Währungen als Investment

Nur mit Augenmaß

Der Euro fällt, der Dollar und der Schweizer Franken heben ab. Da kommt der eine oder andere Anleger bestimmt auf die Idee, von diesen Aufs und Abs mehr zu profitieren als von den normalen Anlagemöglichkeiten, die zurzeit nur geringe Renditen versprechen. Möglichkeiten, in das riesige Geschäft mit Devisen einzusteigen, gibt es viele. Doch besonnene Anleger achten darauf, die Risiken klein zu halten.

Wer aufgepasst hat und rechtzeitig in Dollar-Anleihen von Apple, Google und McDonalds investiert hatte, konnte innerhalb von vier Monaten 20 Prozent Gewinn einstreichen, zusammengesetzt aus Zinserträgen, Kurssteigerungen und Dollar-Gewinnen. Und das Karussell dreht sich immer noch weiter. Der Markt für Währungen ruht nie. Er läuft 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche. Kleinste Kursveränderungen einer Währung gegen eine andere können den einen Marktteilnehmer reich und den anderen arm machen. Spekulanten setzen hohe Summen ein, häufig sogar auf Kredit, um zum Beispiel vom Absturz des Euro und vom Höhenflug des Dollar zu profitieren. Täglich bewegen sie mehr als fünf Billionen Dollar – eine unvorstellbare Summe. Wie gefährlich es sein kann, sich dem Geschäft mit den Devisen zu verschreiben, zeigt das Beispiel eines der erfolgreichsten Hedgefonds-Manager der Wall Street, John Taylor. Er hatte immer auf den Verfall des Euro gesetzt. Allen Berechnungen zufolge musste die Währung früher oder später scheitern, weil – wie Taylor meinte – „Hamburg und Mykonos nicht zusammenpassen, zumindest nicht ökonomisch“. Lange deutete vieles darauf hin, dass er mit seiner Einstellung Recht behalten sollte. Zeitweise verwaltete der Fonds 14 Milliarden Dollar. 2008 fuhr er mit 145 Millionen Dollar den höchsten Gewinn ein. Doch von da an ging es bergab.

Nicht allein die Logik der Ökonomie zählt

Eigentlich hätte er weiterhin Recht behalten müssen, sprachen doch alle wirtschaftlichen Gegebenheiten dafür. Aber er hatte nicht mit der unendlichen Geduld der EU und dem Durchhaltevermögen der EZB gerechnet. Der Euro lebt und der Hedgefonds ist pleite. Dieses Beispiel zeigt, wie hoch man gewinnen und wie viel man verlieren kann, wenn es um die Spekulation mit Währungen geht. Es zeigt aber auch, dass ökonomische Betrachtungen allein nicht ausreichen, um die Entwicklung einer Währung zu beurteilen. Psychologische und politische Einflüsse bewirken manchmal noch mehr und machen Prognosen sehr schwierig. Richtig gelegen mit seiner Spekulation gegen das britische Pfund hat im Jahr 1992 der amerikanische Finanzhai George Soros. Er und seine Mitstreiter meinten, dass das Pfund überbewertet sei und setzten riesige Summen ein, um das Pfund zu schwächen. Am Ende gab die Bank of England nach und das Pfund verließ das Europäische Währungssystem (EWS), den Vorläufer des Euro. Soros kassierte einen Milliardengewinn. Auch in diesen Zeiten werden wieder viele Finanzjongleure auf Dollar, Euro, Schweizer Franken oder brasilianische Real setzen. Stefan Eberhardt, Geschäftsstellenleiter des un- abhängigen Vermögensverwalters Unikat, meint: „Private Anleger können dabei mitmischen. Allerdings sollten sie vorsichtig zu Werke gehen und maximal 10 bis 20 Prozent ihres Anlagevermögens einsetzen.“

Die passenden Optionen auswählen

Für die Investition in Devisen bieten sich verschiedene Möglichkeiten an:

  • FremdwährungskontenMan kann bei inländischen Banken ein Devisenkonto einrichten und in gängigen Währungen wie US-Dollar, Yen, Schweizer Franken oder britisches Pfund führen. Unternehmen nutzen diese für ihren Zahlungs-verkehr mit dem Ausland. Onlinebroker dienen diese Nische auch privaten Anlegern an. Diese können zum Beispiel Dollar kaufen und auf diesem Konto deponieren. Zinsen gibt es keine, nur die Aussicht auf eine Steigerung des Dollarkurses. Bei Online-Banken wie comdirect oder Cortal Consors entstehen meistens keine Kosten. Filialbanken lassen sich diese Dienste bezahlen. Zusätzlich zu beachten ist der Spread, die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs einer Devise. Die ist allerdings bei häufig gehandelten Währungen wie dem Dollar geringer als bei nur selten nachgefragten Währungen. Nicht möglich ist der direkte Umtausch von einer Fremdwährung in eine andere. Dieser funktioniert immer nur über den Euro. Anleger können auch bei einer ausländischen Bank ein Konto in der jeweiligen Währung zu den dort üblichen Bedingungen einrichten. Die Internet-Plattformwww.weltsparen.devermittelt etwa eine Festgeldanlage in norwegischen Kronen bei der norwegischen Online-Bank BN. Dort gibt es für 10 000 Euro mit Laufzeit ein Jahr zwei Prozent Zinsen. Allerdings bleibt das Währungsrisiko. Zuletzt fiel die Krone gegenüber dem Euro, weil der Ölpreis stark nachgegeben hatte. „Aber“, so die Einschätzung von Eberhardt, „Norwegen hat eine sehr starke Volkswirtschaft.“ Zu den stabilen Währungen zählt er ebenfalls den australischen und den kanadischen Dollar, weil beide Länder über begehrte Rohstoffe verfügen: „Auf sie sind auch die Chinesen angewiesen. Sie müssen sie im Förderland kaufen und ihre Renminbis in die jeweilige Landeswährung tauschen. Diese Nachfrage stärkt diese Währungen.“

  • AuslandsaktienAktienfans können ebenfalls vom Er-starken des Dollar profitieren, indem sie amerikanische Aktien kaufen. Dies sollte aber nicht über die heimische Börse geschehen, denn dort wird in Euro bezahlt. Deshalb beauftragen Anleger ihre Bank, Papiere zum Beispiel von Coca-Cola oder Google über die amerikanische Börse zu kaufen, wo die Papierein Dollar gehandelt werden. Das bedeutet aber, dass man mit billigen Euros teure Dollars kaufen muss, in der Hoffnung, dass der Greenback weiter anzieht. Anleger sollten bei dieser Investition unbedingt die Kursrisiken der US-Aktien im Blick behalten. Denn Experten-Analysen besagen, dass die Aktien schon sehr teuer gehandelt werden und die Luft nach oben ziemlich dünn ist. Mit einem Rückschlag muss gerechnet werden. Ob der Dollar- Anstieg die Kursverluste dann wettmachen kann, bleibt fraglich. Eberhardt begründet diese mögliche Entwicklung so: „Wird der Dollar zu stark, verteuern sich die amerikanischen Produkte und die Nachfrage aus dem Ausland lässt nach, die Exporte gehen zurück, die Gewinne der Unternehmen sinken und der Kurs der Aktie gleich mit.“

  • FremdwährungsanleihenBei einer Investition in Anleihen, die auf ausländischen Währungen lauten, können Anleger von den Zinsen, der Kursentwicklung und der Währungsrendite profitieren. Verliert der Euro gegenüber der Anleihewährung, kann der Besitzer der Papiere am Ende der Laufzeit seinen Einsatz zu einem günstigeren Kurs zurücktauschen. Viele Unternehmen nutzen die Möglichkeit, sich in Fremdwährungen Kapital zu beschaffen, darunter renommierte deutsche Unternehmen wie BMW. Die Bayern emittierten ein Papier im Niedrigzinsland Schweiz. Daimler und die Förderbank KfW geben Anleihen in australische und in kanadische Dollar aus. Aber auch hierbei sind Risiken zu beachten. Dazu Eberhardt: „So gibt es zum Beispiel bei Anleihen generell das Problem: Steigen die Zinsen, sinken automatisch die Kurse der Anleihen. Denn niemand möchte dann noch Anleihen mit einem niedrigeren Zinscoupon kaufen.“ Für Anleger, die sich der Gefahren bewusst sind, eignen sich Fonds mit Anleihen in Fremdwährungen.

  • EdelmetalleGold wird in Dollar gehandelt. Anleger, die in das Edelmetall investieren, zahlen also für Gold und für den Dollar. Allein in diesem Jahr entwickelte sich der Goldpreis je Feinunze in den beiden Währungen Euro und Dollar sehr unterschiedlich. In Euro gerechnet legte er seit Jahresanfang um 11,32 Prozent zu und in Dollar nur um 0,92 Prozent (Stand: 25. März 2015). Gold kaufen viele Sparer aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus. Dann sollten der Dollarkurs und der Goldpreis auch keine Rolle spielen. Wer aber hofft, mit dem edlen Metall eine Rendite zu erzielen, muss beides im Blick haben. Erfahrungsgemäß lässt das Interesse an Gold nach, wenn der Dollar erstarkt. Für Euro-Sparer bleibt es trotzdem teuer.

  • FremdwährungsfondsWährungsfonds investieren in die Entwicklung am Devisenmarkt. Dazu nutzt das Management kurzfristige Markttrends der Leitwährungen wie Dollar und Euro und versucht so, Gewinne zu erzielen. Diese Trends reagieren auf andere Einflüsse und Gesetzmäßigkeiten als der Aktien- oder Anleihenmarkt. Volkswirtschaftliche Parameter wie Inflation, Außenhandel, Länderfinanzen und die Politik der Zentralbanken wirken auf die Entwicklungen am Devisenmarkt besonders stark ein. Geld verdienen lässt sich mit jedem Trend, egal ob die Konjunktur läuft oder nicht. Deshalb kommt es bei Währungsfonds um so mehr auf die Qualität des Managements an. Eine Investition in Währungsfonds eignet sich nur für sehr risikofreudige Anleger. Aber auch sie sollten nur einen ganz kleinen Teil ihres Vermögens in diese Fonds investieren.

Denn die Gefahr, Verluste zu erleiden, ist sehr groß. Das trifft vor allem für Spekulationsgeschäfte zu. Davor warnt auch die Finanzexpertin Ruth Steinert: „Von Produkten, bei denen man mit wenig Geld hohe Gewinne, aber umgekehrt auch ebenso hohe Verluste erzielen kann, rate ich ab.“ Sie meint damit sogenannte strukturierte Produkte wie Optionen. Dabei werden Hebel eingesetzt, so dass der Anleger nur eine geringe Summe beisteuert, den Rest leiht ihm die Bank. Macht er einen Gewinn, zahlt er seinen Kredit zurück und streicht den Rest ein. Macht er Verluste, muss er den Kredit und den Verlust zahlen. Eine staatliche Aufsicht oder gar eine Einlagensicherung gibt es für solche Geschäfte nicht.

Vorsicht bei hochriskanten Spekulationen

Die französische Börsenaufsicht hat vor Kurzem herausgefunden, dass neun von zehn Privatanlegern innerhalb von vier Jahren im Durchschnitt 11 000 Euro verloren haben. Viel härter traf es am 15. Januar einen 26-jährigen Ingenieur. Er setzte am 12. Januar bei einem Broker 2 800 Euro auf ein Kursdifferenzgeschäft mit Schweizer Franken, für ihn eine sichere Angelegenheit. Was niemand wusste: Drei Tage später koppelte die Schweizer Nationalbank den Franken vom Euro ab. Seitdem gilt die Untergrenze, wonach der Franken nicht mehr als 1,20 Euro kosten darf, nicht mehr. Der Wert der Schweizer Währung schoss um 20 Prozent nach oben. Banken und große Investoren verloren an diesem Tag sehr viel Geld. So auch der Ingenieur. Auf der Grundlage seines mit dem Anleger abgeschlossenen Vertrags („Contract for Difference“) verlangte der Broker einen Nachschuss von 280 000 Euro, eine Hebelung von 1:400. Dorothea Mohn, Finanzexpertin beim Verbraucherzentrale Bundesverband: „Solche Produkte dürften nicht an Privatpersonen verkauft werden.“

Marlene EndruweitFachjournalistin für Wirtschaftm.endruweit@netcologne.de

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