Bundesweite Ermittlungen

Apotheker sollen Paxlovid illegal weiter verkauft haben

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Gesellschaft
Anfang 2022 hatte die Bundesregierung den Apotheken eine Million Packungen Paxlovid bundesweit kostenlos zur Verfügung gestellt. Einige stehen inzwischen unter Verdacht, diese illegal weiter verkauft zu haben.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat inzwischen gegen verschiedene Apotheken Anzeige gestellt, wie Recherchen von WRD, NDR und der Süddeutschen Zeitung (SZ) ergeben haben. Mit dem vom Staat finanzierten Präparat, dass an betroffene Corona-Patienten, vor allem an ältere, ausgegeben werden sollte, sollen einige Apotheker illegal Geschäfte gemacht haben. Aufgefallen war, dass manche Apotheken sehr große Mengen Paxlovid bestellt hatten, einige über 1.000 Packungen. Diese Margen könnten sich kaum mit der Nachfrage der Patienten gedeckt haben. Insgesamt fiel diese gering aus.

Paxlovid ist das erste antivirale Arzneimittel zur oralen Anwendung, das in der EU zur Behandlung von COVID-19 zugelassen ist und kann seit dem 25. Februar 2022 ärztlich verordnet und über den Großhandel bestellt werden.

Tatverdacht der Untreue und des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz

Die Beschuldigten sollen „Paxlovid unter Missachtung der Vorgaben des BMG verkauft und dadurch unterschlagen haben“, lautet etwa der Vorwurf der Oberstaatsanwalt aus Bayern. Auch der Tatverdacht der Untreue und des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz steht bundesweit im Raum. So wurden in Berlin sechs Apotheken durchsucht – darunter eine mit 1.400 bestellten Packungen und eine mit 1.800. Wohin diese gelangt sind, konnten die Ermittler bislang nicht feststellen. Der Schaden wird allein in der Hauptstadt auf rund drei Millionen Euro geschätzt.

Die Ermittlungen erweisen sich als schwierig. So muss geklärt werden, ob die vom Staat finanzierten Medikamente illegal weiterverkauft oder nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums schlicht weg weggeworfen wurden. Das sei fast unmöglich zu ermitteln, denn „es gibt keine Vorschrift, dass die Apotheker die Paxlovid-Packungen besonders entsorgen oder das dokumentieren müssten", berichtet ein Ermittler.

Die Ermittlungen ergaben auch, dass das BMG 650 Euro pro Packungen im Einkauf beim US-Hersteller Pfizer für das Präparat bezahlt hat. Das wären insgesamt 650 Millionen Euro. 560.000 Packungen wurden demnach vom Großhandel an Apotheken ausgeliefert. Wie viele tatsächlich bei Patienten angekommen sind, wisse das Ministerium aus datentechnischen Gründen nicht.

Nun beginnt Pfizer mit dem Direktvertrieb in Deutschland. Künftig bezahlen dann die Krankenkassen das Medikament und zwar für einen viel höheren Preis: Nach Angaben des AOK-Bundesverbands wird es im Apothekenverkauf 1.149,19 Euro pro Packung kosten.

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