Engländer haben so viel Karies wie 1998
Die AOHS 2023 ist die erste klinische Studie zur Mundgesundheit Erwachsener in England seit 2009. Sie bietet den Wissenschaftlern zufolge wichtige Erkenntnisse, um die Planung und Durchführung von zahnärztlichen Leistungen im Rahmen des NHS Long Term Plan zu unterstützen und dabei einen starken Fokus auf Prävention zu legen.
„Die gute Nachricht ist, dass die meisten Menschen davon ausgehen können, einige Zähne ein Leben lang zu behalten. Zwar gibt es mehr Zähne, doch leider auch mehr Karies und damit mehr Behandlungsbedarf. Die meisten Erwachsenen (64 Prozent) weisen Anzeichen von Karies auf – eine weitgehend vermeidbare Erkrankung. Besorgniserregend ist, dass die Kariesrate höher ist als 2009 und ähnlich hoch wie 1998, so dass sich positive Trends umkehren.“
Prof. Jenny Gallagher eine der führenden Wissenschaftlerinnen vom King's College
Das sind die zentralen Erkenntnisse
Nur 2,5 Prozent der Erwachsenen gaben an, keine natürlichen Zähne mehr zu haben, im Vergleich zu 6 Prozent im Jahr 2009.
Fast jeder fünfte Erwachsene (19 Prozent) hatte mindestens eine potenziell dringende Mundgesundheitserkrankung, darunter Zahnschmerzen, tiefe Karies, die die Pulpa betrifft, oder ein oder mehrere PUFA-Zeichen (ein Index zur Messung der Schwere der Folgen von Karies) .
Bei Anwendung der empfindlichsten Messmethode für Karies, die auch Schmelzkaries umfasst, wiesen knapp zwei Drittel der Erwachsenen (64 Prozent) zum Zeitpunkt der zahnärztlichen Untersuchung klinische Karies an einem oder mehreren Zähnen auf, und zwar an der Zahnkrone oder den Wurzeln.
Bei vier von zehn Erwachsenen mit natürlichen Zähnen wurden bei der Untersuchung deutliche Karieszeichen festgestellt (41 Prozent). Im Vergleich dazu lag dieser Wert im Jahr 2009 bei 28 Prozent und entspricht in etwa den Werten von 1998.
Die Auswirkungen auf den Alltag haben zugenommen. Vier von zehn Erwachsenen (43 Prozent) gaben an, dass sich ihre Mundgesundheit negativ auf ihren Alltag auswirkte; 2009 betrug dieser Wert 33 Prozent.
Die regelmäßige Inanspruchnahme zahnärztlicher Leistungen ist zurückgegangen. Nur noch 52 Prozent der Erwachsenen gaben an, dass der übliche Grund für ihren Zahnarztbesuch eine Kontrolluntersuchung sei (2009 waren es 61 Prozent), während 35 Prozent nur dann zum Zahnarzt gehen, wenn sie Probleme mit ihren Zähnen, ihrem Mund oder ihrer Zahnprothese haben.
Immer weniger Erwachsene nehmen somit regelmäßig an Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt teil. Zu den Hindernissen zählen die Schwierigkeit, einen Zahnarzt zu finden, die Kosten und dasfehlende Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Behandlung.
Es bestehen weiterhin erhebliche Ungleichheiten. Erwachsene in ärmeren Gegenden wiesen höhere Krankheitsraten, mehr Schmerzen und eine geringere Lebensqualität auf und gingen seltener regelmäßig zum Zahnarzt als Erwachsene in wohlhabenderen Gegenden.
Was man aus der Studie ableiten kann
Die Ergebnisse unterstreichen den Forschenden zufolge die dringende Notwendigkeit einer Public-Health-Stategie, Investitionen in Prävention und gemeinsamer Maßnahmen zwischen politischen Entscheidungsträgern, Gemeinden und Gesundheitsexperten, um die Mundgesundheit zu fördern und den Zugang zur zahnärztlichen Versorgung zu erleichtern.
Die Erwachsenen-Mundgesundheitsstudie (AOHS) 2023 wurde vom Office for Health Improvement and Disparities (OHID ) des britischen Gesundheitsministeriums (DHSC) in Auftrag gegeben. Sie erfasst die allgemeine Mundgesundheit, einschließlich Zähne und Zahnfleisch, aber aucg das orale Wohlbefinden. Untersucht und befragt wurden 2.282 erwachsene Briten. Die AOHS 2023 ist die erste klinische Studie zur Mundgesundheit Erwachsener in England seit 2009. Die AOHS-Studien werden in der Regel alle zehn Jahre durchgeführt.




