100 years IDS - Shaping the dental Future
Die IDS steht vor der Tür? Wie sieht der typische Messebesucher aus?
Mark Stephen Pace: Die Besucherinnen und Besucher sind so vielfältig wie die Zahnheilkunde: Da sind zuerst die Zahnärzteschaft sowie das Zahntechnikerhandwerk mit ihren jeweiligen Teams, die zahnärztliche Wissenschaft und die Materialforschung ebenso wie der wissenschaftliche Nachwuchs. Eine besondere Besuchergruppe bilden die nationalen und internationalen Dentalfachhändler, denn sie sind sehr wichtige Vertriebspartner und Vermittler innerhalb der Branche.
Nicht vergessen sollten wir die Verlagshäuser und Dentalfachmedien, deren mehr als 700 Angehörige die IDS besuchen und mit ihrer Berichterstattung begleiten. Schließlich ist die IDS die Weltleitmesse der Dentalbranche. Wer in diesem Bereich tätig ist, für den ist dieses Event ein Muss. Das belegt auch die hohe Internationalität der IDS, die stetig gewachsen ist und nun bei mehr als 55 Prozent der Besucher und 70 Prozent der Aussteller liegt.
Ist die IDS eher etwas für Generalisten oder für Spezialisten?
Mark Stephen Pace: Sowohl als auch. Auf der IDS finden sich die besonders aktuellen Themen für den Generalisten – um zwei Beispiele zu nennen: Die zuverlässige Verklebung von Füllungen und indirekten Restaurationen bestimmt in weiten Bereichen des zahnärztlichen Alltags den Therapieerfolg. Darum interessiert es jeden, mit welcher Polymerisationslampe er auf Nummer sicher geht. Auf der 40. IDS 2023 sind alle Kandidaten am Start und bieten sich als Diskussionsthemen unter Fachkollegen an.
Mindestens genauso interessant klingt die Frage, inwieweit Intraoralscanner über die digitale Abformung hinaus zusätzlich die Eingangsuntersuchung „01“ unterstützen können und welche Voraussetzungen sie dafür mitbringen müssen. Schon heute können Intraoralscanner unter anderem beim Weichgewebsmonitoring, bei der Verfolgung von Zahnwanderungen und bei der Kariesdetektion helfen.
Speziell zur Kariesdetektion auf natürlichen Zahnhartsubstanzflächen sind Transilluminations- und Fluoreszenz-Systeme in einigen Intraoralscannern bereits integriert. Perspektivisch können auch allgemeinmedizinische Daten hinzugenommen werden. Ziel ist es, im Sinne des Dynamischen Digitalen Modells von Prof. Dr. Sven Reich, Professor für computergestützte Zahnmedizin an der RWTH Aachen, ein vollkommen neues Verständnis von Prävention, Diagnostik und Therapie zu entwickeln.
Profitiert damit der Allgemeinzahnarzt besonders stark von einem Rundgang über die IDS 2023?
Mark Stephen Pace: Jeder profitiert, denn jeder geht mit seinem eigenen Blickwinkel über die Messe. Als Spezialist Endodontie werden Sie sich beispielsweise für die Kombination „starke Vergrößerung + Fluoreszenztechnologie“ in einem OP-Mikroskop interessieren. Als Allgemeinzahnarzt überweisen Sie schwierige Endo-Fälle zum Spezialisten, werden sich aber für die richtige Entscheidung und für die Behandlung leichterer Fälle möglicherweise eine neue Lupenbrille anschaffen wollen.
Ähnlich in der Implantologie: Während der Spezialist seinen Blick auf neue Verfahren zum Sinuslift (oder umgekehrt: zu dessen Vermeidung unter Verwendung von Blutkonzentraten zur verbesserten Wundheilung) richtet, wird das Thema Periimplantitis nun für jede Praxis wichtig. Denn jedes Prophylaxe-Team betreut heute in diesem Bereich mehr oder weniger viele Patientinnen und Patienten. Die neue S3-Leitlinie gibt dazu Orientierungspunkte, die Dentalindustrie die passenden Handinstrumente, Ultraschall-, Piezo- und Pulver-Wasserstrahl-Geräte, darüber hinaus spezielle Instrumente für die Periimplantitis-Therapie und -Prophylaxe, wie etwa titanschonende Kunststoffansätze.
Inwiefern kann sich ein IDS-Besuch in einer Änderung therapeutischer Konzepte auswirken?
Mark Stephen Pace: Auch dies will ich an einem Beispiel festmachen: Unterschiedliche Arten von Wärmebehandlung haben in jüngster Zeit zu besonders flexiblen Nickel-Titan-Feilen für die Anwendung in der Endodontie geführt. Der Allgemeinzahnarzt kann damit gegebenenfalls mehr Patienten selbst behandeln, der Spezialist wird Zähne erhalten, die noch vor wenigen Jahren als extraktionswürdig gegolten hätten. Auch können digitale Technologien, wie etwa die schablonengeführte Wurzelkanalinstrumentierung, in einer veränderten Aufgabenverteilung resultieren. So ergeben sich beim „Shaping the canal“ wichtige Verschiebungen. Auf der IDS lassen sie sich hautnah erleben und bewerten.
Daher brauchen wir heute mehr denn je Kommunikation zwischen allen Akteuren – im Beispiel zwischen dem Hauszahnarzt und dem Spezialisten Endodontologie. Für einen reichhaltigen Austausch an Gedanken ist die Internationale Dental-Schau seit 100 Jahren das richtige Forum.
Wie stellen Sie sich die nächsten 100 Jahre vor?
Mark Stephen Pace: In puncto dentale Fachmessen sehe ich die IDS als führendes Event für unsere gesamte Branche. Dabei steht, wie von 1923 bis 2023, auch in den kommenden 100 Jahren das persönliche Zusammentreffen in den Hallen ganz im Vordergrund. Die Digitalisierung wird bedeutende Impulse und Erweiterungen des Messegeschehens auch über die jeweilige Veranstaltung hinaus liefern. Besonders die Möglichkeit, das Miteinander des Messegeschäftes zu verstetigen und ganzjährig verfügbar zu machen, ist sehr vielversprechend.
Angebote zu präsentieren, zu suchen, zu vergleichen und zu diskutieren, wird sich in Zukunft noch mehr im digitalen Raum abspielen. Die Präsenzmesse wird dadurch nicht an Bedeutung und Attraktivität einbüßen, eher im Gegenteil. In mehr als 500 Jahren Messegeschichte am Standort Deutschland hat die persönliche Begegnung der Marktteilnehmer als sehr stabile Konstante erwiesen. Menschen begegnen gerne Menschen, das bleibt auch in Zukunft so.
Auch dieses Mal wird die IDS mit dem Tool IDSconnect flankiert. Mit dieser Online-Plattform tritt die 40. IDS 2023 an, den Teilnehmern das Veranstaltungsprogramm der IDS, ausführliche Informationen zu allen Ausstellern und Möglichkeiten zur Vernetzung mit anderen IDS-Teilnehmern zu geben – ob sie nun gerade vor Ort präsent oder virtuell dabei sind.
Zur IDS 2021 konnten die Besucher erste Erfahrungen mit IDSconnect sammeln. Die Kommunikation rund um die Messe wird jetzt noch ein Stück lebendiger und zielsicherer – „100 years IDS -Shaping the dental future“. Dazu heiße ich alle Leserinnen und Leser vom 14. bis zum 18. März in Köln herzlich willkommen!