nicht sicher sind, hält Verbraucherschützerin Kappes einen immer gültigen Tipp bereit: „Die beste Investition ist der Abbau von Schulden.“

Marlene EndruweitFachjournalistin für Wirtschaftm.endruweit@koeln.de

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