Kapital im Alter

Das bringt der Zinseszins

Neben dem erfolgreichen Start in den Beruf sollte bereits bei jungen Zahnärzten der Aufbau der Altersvorsorge weit vorne auf der Prioritätenskala stehen. Zusätzlich zu den Zahlungen an das Versorgungswerk gilt es, mit einem weiteren Teil des Einkommens eine zweite Vermögenssäule aufzubauen. Wer das Geld geschickt anlegt, dem hilft der Zinseszins dabei, schneller ans Ziel zu gelangen.

Fleißige Zahnärzte bringen es im Laufe der Jahre zu ansehnlichem Wohlstand, den sie auch im Alter gern behalten möchten. Die Ruhestandszahlungen vom Versorgungswerk reichen da jedoch häufig nicht aus. Dafür sorgen schon die anhaltend niedrigen Zinsen. Also ist der Aufbau einer zweiten Säule für die Altersvorsorge dringend erforderlich. Finanzberater raten dazu, so früh wie möglich mit dem zusätzlichen Vermögensaufbau zu starten.

Zwar investieren die meisten zunächst ins Eigenheim, um der jungen Familie ein Zuhause zum Wohlfühlen zu schaffen. Doch für die Altersvorsorge ist die Immobilie nur eingeschränkt zu werten. Deshalb sollte unbedingt Kapital angespart werden, je eher, desto besser. Denn der Faktor Zeit spielt neben der Wahl des Anlageprodukts eine entscheidende Rolle. Der Grund dafür ist ein Phänomen, das Albert Einstein als die „genialste Entdeckung aller Zeiten“ bezeichnet hat: der Zinseszins. Dabei werden Kapitalerträge wie Zinsen oder Dividenden immer wieder angelegt, so dass der Anleger mit den Zinsen zusätzliche Zinsen erwirtschaftet. Auf diese Weise sammelt sich im Laufe der Jahre ein ansehnliches Vermögen an, ohne das der Zahnarzt selbst aktiv werden muss.

Phänomenale Wirkung – aber bei niedrigen Zinsen?

Wie phänomenal sich dieser Effekt auswirken kann, zeigt ein Beispiel, das die Experten vom Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA) errechnet haben. Hier möchte ein 20-Jähriger bis zu seinem 65. Lebensjahr eine Summe von 100.000 Euro ansparen. Für die Berechnung wurde eine Verzinsung von fünf Prozent unterstellt. Danach muss der junge Mann monatlich 50,81 Euro für seine Altersvorsorge zurücklegen. Am Ende hat er 27.437 Euro aus eigenen Mitteln eingesetzt. Den größten Teil in Höhe von 72.563 Euro steuern Zins und Zinseszins bei. Steigt ein Zahnarzt zum Beispiel erst mit 50 Jahren ein, um mit 65 ebenfalls 100.000 Euro auf dem Konto zu haben, muss er monatlich 376 Euro überweisen. Am Ende hat er 67.680 Euro selbst gezahlt und muss sich mit einem Zinsgewinn von 32.320 Euro zufriedengeben.

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Diese Rechnung verdeutlicht überzeugend den Zinseszins-Effekt, doch leider basiert sie auf nicht mehr realistischen Annahmen. Fünf Prozent Zinsen und gar über einen so langen Zeitraum gehören derzeit ins Reich der Fantasie. Tagesgeldkonditionen um ein Prozent gelten bereits als gut. Deshalb muss man genau hinschauen, wenn es um die Planung des Vermögensaufbaus geht.

Zusätzlich zu den niedrigen Zinsen verhindert die Inflation einen schnellen Erfolg. Das derzeit angesagte Anlageprodukt sind deshalb Aktien, weil sie zumindest in der jüngeren Vergangenheit dank der Dividenden und Kurssteigerungen für ansehnliche Renditen gesorgt haben. Doch kluge Anleger setzen nicht alles auf eine Karte, sondern streuen ihr eingesetztes Kapital auf unterschiedliche Produkte, mit denen sich das Zinseszins-Prinzip verwirklichen lässt:

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Tagesgeld

Einen Teil des Vermögens auf dem Tagesgeldkonto zu parken, macht Sinn. Es dient vor allem für mögliche Anschaffungen – wie Waschmaschine, Auto oder als Sammeltopf für die Urlaubsreise. Um in den Genuss des Zinseszins-Effekts zu gelangen, sollte man ein besonderes Augenmerk auf den Zinszahlungsmodus richten. Die übliche Zahlung zum Jahresende wirkt sich nicht besonders nachhaltig aus. Gut wäre eine vierteljährliche oder sogar monatliche Zahlweise. Allerdings handeln die Anbieter nach dem Motto: je häufiger die Zahlung, desto niedriger die Zinsen.

So bietet beispielsweise die Santander Consumer Bank zurzeit ein „Geldmanagement-Konto“ mit einer jährlichen Verzinsung von mageren 0,4 Prozent. Das Bonbon ist die monatliche Gutschrift. Dr. Annabel Oelmann, Leiterin der Gruppe Finanzen und Versicherung bei der Verbraucherzentrale NRW, meint: „Kleinvieh macht auch Mist! Wer größere Beträge anlegt, profitiert auch von niedrigen Zinsen. Wichtig ist derzeit vor allem, dass man wenigstens die Inflationsrate ausgleichen kann, um den Wert der Anlage zu erhalten.“

Festgeld

Wie beim Tagesgeld unterscheiden sich die Angebote der Geldhäuser bei den Zinsen und deren Gutschrift. So schreiben manche Institute bei Festgeld mit mehrjährigen Laufzeiten die Zinsen kumuliert am Laufzeitende gut, andere zahlen jährlich, so dass die Gutschriften im folgenden Jahr mitverzinst werden. Zu ihnen gehört die Von Essen Bankgesellschaft sowie einige Volksbanken wie beispielsweise die Sparda Bank West. So zahlt die Von Essen Bank für eine Laufzeit zwischen 36 und unter 48 Monaten und einem Betrag ab 2.500 Euro 0,60 Prozent und die Sparda Bank West 0,20 Prozent für drei Jahre bei einem Betrag von 10.000 Euro (Stand für alle Konditionen: Anfang September 2015).

Wer sich für Festgeld interessiert, sollte auf die Konditionen achten. Bei sehr niedrigen Zinsen zeigt der Zinseszins-Effekt so gut wie keine Wirkung mehr. Da kann es sich lohnen, einen Topanbieter ohne Zinseszins-Effekt zu wählen.

Sparbriefe

Neben den üblichen Sparbriefen mit jährlicher Zinszahlung können Anleger auch auf- oder abgezinste Sparbriefe erwerben. In beiden Fällen sammeln sich die Zinsen an und werden künftig wieder mitverzinst. Beim aufgezinsten Brief zahlt der Sparer eine bestimmte Summe ein und bekommt am Ende der Laufzeit seinen eingezahlten Betrag plus die aufgelaufenen Zinsen. Der abgezinste Sparbrief funktioniert genau andersherum. Der Kunde gibt bei der Bank an, welche Summe er bis zum Ende der Laufzeit erreichen will. Davon werden die Zinsen abgezogen, so dass er nur den Grundbetrag einzahlt. Allerdings fällt am Ende der Laufzeit die Abgeltungsteuer auf den gesamten Ertrag an.

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Thesaurierende Fonds

Anders als ausschüttende Fonds, bei denen die anfallenden Erträge an die Besitzer der Anteile ausgezahlt werden, werden sie bei thesaurierenden Fonds wieder angelegt. Als Folge davon erhöht sich der Wert des Fonds um die zugeflossenen Erträge. Thesaurierende Fonds eignen sich für Anleger, die langfristig ein Vermögen aufbauen wollen und nicht auf die Ausschüttungen angewiesen sind. Einen Unterschied gibt es auch bei der Besteuerung: Bei den ausschüttenden Fonds führt die Fondsgesellschaft die Abgeltungssteuer am Tag der Ausschüttung ab. Bei den thesaurierenden Fonds erfolgt die Zahlung an den Fiskus erst am Ende des Geschäftsjahres. Diese Regelung gilt aber nur für inländische Fonds. Wer in ausländische thesaurierende Fonds investiert, muss sich um die Abgaben ans Finanzamt selbst kümmern.

Diese Fonds bieten noch einen weiteren Vorteil. Es fallen dabei keine Gebühren für die Wiederanlage der Zinsen oder Dividenden an. Im Gegensatz dazu müssen Besitzer ausschüttender Fonds bei der Wiederanlage der Erträge erneut den Ausgabeaufschlag zahlen. Diese Ausgaben kann man sparen, indem man sich für ETFs (Exchange-traded funds, an Börsen gehandelte Investmentfonds) entscheidet. Dabei fallen meistens nur geringe oder keine Ausgabeaufschläge an und die Wirkung des Zinseszinses verstärkt sich noch zusätzlich.

Eine Zinsformel fürs Kopfrechnen

Anleger, die mal eben überschlagen wollen, nach wie vielen Jahren sich ihr eingesetztes Kapital mithilfe des Zinseszinses verdoppelt, können eine einfache Formel nutzen und das Ergebnis im Kopf ermitteln. Dieser Zeitraum beträgt 72 geteilt durch den Zinssatz. Liegt der Zinssatz bei vier Prozent, teilt man 72 durch vier und erhält 18. Das heißt, alle 18 Jahre verdoppelt sich das Kapital. Allerdings sollte man sich nicht zu früh freuen. In dieser Rechnung ist der Wertverlust durch die Inflation nicht enthalten. Wer das noch wissen will, zieht vom Zinssatz die wahrscheinliche Inflationsrate ab. Und ganz am Ende fordert der Fiskus noch seinen Tribut.

Marlene Endruweitm.endruweit@netcologne.de

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