Existenzängste in der Corona-Krise

"Die Zahntechnik kann keinen Straßenverkauf betreiben"

silv/pm
Auch die Zahntechniker haben Angst, dass sie die Corona-Pandemie nicht unbeschadet überstehen. Ein Zahntechnikermeister hat jetzt seine Sorgen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in einem Brief mitgeteilt.

German Bär, selbstständiger Zahntechnikermeister aus Sankt Augustin, Vorstandsmitglied der Zahntechniker in Kommunikation (ZIK) und Delegierter des Verbandes Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI) hat am 11. April einen offenen Brief an den Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verfasst.

Ein Rettungsschirm - auch für die Zahntechniker

„Es ist eine gute Entscheidung, einen Rettungsschirm für Therapeuten und Zahnärzte in Aussicht zu stellen, leider konnte ich nicht vernehmen, wie sich dies für den Gesundheitsberuf Zahntechnik gestaltet", schreibt er. "Die Zahntechnik ist ein Gesundheitsgewerk, das nicht ausweichen kann, das kein Kompensationsgeschäft beziehungsweise Online-Handel, Essen außer Haus oder Straßenverkauf betreiben kann.“

Ohne die Aufträge der Zahnärzte sind Zahntechniker chancenlos

Bär mahnt: „Die Zahntechnik ist zu 100 Prozent von den Aufträgen der Zahnärzte abhängig. Ohne Aufträge der Zahnärzte sind wir Zahntechniker zu 100 Prozent chancenlos, den Arbeitsausfall zu kompensieren.“ Und weiter: „Die politisch und medizinisch richtige Entscheidung des Shutdown trifft das Zahntechnikerhandwerk mit unausweichlicher Brutalität. Wir Zahntechniker erleben gerade quasi ein über Dritte erzwungenes Tätigkeitsverbot.“

Und weiter: "Bitte unterstützten Sie die zahntechnischen Betriebe, so dass über Generationen erarbeitetes Know-how und ihrer Standortloyalität zu Zahnärzte und deren Patienten nicht verlorengeht."

Die ZE-Importeure sind schon in Stellung

Für die Zeit nach Corona prophezeit Bär ein düsteres Szenario: „Für das Ende des Shutdown bereiten sich schon jetzt die ZE-Importeure darauf vor, mit Preiswert-Angeboten aus dem Ausland den Shutdown-geschädigten Patienten billigen Zahnersatz und den Zahnärzten Umsatzchancen aus China oder anderswo, 100 % desinfiziert, sauber und 13485 zertifiziert anzubieten. An dieser Stelle erwarten wir deutschen Zahntechniker von der Politik und den Krankenkassen, ein klares Statement für den Zahnersatz aus Deutschland.“ Die Zahntechnik, appelliert Bär, müsse auch unter den Rettungsschirm.

Auch der VDZI hat Spahn einen Brief geschrieben

Der VDZI hatte bereits am 20. März in einem Brief an Spahn vorgeschlagen, mit GKV-Mitteln die Versorgungstrukturen in der Corona-Krise  zu sichern.

„Die bisher geplanten Unterstützungsinstrumente für kleine Unternehmen, die von den Finanz- und der Wirtschaftsministern organisiert werden, sind richtig, doch sie werden für die Sicherung der Funktionsfähigkeit der betrieblichen Versorgungsstrukturen nicht ausreichen. Das System der gesetzlichen Krankenversicherung muss und kann ergänzend dazu seinen Beitrag zur Stabilisierung in der Krise leisten“, schreibt Walter Winkler, Generalsekretär des VDZI. „Unser Vorschlag ist konkret: Die geplanten Ausgaben der Krankenkassen für Festzuschüsse sollen bei Zahnärzten und bei Zahntechnikern gleichermaßen zur Liquiditätssicherung vorgezogen werden.“

Die Ausgaben für Festzuschüsse sollten vorgezogen werden

Dabei würde von den Krankenkassen keineswegs mehr ausgezahlt als in den Haushalten geplant. Nach den Monaten der Krise werden von den Patienten die ausgesetzten Zahnersatzversorgungen nachgeholt, die vorgezogenen Liquiditätszahlungen könnten damit verrechnet werden. Damit wäre ein wichtiger Beitrag geleistet, um so manche Praxis und so manches der 8.000 zahntechnischen Meisterlabore vor gravierenden Zahlungsschwierigkeiten und letztlich vor einer drohenden Insolvenz zu retten.

 In dem Brief regt der Verband an, die zum 1. Oktober vorgesehene Erhöhung der Festzuschussbeträge für Zahnersatz vorzuziehen und die Festzuschüsse für Zahnersatz in Höhe des Volumens von 2019 als Vorauszahlung an Zahnärzte und Labore als Liquiditätshilfe auszuzahlen.

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