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"Einheitliche Vergütung bedroht viele Praxen."

sf
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Dr. Thomas Drabinski, Geschäftsführer des Kieler Institut für Mikrodaten-Analyse (IfMDA) hat ein neues Reformmodell für das duale Krankenversicherungssystem vorgestellt. zm-online stand er dazu Rede und Antwort.

zm-online: Herr Drabinski, woran krankt das bestehende duale Krankenversicherungssystem in Deutschland?

Drabinski:Das duale Krankenversicherungssystem steckt bereits mitten in der Demografie-Falle, wodurch der gesundheitspolitische Gestaltungsspielraum schon sehr stark eingeschränkt ist. Vor allem der Grundsatz der Generationen-Gerechtigkeit spielt in der politischen Agenda eigentlich keine Rolle. Für die GKV bedeutet das, dass die zukünftige Versorgung bereits heute im Ausmaß von 1,1 bis 3,4 Billionen Euro unterfinanziert ist. Für die PKV ist der Grad der Unterfinanzierung wesentlich geringer. Aber dort sind auch nur fünf Prozent der Bürger versichert und die anderen fünf Prozent PKV-Versicherte sind Beihilfeberechtigte, sprich Beamte, Pensionäre und deren Ehepartner und Kinder.

Worauf zielt Ihr Reformmodell "Reformierte Dualität - Konzept einer Generationen-Gerechtigkeit" im Grundsatz ab?

Die Reformierte Dualität zielt einerseits in der PKV-Reformagenda darauf, Prinzipien einer sozialen Marktwirtschaft umzusetzen. Im Zentrum steht die Individualisierung und Portabilität der Alterungsrückstellungen zur Sicherung von Wettbewerb und Effizienz und die Umsetzung von sozialen Kriterien, damit Versicherte sich ihren privaten Krankenversicherungsschutz auch dauerhaft leisten können.

Andererseits die GKV-Reformagenda: Hier geht es vor allem darum, die Finanzierung der Versorgung über die nächsten 40 Jahre sicherzustellen. Dies gelingt nur, indem für die geburtenstarken Jahrgänge 1953-1970 bereits heute Gelder gespart werden, die dann in der Zukunft wieder aufgelöst werden. Für die Versicherten wird zudem eine Gesundheitspauschale mit sozialem Ausgleich vorgeschlagen, die besser als ein Beitragssatz auf Lohn, Gehalt und Rente die Mechanismen strenger Rationierungen und Gesundheitssteuern ( = steigende Steuersubventionen) in der GKV verhindern kann.

Und welchen Reformbedarf sehen Sie im Bereich der zahnmedizinischen Versorgung?

In der zahnmedizinischen Versorgung ist bereits heute ein duales Versorgungs- und Finanzierungssystem umgesetzt, bei dem jeder gesetzlich Versicherte auch gleichzeitig ein privat Versicherter ist. Zum Nutzen der Patienten müssen für den Privatanteil allerdings klare Abrechnungs- und Transparenzregeln gelten.

Dennoch gibt es auch viel Unsicherheit: Denn viele Zahnarztpraxen sind in ihrer Substanz bedroht, wenn ein einheitliches Vergütungssystem umgesetzt wird. Durch den Gesetzgeber könnten dann bis zu sechs Milliarden Euro gestrichen werden.

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