Frühlingssonne beschleunigt manische Depression
Die Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden unter der Leitung von Klinikdirektor Prof. Michael Bauer haben dazu die Daten von rund 2.400 Patienten aus 24 Städten in 16 Ländern ausgewertet. Dabei fiel auf, dass in bestimmten Orten - etwa Los Angeles, Oslo oder Santiago de Chile - bipolare Störungen in einem signifikant geringeren Lebensalter beginnen.
Beim Abgleich mit Wetterdaten der amerikanischen Weltraumbehörde NASA fanden die Forscher heraus, dass in diesen Ländern oder Regionen im Frühjahr die Sonne überdurchschnittlich stark scheint. Die Ergebnisse der Studie wurden in der international renommierten Zeitschrift „Bipolar Disorders“ veröffentlicht.
Der fröhlich-entspannte Kalifornier ist ein Klischee
Das oft bediente Klischee der immer fröhlich-entspannten Kalifornier hält der Betrachtung von Medizinern nicht stand: Denn im Westen der USA entspricht der Anteil der Menschen mit behandlungsbedürftigen Depressionen dem Landesdurchschnitt. Bei der Sonderform "manische Depression“ steigt das Risiko einer frühen Erkrankung in Los Angeles sogar: Hier werden biopolare Störungen in der Altersgruppe der bis zu 25-Jährigen durchschnittlich mit 18,90 Jahren erstmals diagnostiziert.
In Würzburg dagegen liegt das Einstiegsalter bei 22,37 Jahren. "Mit unserer Studie konnten wir erstmals zeigen, dass Umweltfaktoren wie ein jahreszeitlich bedingter, starker Anstieg der Sonnenstrahlung eine Rolle bei der Entstehung seelischer Erkrankungen spielt“, sagt Bauer.
Die Erkenntnisse der Studie geben nicht nur Hinweise zu möglichen Gefährdungen junger Menschen, sondern sie helfen auch bereits Erkrankten und deren Therapeuten, besser mit der seelischen Störung umzugehen. "Dieses Wissen kann nun zum Beispiel in Schulungsprogramme einfließen, um die Patienten dafür zu sensibilisieren, dass sie in dieser Jahreszeit stärker auf die Anzeichen manischer Episoden achten und sich frühzeitig um Hilfe bemühen“, so der Arzt weiter.
Neue Patientendaten aus Afrika und Asien
Obgleich die Studie Daten von 2.414 Patienten aus drei Kontinenten analysiert hat, wollen die Wissenschaftler diese Erkenntnisse auf eine noch breitere Datenbasis stellen. Deshalb bereiten sie derzeit eine weitere Untersuchung vor, in die auch Regionen und Patientendaten aus Afrika und Asien einfließen sollen.