83 Prozent erleiden schwere Kopf- oder Gesichtsverletzungen
Seit 2020 werden E-Scooter-Unfälle mit Schwerverletzten im TraumaRegister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie erfasst. Diese Daten wurden jetzt von der Forschungsgruppe für Verkehrssicherheit am TUM Klinikum analysiert. In ihrer Studie analysierte das Team die Daten von 538 Personen, die bis 2023 bei E-Scooter-Unfällen schwer verletzt wurden, mit Daten von verletzten Radfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern.
Ergebnis: Im Vergleich zu Radfahrern waren die Opfer von E-Scooter-Unfällen häufiger männlich (78,4 Prozent versus 72,3 Prozent), jünger (44,3 versus 54,5 Jahre) und häufiger unter Alkoholeinfluss (34,9 Prozent versus 15,6 Prozent). Mehr als die Hälfte der Unfälle (54 Prozent) ereignete sich nachts, und 83 Prozent der E-Scooter-Unfallopfer erlitten schwere Verletzungen an Kopf oder Gesicht (Abbreviated Injury Scale [AIS] ≥ 2). Die häufigsten Verletzungen waren Subarachnoidalblutungen (20,1 Prozent), Schädelbasisfrakturen (16,7 Prozent) und Rippenserienfrakturen (16,5 Prozent).
83,5 Prozent dieser E-Scooter-Unfallopfer wurden intensivmedizinisch behandelt, ihre durchschnittliche Krankenhausaufenthaltsdauer betrug sieben Tage (Interquartilsabstand vier bis 12 Tage). In 26 (4,8 Prozent) der 538 untersuchten Fälle starben die Opfer eines E-Scooter-Unfalls.
Fazit der Forschenden: E-Scooter-Unfälle verursachen schwere Verletzungen an Kopf und Gesicht. Am häufigsten sind Männer mittleren Alters betroffen. Die Opfer stehen oft unter Alkoholeinfluss, benötigen intensive Betreuung und weisen eine hohe Sterblichkeit auf. Es müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden, um E-Scooter-Fahrer aufzuklären und die Sicherheit zu verbessern.
„Anbieter könnten leicht für mehr Sicherheit sorgen“
„Die Zahl der schweren Verletzungen nach E-Scooter-Unfällen müsste nicht so hoch sein“, sagt Dr. Frederik Hartz, Mitautor der Studie. Die verfügbaren Daten lieferten zwar keine Informationen dazu, ob die Verletzten einen Helm trugen oder ob sie mit einem privaten E-Scooter oder mit einem Leihgerät unterwegs waren, jedoch zeige ein Beispiel aus Australien positive Auswirkungen von gesetzlichen Regelungen: Dort wurde in einigen Regionen eine Helmpflicht für E-Roller eingeführt, wodurch die Zahl der Verletzungen reduziert werden konnte. Studien zu den Auswirkungen von anderen Maßnahmen, etwa von Nachtfahrverboten oder Geschwindigkeitsbegrenzungen am Wochenende, stehen allerdings noch aus.
„Durch Prävention können wir viel erreichen. Das beginnt mit gezielter Aufklärungsarbeit über die Folgen von schweren Kopfverletzungen für die Risikogruppen“, sagt PD Dr. Dr. Michael Zyskowski, Mitautor und Leiter der Forschungsgruppe. Gerade Leih-E-Scooter sind aus Sicht der Forschenden auch für ganz konkrete Schutzmaßnahmen geeignet: Da die Geräte digital verwaltet und freigeben werden, könnten Anbieter ohne größere technische Hürden Unfällen vorbeugen. „Für mehr Verkehrssicherheit wäre es sinnvoll, die Verfügbarkeit der Scooter nachts und an Unfall-Hotspots zu reduzieren und die Höchstgeschwindigkeit ab einer bestimmten Uhrzeit zu drosseln“, schlägt Zyskowski vor. „Außerdem könnte man Reaktionstests zu einem festen Teil des Ausleihprozesses machen, um Alkoholfahrten zu minimieren. Zusätzlich sollten wir die Machbarkeit einer Helmpflicht prüfen, wie Italien sie vor kurzem eingeführt hat.“
Hartz F, Zehnder P, Resch T, Römmermann G, Schwarz M, Kirchhoff C, Biberthaler P, Lefering R, Zyskowski M: “Severe injuries in e-scooter accidents: An evaluation of data from the TraumaRegister DGU.” Dtsch Arztebl Int (2025) DOI: 10.3238/arztebl.m2025.0041