Cannabiskonsum könnte Diabetesrisiko fast vervierfachen
Die Analyse der Daten von mehr als vier Millionen Erwachsenen zeigte, dass Cannabiskonsum fast mit einer Vervierfachung des Diabetesrisikos verbunden ist. Die Ergebnisse wurden auf der Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Wien präsentiert. Insgesamt nimmt der Konsum von Cannabis weltweit zu: Geschätzt gibt es 219 Millionen Konsumenten, was 4,3 Prozent der globalen erwachsenen Bevölkerung (Stand 2021) ausmacht.
Während einige Studien mögliche entzündungshemmende oder gewichtsreduzierende Eigenschaften nahelegen, äußern andere Bedenken hinsichtlich des Glukosestoffwechsels und der Insulinresistenz. Das Ausmaß des Risikos für die Entwicklung von Diabetes war jedoch bislang nicht klar. Als gesichert gilt, dass Cannabisgebrauch zu Herz-Kreislauf-Problemen führen, die Hirnleistung beeinträchtigen und psychische Erkrankungen verschlimmern kann.
Um die Evidenzbasis zu stärken, analysierten Dr. Ibrahim Kamel vom Boston Medical Center, Massachusetts, USA mit seinen Kollegen Daten aus elektronischen Gesundheitsakten von 54 Gesundheitsorganisationen, wie dem TriNetX Research Network mit Zentren aus den USA und Europa. Der Datensatz umfasste 97.000 ambulante Patienten im Alter zwischen 18 und 50 Jahren mit Cannabis-bedingten Diagnosen. Von ihnen konsumierten einige gelegentlich, andere waren regelmäßig. Ihre Daten wurden mit denen von mehr vier Millionen gesunden Personen verglichen, bei denen kein Substanzkonsum oder umfangreichere chronische Erkrankungen vorlagen. Die Daten wurden hinsichtlich des Alters, Geschlecht und Grunderkrankungen abgeglichen und über fünf Jahre beobachtet und verglichen.
Nach der Kontrolle von HDL- und LDL-Cholesterin sowie unbehandelte Hypertonie, atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Kokainkonsum, Alkoholkonsum und mehreren anderen Risikofaktoren für einen ungesunden Lebensstil, fanden die Forschenden heraus, dass die neuen Fälle von Diabetes in der Cannabisgruppe mit 937 (2,2 Prozent) im Vergleich zur gesunden Gruppe mit 518 Fällen (0,6 Prozent) signifikant höher lagen.
Die Autoren verwiesen darauf, dass weitere Forschung über die langfristigen endokrinen Wirkungen von Cannabiskonsum erforderlich sei, um den Zusammenhang zwischen Cannabis und Diabetes vollständig zu erklären, schreiben sie in einer Mitteilung. Dazu zähle, ob Diabetes-Risiken auf inhalierte Produkte oder andere Formen von Cannabis wie Esswaren beschränkt sei. Zudem spielten Insulinresistenz und ungesundes Ernährungsverhalten eine Rolle. Sie sprechen sich dafür aus, dass medizinisches Fachpersonal routinemäßig mit Patienten über Cannabiskonsum spricht, „… um deren allgemeines Diabetesrisiko und den potenziellen Bedarf an metabolischer Überwachung verstehen können.“
Dr. Ibrahim Kamel, Boston Medical Center, Massachusetts, USA EASD 2025 Abstract 354: “Cannabis use and the risk of developing diabetes: a real-world evidence study”, Vienna, 15 September 2025