DGKiZ-Jahrestagung 2024
Die „Nachhaltigkeit“ ist das übergreifende Thema, das den Vorkongress und die beiden Tage des Hauptkongresses der DGKiZ-Jahrestagung miteinander verbindet. Dabei liegt der Fokus von Nachhaltigkeit nicht in erster Linie auf dem Umweltaspekt, sondern auf der Qualität der zahnmedizinischen Behandlung.
So stellt Tagungspräsident Prof. Dr. Norbert Krämer fest, dass die Kinderzahnmedizin vor der Aufgabe stehe, Nachhaltigkeit im Sinne einer hohen Versorgungsqualität umzusetzen: „Der Wandel in der Kinderzahnmedizin mit effektiver Prävention, modernem Kariesmanagement und neuen Möglichkeiten durch Digitalisierung und KI-Einsatz führt dazu, dass wir noch nachhaltiger im Sinne der Zahngesundheit arbeiten können.“
Aus einer hohen Qualität folgt ein nachhaltiges Ergebnis, was unter anderem bedeutet, dass Behandlungen nur in seltenen Fällen wiederholt werden müssen und somit der Verbrauch zusätzlicher Ressourcen vermieden wird und mehr Zähne beziehungsweise Zahnhartsubstanz erhalten werden können.
Kinderzahnmedizin im Wandel
Die Vortragsthemen am ersten Tag des Hauptkongresses verdeutlichen, inwiefern neue Erkenntnisse und Methoden zu einem nachhaltigeren Behandeln beitragen. So wird Prof. Dr. Jan Kühnisch als federführender Autor der S3-Leitlinie zur Fissuren- und Grübchenversiegelung den aktuellen wissenschaftlichen Stand diesbezüglich erläutern. Prof. Dr. Kerstin Galler, tätig am Erlangener Universitätsklinikum, wird Neuerungen in der Endodontie vorstellen, die durch ein zunehmend besseres Verständnis der Pulpabiologie möglich wurden. So können heute weniger invasive und zunehmend regenerative endodontische Verfahren umgesetzt werden, um Zähne zu erhalten.
Ebenfalls neue Optionen zum Zahnerhalt stellen die chirurgischen Konzepte des Toothrecyclings und der Autotransplantation dar. Unter Einsatz von 3D-Druck sind weichgewebsschonende Autotransplantationen möglich geworden. Weitere Vorträge werden die Prävention bei Risikogruppen und die restaurative Versorgung in der Kinderzahnmedizin thematisieren.
Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Zahnmedizin
Am zweiten Kongresstag stehen die Wechselwirkungen zwischen Zahngesundheit und Umwelt im Fokus. Prof. Dr. Thomas Göen wird verschiedene endokrine Einflüsse auf ihr Potenzial für die Verursachung der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) hin beleuchten. In seiner Tätigkeit als Arbeitsmediziner entwickelte er eigene Verfahren, um endokrine Faktoren nachzuweisen. Vielleicht gelingt es an dieser Stelle, etwas Licht ins Dunkel um die Ätiologie der MIH zu bringen. Der Vortrag dürfte zudem Anstoß geben zu einer weiter gefassten Diskussion über potenziell gesundheitsgefährdende Stoffe in Füllungs- oder Abformmaterialien.
Wie sieht eine „grüne“ Praxisführung im Sinne des Klima- und Umweltschutzes aus? Nachhaltigkeitspotenziale stecken in den typischen „grünen Themen“, wie Energie, Mobilität, Bauen und Renovieren sowie Abfall und Recycling. Aber auch in der Behandlung können umweltfreundliche Alternativen eine Rolle spielen. Beispielsweise können digitale Abläufe Transportwege vermeiden und Materialien einsparen helfen.
Wie es um die Digitalisierung in deutschen Praxen bestellt ist, weiß PD Dr. Maximiliane Schlenz. Ihr Vortrag verspricht Einblicke in aktuelle Daten zum Stand der Digitalisierung verschiedener Praxisbereiche wie Verwaltung, technische Ausstattung und zahnärztliche Behandlungsabläufe. Dies kann helfen, die eigene Positionierung zur Digitalisierung zu überdenken und sinnvolle digitale Tools zu identifizieren.
Vorkongress: Schmerzausschaltung und Kariesmanagement
Der Vorkongress am 26. September zeigt, dass aktuelle Konzepte zum Kariesmanagement mit dem Thema Schmerzausschaltung eng verknüpft sind und beide letztendlich auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit betrachtet werden können: Durch neue, weniger invasive Optionen des Kariesmanagements, unter anderem Fluoridierung, Infiltration, Versiegelung und insbesondere dem hierzulande noch nicht so verbreiteten Einsatz von Silberdiaminfluorid (SDF), können aufwändige Behandlungen oft vermieden oder zumindest aufgeschoben werden. Dies hat den Vorteil, dass eine Behandlung unter Lachgassedierung, mit Lokalanästhesie, bei vielen Kindern ausreicht. Die Behandlung unter Vollnarkose wird so zur Ausnahme und letztmöglichen Option.
Die Kongresspräsidentin PD Dr. Nelly Schulz-Weidner, betont die Vorteile einer Behandlung mit Sedierung: „Diese stellt ein viel geringeres Risiko für das Kind dar als eine Vollnarkose. Zudem kann eine leichte Sedierung ohne einen Anästhesisten durchgeführt werden. Im Grunde handelt es sich um eine Verhaltensführung - was bestens in unser Konzept des kinderzahnärztlichen Behandelns passt.“
Begleitend zum Vorkongress wird für die Sedierung mit Lachgas ein Workshop mit Hands-on angeboten. Weitere Workshops finden zur MIH-Behandlung und zur Aktualisierung der Röntgenfachkunde statt.
Kongress fürs gesamte Team
Nach längerer Pause wird im Rahmen der Jahrestagung in Erlangen wieder ein Teamprogramm angeboten, was jüngst nur bei Frühjahrstagungen der DGKiZ der Fall war. Ein breites Themenspektrum wird hier aufgespannt: von Dental English, über Kommunikation mit den Eltern, Prävention, minimal-invasivem Kariesmanagement, einem MIH-Update, Schmerzausschaltung bis hin zum Einsatz des Intraoralscanners in der Kinderzahnmedizin und der Assistenz in der Chirurgie.
Das Trendthema „Ernährung“ wird einmal anders angepackt: „Wie soll sich das Team (einschließlich Zahnärztin und Zahnarzt) ernähren?“ Denn als gutes Vorbild in Sachen Ernährung gelingt die Beratung von Eltern und Kindern noch besser.
Termin der DGKiZ-Jahrestagung: 26. – 28. September 2024
Veranstaltungsort: Heinrich-Lades-Halle, Rathausplatz, 91052 Erlangen
Für das Hauptprogramm (Freitag und Samstag) werden 16 Fortbildungspunkte anerkannt (gemäß den Richtlinien von BZÄK/DGZMK). Für das separat zu buchende Vorprogramm am Donnerstag gibt es 8 zusätzliche Fortbildungspunkte. Jeweils 1 Zusatzpunkt wird für den Besuch eines Workshops sowie für die Teilnahme an einer abschließenden Lernkontrolle angerechnet.
Die Veranstaltung findet statt in Kooperation mit der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns und der Bayerischen Landeszahnärztekammer.
Programm und Anmeldung unter dgkiz-jahrestagung.de