Parlamentarischer Abend der DG PARO

„Wir brauchen die Unterstützung der Politik“

Wie kann man die Volkskrankheit Parodontitis besser in den Griff bekommen? Und wie ist der Stand der Dinge, was die Neubewertung der Parodontaltherapie im G-BA angeht? Zwei der Fragen, die Experten der Wissenschaft, der BZÄK und der KZBV sowie Patientenvertreter auf dem Parlamentarischen Abend der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO) am 14. Oktober in Berlin diskutierten.

Parlamentarische Abende dienen dem Ziel, den Informationstransfer in die Politik zu fördern und den Kenntnisstand der Beteiligten zu verbessern. Konkret sollte – neben dem wissenschaftlichen Input – vor allem für Aspekte der Patientenversorgung sensibilisiert werden. Anlass war die von den Patientenvertretern im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) eingebrachte Initiative zum Stand der PAR-Behandlung in der GKV.

Hintergrund: Die Patientenvertreter hatten im Herbst 2014 den Antrag gestellt, die systematische Behandlung von Parodontopathien neu zu bewerten. Das war der Auftakt einer neuen Initiative zur Versorgung von PAR-Erkrankungen (siehe zm 19/2014). Diese Initiative, der sich die Trägerorganisationen des G-BA angeschlossen hatten, wird in den nächsten Monaten – dem methodischen Vorgehen im G-BA entsprechend – vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG) analysiert. Ergebnisse des aufwendigen Verfahrens sind frühestens Ende 2016 zu erwarten.

Der KZBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Wolfgang Eßer unterstrich das nachhaltige Engagement der Zahnärzte für eine bessere orale Prävention. Bei der Bekämpfung von Karies habe sich dies schon als sehr wirkungsvoll erwiesen. Im Bereich der Parodontalerkrankungen stehe der Berufsstand vor großen Herausforderungen. Hier gelte es, an die Erfolge in der Kariesprävention anzuknüpfen. Eßer zufolge weisen die gegenwärtigen G-BA-Richtlinien bei der Parodontalbehandlung drei gravierende Problemfelder auf: Zum Ersten sei die aktive Mitwirkung der Patienten bei der Therapie notwendig, diese könne aber von Menschen mit motorischen und kognitiven Einschränkungen nicht erfüllt werden.

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Die Schwächen der G-BA-Richtlinie

Zum Zweiten sei dies der fehlende Präventionsansatz. Und zum Dritten sei dies die mangelnde strukturierte Nachsorge, die als das – international anerkannte – zweite Standbein einer wirkungsvollen Parodontitistherapie gelte. Derzeit arbeite die KZBV gemeinsam mit der BZÄK und der Wissenschaft an einem umfassenden Versorgungskonzept, das die Prävention und die Nachsorge zum Inhalt hat.

Der Vizepräsident der BZÄK, Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, stellte die derzeit laufenden Vorarbeiten der BZÄK für eine geplante öffentlichkeitswirksame Kampagne („Parodontitis frühzeitig erkennen – eine Kampagne zur zahnmedizinischen Prävention der Parodontalerkrankungen mit Bevölkerungs- und Individualbezug“) vor, die zum Ziel hat, die Bevölkerung für ein gesundheitliches Verhalten und für eine bessere Risikowahrnehmung gegenüber parodontalen Krankheitssymptomen zu sensibilisieren. Er unterstrich, dass sich die Aktivitäten von BZÄK und KZBV ergänzen. Demzufolge soll der Start einer PAR-Aufklärungskampagne in enger Abstimmung sowohl mit der DG PARO wie mit der KZBV erfolgen.

Die Vertreter der Politik nahmen die Informationen mit Interesse auf. Man wolle konsequent auf Prävention setzen, so das Fazit: Dirk Heidenblut, Bundestagsabgeordneter der SPD und Mitglied im Gesundheitsausschuss, sprach sich dafür aus, eine stärkere Berücksichtigung parodontaler Erkrankungen in der Zahnärzteausbildung zu verankern. Auch den Ansatz einer konsequenten Informations- und Aufklärungskampagne hielt er für vielversprechend. Birgit Wöllert, Obfrau von DIE LINKE im Gesundheitsausschuss des Bundestages, forderte, Prävention und Gesundheitsförderung stärker an den Lebenswelten und am sozialen Status der Patienten auszurichten.

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