Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München

Gedächtnis-B-Zellen sorgen für anhaltende Immunantwort

ck/pm
Gesellschaft
Haben Genesene noch eine schützende Immunantwort, auch wenn keine Antikörper gegen SARS-CoV-2 mehr im Blut nachweisbar sind? Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) haben eine stille Reserve des Körpers entdeckt.

Die Wissenschaftler vom Institut für Klinische Neuroimmunologie der LMU haben nun herausgefunden, dass Gedächtnis-B-Zellen lange nach Infektion im Blut verbleiben - sogar, wenn keine Antikörper im Körper mehr nachweisbar sind. Diese Zellen könnten Genesenen zu einem länger anhaltenden Schutz vor einem schweren COVID-19 Verlauf verhelfen.

Das Immunsystem hat mehrere Waffen zur Verfügung

Im Kampf gegen Krankheitserreger stehen dem Immunsystem mehrere „Waffen“ zur Verfügung. Zum einen die Antikörper, zum anderen ein Arsenal unterschiedlicher Zellen. Dazu gehören die T-Zellen. Sie erkennen körpereigene Zellen, die von Viren infiziert wurden, und töten sie ab. Und dazu zählen die B-Zellen, die von T-Zellen aktiviert werden. Nach dieser Aktivierung reifen B-Zellen in den Lymphknoten oder in der Milz zu zweierlei Typen heran: zu den Plasmazellen, die Antikörper produzieren. Und zu den Gedächtnis-B-Zellen, über die im Laufe der Pandemie bislang vergleichsweise wenig geforscht wurde.

Gedächtnis-B-Zellen bilden eine stille Reserve

„Gedächtnis-B-Zellen bilden nach einer Infektion eine stille Reserve, die bei einer erneuten Infektion mit dem gleichen Erreger sofort aktiviert werden kann und für eine schnelle Abwehrreaktion mit der Ausschüttung von Antikörpern sorgt“, sagt Prof. Dr Edgar Meinl, Arbeitsgruppenleiter am Institut für Klinische Neuroimmunologie des LMU Klinikums am Biomedizinischen Zentrum (BMC) der LMU.

Die Forschungsgruppe um Meinl hat nun im Blut von 17 Genesenen mit und ohne Antikörper spezifisch nach Gedächtnis-B-Zellen gefahndet. Ergebnis: Bei allen fanden die Forschenden Gedächtnis-B-Zellen im Blut, die Antikörper gegen SARS-CoV-2 produzieren konnten. Diese Antikörper blockierten die Bindung des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 an seinen zellulären Rezeptor ACE-2. Und in Zellkultur neutralisierten sie infektiöse Viren.

Die Reserve bleibt, selbst wenn die Antikörper längst weg sind

„Das heißt, dass funktionelle spezifische Gedächtnis-B-Zellen gegen SARS-CoV-2 nach einer COVID-19-Infektion über lange Zeit im Blut nachweisbar sind“, sagt Edgar Meinl. Diese Reserve bleibt auch dann, wenn die Antikörper der Erstinfektion längst verschwunden sind. Meinl: „Unsere Erkenntnisse sind wesentlich für die Frage der Langzeit-Immunität, da sich Gedächtnis-B-Zellen bei erneuter Infektion - oder bei Infektion nach einer Impfung - sehr schnell zu Antikörper-produzierenden Zellen differenzieren und auch weiterentwickeln können, um Virus-Varianten besser zu binden.“

Stephan Winklmeier, Katharina Eisenhut, Damla Taskin, Heike Rübsamen, Ramona Gerhards, Celine Schneider, Paul R. Wratil, Marcel Stern, Peter Eichhorn, Oliver T. Keppler, Matthias Klein, Simone Mader, Tania Kümpfel, Edgar Meinl, Persistence of functional memory B cells recognizing SARS-CoV-2 variants despite loss of specific IgG, iScience, Volume 25, Issue 1, 2022, 103659, ISSN 2589-0042, doi.org/10.1016/j.isci.2021.103659.

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