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Der ganz große Wurf in Sicht?

Am 12. September war es so weit: Bundesgesundheitsministerin Nina Warken hat die GKV-Reformkommission vorgestellt – paritätisch besetzt mit zehn Vertreterinnen und Vertretern aus den Bereichen Ökonomie, Medizin, Sozialrecht, Ethik und Prävention. Die heiß erwartete Kommission, auf die man sich im Koalitionsvertrag verständigt hatte, soll mögliche Maßnahmen auf der Einnahmen- und der Ausgabenseite vorschlagen, mit denen der Beitragssatz in der GKV schon ab 2027 stabilisiert werden kann. Und das dauerhaft! Angedacht ist ein zweistufiges Verfahren: Einen ersten Bericht mit kurzfristig wirksamen Maßnahmen soll die Kommission bereits im kommenden Frühjahr vorlegen. Darin sollen unter anderem maßgebliche Kostentreiber sowie Ineffizienzen auf der Ausgabenseite und Probleme auf der Einnahmenseite identifiziert werden. Ein zweiter Bericht, der bis Dezember 2026 vorgelegt werden soll, soll dann mögliche Strukturreformen für die GKV aufzeigen, mit denen das Ausgabenwachstum mittel- bis langfristig reduziert und den Herausforderungen auf der Einnahmenseite begegnet werden kann.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: Aber ich finde den Erwartungsdruck, der auf den Schultern der zehn Expertinnen und Experten liegt, schon gewaltig. Es wird ja nichts weniger vorausgesetzt als der ganz große Wurf. Alle Blicke – aus der Politik, dem Gesundheitswesen und der Bevölkerung – werden auf die Ergebnisse gerichtet sein. Da darf dann nicht irgendein lauer Aufguss altbekannter Maßnahmen kommen. Aber viel spannender ist etwas anderes: Was passiert, wenn die Kommission wirklich strukturell tiefgreifende Vorschläge, die aus Expertensicht, Sinn ergeben, vorlegt? Möglicherweise Vorschläge, die Einschnitte für bestimmte Bevölkerungsgruppen bedeuten. Wie geht die Politik dann damit um? Wird die Bundesregierung in den Jahren 2026 und 2027, in denen insgesamt acht Landtagswahlen anstehen, wirklich tiefgreifende Reformen, die möglicherweise erst in einigen Jahren ihre Wirkung zeigen, umsetzen, nur weil sie aus Expertensicht richtig sind? Wahrscheinlicher ist, dass dann das große Geschacher losgeht, was die Kommission wie gemeint hat und was politisch richtig und sinnvoll ist. Es steht zu befürchten, dass strukturelle Reformen aus wahltaktischem Kalkül wieder einmal auf der Strecke bleiben. Stattdessen besteht die Gefahr, dass kurzfristig mit kurzsichtigen Maßnahmen die dringendsten Löcher gestopft werden. Business as usual droht.

In dieser Ausgabe zeigen wir in unserer Titelgeschichte, dass selbst routinehafte zahnärztliche Eingriffe schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen können – und wie sich solche Ereignisse verhindern, frühzeitig erkennen und adäquat behandeln lassen. In diesem Fall war durch den übermäßigen Einsatz von Druckluft ein ausgeprägtes Mediastinalemphysem entstanden – mit lebensbedrohlichen Folgen für einen Patienten, der in der Notaufnahme aufgetaucht war.

Im ländlichen Raum fehlt bekanntermaßen zahnärztlicher Nachwuchs. Wir haben mit einem jungen niedergelassenen Zahnarzt und einer bei ihm angestellten Zahnärztin gesprochen, weshalb sie sich entgegen dem Trend für die Arbeit im 13.000 Einwohner großen Sulz am Neckar entschieden haben – und es nicht bereuen.

Dann verlässt zum 1. Oktober die erste Frau den KZBV-Vorstand. Auf Dr. Ute Maier folgt Meike Gorski-Goebel, seit langem Vorstandsmitglied der KZV Sachsen. Wir haben mit beiden über ihre Arbeit in Spitzenpositionen der zahnärztlichen Selbstverwaltung, die Sinnhaftigkeit von Quoten und den Umgang mit männlichen Alphatieren gesprochen. Das Doppel-Interview finden Sie in diesem Heft.

Viel Spaß bei der Lektüre

Sascha Rudat
Chefredakteur

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