International Agency for Research on Cancer

Bericht bewertet Prävention von Mundhöhlenkarzinomen

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Gesellschaft
Forschende haben die Effektivität verschiedener Maßnahmen zur Prävention von Mundhöhlenkarzinomen untersucht. Neben Verhaltensinterventionen gehört auch ein Spuckverbot dazu.

Eine Arbeitsgruppe aus internationalen Experten wurde von der International Agency for Research on Cancer (IARC) einberufen, um die Wirksamkeit von primär- und sekundärpräventiven Maßnahmen in Bezug auf Mundhöhlenkarzinome zu überprüfen und damit die Inzidenz und Mortalität zu reduzieren. Wieder einmal zeigt sich, dass Alkoholkonsum und Rauchen das Risiko für das Entstehen von oralen Karzinomen massiv erhöhen. Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Nach 20 Jahren Abstinenz ist das Risiko bei ehemaligen Rauchern wieder gleichauf mit dem Risiko lebenslanger Nichtraucher.

Lippen- und Mundhöhlenkarzinome stehen auf Platz 16 der weltweit häufigsten Krebstodesursachen bei Männern. Besonders in Südostasien und auf den westpazifischen Inseln sind Mundhöhlenkarzinome sehr stark verbreitet. Grund ist, dass in diesen Gebieten vermehrt Tabak und Areka-Nüsse gekaut werden, was mindestens so karzinogen ist wie gerauchter Tabak oder Alkoholkonsum. Ein kleiner Teil der Fälle (weltweit rund zwei Prozent) wird durch eine Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV), hauptsächlich HPV16, verursacht. Neben verhaltensbezogenen Risikofaktoren spielen aber auch genetische und umweltbedingte Faktoren eine Rolle.

Das Risiko sinkt mit jedem Abstinenz-Jahr

Es gilt als wissenschaftlich bewiesen, dass mit dem Rauchstopp das Risiko für orale Karzinome kontinuierlich abnimmt. Die Ergebnisse der Metaanalyse zeigen eine um 35 Prozent geringere Inzidenz nach vier Jahren. Nach 20 Jahren war das Risiko gleichauf mit dem von Menschen, die nie geraucht haben. Analog dazu verringert sich auch für Alkoholiker das Risiko für Mundhöhlenkarzinome stetig, sobald sie mit dem Trinken aufhören.

Unter den verschiedenen Interventionen zur Beendigung des Konsums gibt es hinreichende Belege dafür, dass Verhaltensinterventionen bei Erwachsenen wirksam sind, um das Rauchen aufzugeben, wohingegen mit pharmakologischen Interventionen wie beispielsweise Nikotinpflastern etwas weniger gute Ergebnisse erzielt werden konnten. Länder, in denen der Konsum von Areka-Nüssen besonders hoch ist, darunter Indien, Myanmar, China und Taiwan, haben Spuckverbote an öffentlichen Orten verhängt. Daten zur Wirksamkeit dieser Maßnahme liegen aber bislang noch nicht vor.

Screening kann Sterblichkeitsrate verringern

Im Hinblick auf die Sekundärprävention kam die Arbeitsgruppe zu dem Schluss, dass ein Screening von Hochrisikogruppen durch eine klinische Untersuchung der Mundhöhle die Sterblichkeitsrate verringern kann. Die Sensitivität der klinischen Untersuchung geben die Forschenden zwischen 50 und 99 Prozent und die Spezifität mit 75 bis 99 Prozent an. Der Erfolg hänge dabei maßgeblich von den Fähigkeiten des medizinischen Personals ab.

Die detaillierten Beurteilungen des Sonderberichts werden als Band 19 der IARC-Handbücher zur Krebsprävention veröffentlicht.Bouvard, V., Nethan, S.T., Singh, D., IARC Perspective on Oral Cancer Prevention, New England Journal of Medicine, Doi: 10.1056/NEJMsr2210097,https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMsr2210097

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