Zahnärztetag Sachsen-Anhalt

Neues zum altbewährten Termin

Der 29. Zahnärztetag Sachsen-Anhalt fand in diesem Jahr wieder an seinem altbewährten Termin Ende Januar am Rand von Magdeburg statt. Themen in diesem Jahr waren Zahnerhalt und Kommunikation. Aber auch die flächen­deckende zahnmedizinische Versorgung im Land wurde angesprochen.

Den Gesprächsfaden zum Landesgesundheitsministe­rium möchte der Präsident der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt, Dr. Carsten Hünecke, wieder aufnehmen. Man habe kürzlich beim Neujahrsempfang Forderungen und Erwartungen der Zahnärzteschaft hinsichtlich der Versorgung im Land der Gesundheitsministerin vorgebracht. „Konkrete Maßnahmen der Landespolitik für die flächendeckende Versorgung – insbesondere für die Nachwuchsgewinnung – blieben wieder einmal aus“, sagte Hünecke in seiner Begrüßung. Er wertete aber die Anwesenheit von Wolfgang Beck, Staatssekretär beim Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, beim Zahnärztetag als gutes Zeichen.

Beck erklärte in einem spontanen Grußwort die Bereitschaft, wieder stärker in den Dialog zu treten. Man habe am Tag zuvor im Landtag über die Frage der Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung intensiv debattiert. In der Bewertung der Situation sei man sich völlig einig, allerdings herrsche noch keine Einigkeit über die zu treffenden Maßnahmen, erklärte der Staatssekretär.

Benz: „Die Zahnmedizin hilft sich selbst“

Das Thema investorenbetriebene Medizinische Versorgungszentren (iMVZ) griff der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Christoph Benz, in seiner Rede auf. Mit Blick auf das von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigte MVZ-Gesetz sagte Benz zurückhaltend: „Das wird so viel nicht werden.“ Er forderte dazu auf, den Blick nach vorne zu richten: „Wenn die Investoren sagen, da geht was, dann ist das ein Zeichen.“ Vielleicht könne man auch von ihnen lernen und „den Spieß herumdrehen“. Man brauche mehr Optimismus nach dem Motto „Die Zahnmedizin hilft sich selbst“. Dass sie dies könne, habe sie während der Corona-Pandemie unter Beweis gestellt.

Das wissenschaftliche Programm, das erstmals unter der Leitung von Dr. Dirk Wagner stand, beschäftigte sich mit dem Einsatz von Lasern in der Zahnmedizin, dem aktuellen Stand der Endodontie und dem Dauerbrenner Zahnarzt-Patienten-Kommunikation.

Prof. Dr. Andreas Braun, Aachen, zeigte die Möglichkeiten und Grenzen beim Einsatz von Lasern in der Zahnmedizin auf. Seine Botschaft an die Anwesenden war: „Es gibt nicht den einen Laser für alles.“ Vielmehr müssten Laser sehr genau für den jeweiligen Anwendungszweck – etwa in der Parodontologie, in der Diagnostik oder für die Keimabtötung – ausgewählt werden. Besonderes Augenmerk sei dabei auf die genutzte Wellenlänge zu richten. Nicht sehr glücklich zeigte sich Braun mit der aktuellen Paro-S3-Leitlinie. Dort werde der Einsatz der photodynamischen Therapie (Licht­induzierte Inaktivierung von Zellen und Molekülen) als Adjuvanz nicht empfohlen. Allerdings beruhe diese Empfehlung auf einer einzigen Studie, in der die photodynamische Therapie in der falschen Reihenfolge angewendet worden sei, kritisierte Braun.

Zugangskavität bei endodontischer Therapie entscheidend

Dr. Ralf Schlichting, Passau, konzentrierte sich in seinem Vortrag über den Sachstand der Endodontie auf die Zugangskavitäten, die neueste Generation der Nickeltitan (NITI-)Feilen und das Thema Spüllösungen. Schlichting sprach sich deutlich für ausreichend große Zugangskavitäten aus. „Die Qualität der Zugangskavität ist für den Erfolg der endodontischen Therapie entscheidend“, zeigte er sich überzeugt. Dann seien alle weiteren Schritte viel einfacher. Zum Thema NITI-Feilen habe man in der letzten Zeit durch die nachgelagerte Wärmebehandlung große Fortschritte gemacht. Er riet dazu, nur diese zu verwenden. Allerdings sei der Markt sehr groß, so dass man genau hinschauen müsse, was man benutzt. Bei Studien sei darauf zu achten, dass diese bei Körpertemperatur durchgeführt worden seien. Alles andere sei irrelevant, erklärte Schlichting.

Auf grundlegende kommunikative Techniken ging Prof. Dr. Felix Krause, Aachen, in seinem Vortrag ein. Gute Kommunikation führe zu insgesamt größeren Behandlungserfolgen. Es gebe eine deutliche Angstreduktion, weniger Schmerz­äußerung, eine höhere Weiterempfehlungsrate und letztlich auch weniger Regressansprüche, zeigte sich Krause überzeugt.

Die Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt vergab anlässlich ihres Zahnärztetages zudem zwei Auszeichnungen: Der mit 2.500 Euro dotierte Förderpreis 2022 ging an die Arbeitsgruppe von Zhibin Xu, der bis Januar 2023 an der Universitätsklinik Magdeburg geforscht hatte. Xu untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Mundhöhlenkrebs und Nebenerkrankungen wie Diabetes, Osteoporose oder Bluthochdruck. Die Ehrengabel Heilige Apollonia ging an Prof. Dr. Hans-Günter Schaller, ehemaliger Direktor der Zahnklinik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, für seine Verdienste um die Zahnerhaltung und Parodontologie.

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