Home

Elektronische Patientenakte: Wir sind im Mittelfeld

pr/pm
Nachrichten
Deutschland liegt bei der Einführung einer sektorenübergreifenden elektronischen Patientenakte (ePA) im Europavergleich im unteren Mittelfeld. An der Spitze liegen Dänemark, Schweden und Estland, belegt eine Studie der Stiftung Münch.

Die Autoren demonstrieren in einer European Score Card anhand eines Ampelschemas, wie weit die 20 europäischen Länder bei der Implementierung der ePA sind (siehe Abbildung). Deutschland liegt nach diesem Schema auf Platz 10 und damit im Mittelfeld. 

Während in der grünen Kategorie die skandinavischen Länder in Sachen EPA am weitesten fortgeschritten sind, ist Deutschland in der mäßig fortgeschrittenen Gruppe (gelber Bereich) im unteren Bereich zu finden.

Handlungsempfehlung für Deutschland: eine nationale E-Health-Strategie

In den Ländern mit einer gut etablierten elektronischen Patientenakte war demnach eine klare Vorgabe des Gesetzgebers die Basis für eine erfolgreiche Einführung. Damit auch Deutschland aufschließen kann, ist laut Studie eine langfristige nationale E-Health-Strategie erforderlich, sowie der Wille, das Projekt zum Erfolg zu führen.

Die Autoren leiten aus ihren Ergebnissen diese Handlungsempfehlungen für Deutschland ab: Es muss ein Wissenstransfer aus anderen Ländern erfolgen, modulare und pragmatische Lösungsansätze müssen eine Rolle spielen, es muss ein langfristige nationale E-Health-Strategie entwickelt werden und es müssen die Grenzen der gegenwärtigen Ausgestaltung der Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen  erkannt werden.

Verglichen werden auch die Länder Deutschland, Dänemark, Israel und Österreich.

  • Deutschland:Hier hat die ePA den Einzug in das Gesundheitswesen noch nicht geschafft. Das E-Health-Gesetz ist demnach eher als technisches Gesetz zu verstehen, das Fragen der Telematik-Infrastruktur oder Interoperabilität betrifft; ein Fahrplan für einen bundesweiten Rollout sei nur in groben Zügen erkennbar, Grundsatzdiskussionen blockierten die Entwicklung, noch bevor diese überhaupt an Fahrt gewinnen kann.

  • Dänemark: Eine ePA gibt es seit 20 Jahren, unterstützt von der Regierung und der Bevölkerung. Probleme des Datenschutzes existierten kaum, das Land habe sich bewusst für einen modularen Aufbau und schrittweisen Ausbau der ePA entschieden.

  • Israel:Die Digitalisierung sei sehr weit fortgeschritten und verdeutliche, dass ein starker Wille von Versicherern, Leistungsanbietern und Staat für die Implementierung der ePA entscheidend ist. Das Land sei weltweit führend in der Nutzung der ePA über deren eigentliche Funktionalität hinaus, der Mehrwert, den eine ePA für die Versorgungsforschung darstellt, werde hier seit Jahren praktiziert.

  • Österreich:Durch zahlreiche Kompromisse bei der Einführung der ePA sei hier zwar der „große Wurf“ nicht gelungen, aber das Land liege inzwischen auf Platz 8 vor Deutschland. Das Beispiel Österreich belege, wie wichtig eine klare Kommunikationsstrategie ist, um alle beteiligten Stakeholder mit einzubeziehen.

Die Studie verweist auch auf einzelne Unternehmen wie Kaiser Permanente (Großversorger in den USA) oder Apple, die im Aufbau einer ePA aktiv sind und Systeme anbieten, die losgelöst von nationalen ePA-Strategien genutzt werden können. Es stelle sich die Frage, inwieweit sich in einer immer mehr digitalisierten Welt nationale System gegenüber diesen behaupten können und ob es überhaupt notwendig ist, eigene Systeme zu entwickeln. Die Studie wurde im Auftrag der Stiftung Münch (dahinter steht die Rhön-Klinikum AG) vom Institut für Angewandte Versorgungsforschung (inav) unter der Leitung von Prof. Volker Amelung durchgeführt. Kernergebnisse finden Sie vorab auf derWebseite der Stiftung Münch, die Studie erscheint im Dezember 2016 als Buch. Die Stiftung Münch beschäftigt sich seit längerem mit Fragen rund um die Gesundheitsversorgung in Deutschland und mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.