"Die gematik erweist den Patienten einen Bärendienst!"
"Statt Anbieter mit Verdacht auf Sicherheitslücken anzusprechen und Lösungen zu erarbeiten, wurden alle Dienste pauschal gesperrt", kritisiert Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. "Wer jetzt digitale Gesundheitsangebote nutzen möchte, für die eine Authentifizierung notwendig ist, muss persönlich in einer Filiale der Krankenkasse oder der Post erscheinen." Damit werde eine unnötige Hürde auf dem Weg zu einer digitalen Gesundheitsversorgung aufgebaut.
Hintergrund
Die Onlinefunktion des Personalausweises sei derzeit noch keine praktikable Alternative, denn noch immer hätten zu wenige Bürger diese Funktion aktiviert, ihre PIN nicht vorliegen oder wüssten nicht, wie die Identifizierung funktioniert. Die ohnehin schleppend verlaufende Einführung der elektronischen Patientenakte werde damit unnötig erschwert.
Wegen einzelner vorfälle darf man nicht das ganze Verfahren plattmachen!
„Mit dem pauschalen und unangekündigten Verbot von Videoident-Verfahren bei Krankenkassen hat die gematik den Patientinnen und Patienten in Deutschland einen Bärendienst erwiesen", bilanziert Rohleder. Diese bräuchten unkomplizierten Zugang zu digitalen Versorgungsangeboten, der höchsten Sicherheitsanforderungen gerecht wird, zugleich aber nutzungsfreundlich und pragmatisch ist.
Wie sicher ist Videoident?
Eine eigens ersonnene Choreographie soll beim Video-Ident-Verfahren anhand von Indizien wie im Videobild sichtbaren Hologrammen oder der Mimik zwei entscheidende Fragen beantworten: Ist der Ausweis echt? Ist die Person vor der Kamera echt? Die Video-Ident-Anbieter behaupten, ihre Lösungen würden Betrugsversuche sicher erkennen.
"Die Sofort-Identifizierung per Video ist essentiell, um digitale Dienste schnell, sicher und einfach verfügbar zu machen" erläuterte er. Das Videoident-Verfahren sei deshalb auch integraler Bestandteil digitaler Angebote – sei es bei der Anmeldung eines Bankkontos, bei Kreditprüfungen, Versicherungsverträgen oder bei Prüfungen für Carsharing-Dienste. Rohleder: "Videoident-Anbieter ohne Sicherheitslücken müssen daher auch bei den Krankenkassen umgehend wieder für Identifizierungsverfahren zugelassen werden."
Deutschland verfüge europaweit über die höchsten IT-Sicherheitsanforderungen. "Es ist daher gut, wenn Sicherheitslücken entdeckt und behoben werden. Wegen einzelner Sicherheitsvorfälle, die sich in der digitalen Welt ebenso wenig ausschließen lassen wie in der analogen Welt, darf man aber nicht wie mit einem Bulldozer das Videoident-Verfahren als solches plattmachen", betonte er.
Der Bitkom ist der Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche.