100.000 Euro Fördergeld für Jenaer Zahnärztin

sf
Zahnmedizin
Die Medizinische Fakultät am Uniklinikum Jena fördert die wissenschaftliche Karriere von Frauen. Die Zahnmedizinerin Ulrike Schulze-Späte überzeugte die internationale Jury und erhält jetzt 100.000 Euro jährlich für eine eigene Forschergruppe.

Drei junge Mütter, die als Wissenschaftlerinnen am Universitätsklinikum Jena arbeiten, können sich in den kommenden Jahren der Forschung in einer eigenen Arbeitsgruppe widmen: Die Neurologin Alexandra Kretz, die Zahnmedizinerin Ulrike Schulze-Späte und die Biologin Geraldine Zimmer erhalten die ersten Habilitationsstipendien, mit denen die Medizinische Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena die wissenschaftliche Karriere von Frauen nach der Promotion fördert.

Nur 11 Prozent der Professoren in der Zahnmedizin sind Frauen

„In der Zeit der Familiengründung, meist kurz nach der Promotion, rückt die Forschung in den Hintergrund, bei den Ärztinnen zumal, denn sie absolvieren in dieser Phase die anspruchsvolle Ausbildung zum Facharzt“, sagt Prof. Dr. Otto Witte, Direktor der Klinik für Neurologie und Vorsitzender des Zentrums für Klinische Forschung aus Erfahrung. Diese Entwicklung lässt sich beziffern: Während der Frauenanteil zu Studienbeginn über das Examen bis zur Promotion etwa zwei Drittel beträgt, nimmt er dann rapide ab - auf ein Fünftel bei den Medizinern mit Lehrbefähigung und noch weniger bei den Professoren.

Bei einem konstant hohen Anteil weiblicher Studierender von etwa 60 Prozent sind Frauen bereits auf der Stufe der wissenschaftlich-ärztlichen Mitarbeiter in der Humanmedizin nur mehr zu circa 46 Prozent, in der Zahnmedizin zu etwa 44 Prozent vertreten. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der besetzten Professuren reduziert sich auf ungefähr 12 Prozent (Humanmedizin) beziehungsweise 11 Prozent (Zahnmedizin) und ist vor allem in der Gruppe der C4/W3-Professuren mit 8 bis 9 Prozent (mit beziehungsweise ohne Abteilungsleitung) ausgesprochen gering, kritisiert in diesem Zusammenhang der Wissenschaftsrat.

Mit dem Förderprogramm speziell für Frauen will die Jenaer Fakultät dem entgegenwirken. Bestätigt werde dieser Ansatz von der Zahl der Bewerbungen und deren Niveau: "Die international besetzte Jury war begeistert von der wissenschaftlichen Qualität und hatte große Mühe, aus den 16 eingereichten Projektanträgen die besten auszuwählen", hieß es.

Zahnärztin forscht zur Alterszahnmedizin

Dr. med Ulrike Schulze-Späte leitet die Sektion Alterszahnmedizin und ist Oberärztin in der Poliklinik für Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. In ihrem Projekt analysiert sie den Einfluss der Fettleibigkeit auf den Knochenstoffwechsel. Übermäßig gespeicherte gesättigte Fettsäuren stehen im Verdacht, die Widerstandskraft des Knochens bei Zahnfleischentzündungen, die vermehrt im Alter vorkommen, zu schwächen und so den Knochenabbau im Kiefer zu begünstigen.

„Mit den Habilitationsstipendien, die künftig jährlich ausgeschrieben werden sollen, fördern wir die Frauen sowohl in der Grundlagen- als auch in der klinischen Forschung. Dass die ausgewählten Themen unseren Altersschwerpunkt stärken, freut uns besonders“, so Witte. Die Wissenschaftlerinnen streben die Habilitation an, die als formale Voraussetzung für die Berufung auf eine Professur angesehen werden kann. Sie werden jeweils mit 100.000 Euro jährlich für bis zu drei Jahre gefördert. Für die Realisierung des Stipendienprogramms konnte die Medizinische Fakultät zusätzliche Mittel des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft einwerben.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.