Gemischte Bilanz für Universitätsmedizin Mannheim
"Das Resümee fällt gemischt aus“, bilanzierte Wolfgang Marquardt, Vorsitzender des Wissenschaftsrats, dieReevaluationder Universitätsmedizin Mannheim (UMM). „Die Universitätsmedizin Mannheim hat sich in Forschung und Lehre beachtlich weiterentwickelt und an einem eigenständigen Profil hinzugewonnen. In Mannheim wurde die Vorklinik aufgebaut und mit dem Modellstudiengang ein attraktives Studienangebot etabliert."
Sich der Förderung von Forschung und Lehre verschreiben
Unabdingbar für die langfristige Perspektive einer Universitätsmedizin in Mannheim sei allerdings, dass sich das kommunal getragene Klinikum eindeutig auf das Ziel der Förderung von Forschung und Lehre verpflichtet.
Die Einrichtung von insgesamt vier Forschungsschwerpunkten - für eine Fakultät in der Größenordnung von Mannheim grundsätzlich ambitioniert - sei nur möglich, weil die UMM mit den in der Region vorhandenen anderen lebenswissenschaftlichen Forschungseinrichtungen und mit der medizinischen Fakultät in Heidelberg erfolgreich kooperiere.
In den zehn Jahren seit der letzten Standortevaluation konnten die Drittmittel nahezu verdreifacht werden. Die besondere Situation der Universität Heidelberg mit zwei medizinischen Fakultäten sollte nach Auffassung des Wissenschaftsrats künftig noch intensiver für gemeinsame Netzwerkaktivitäten genutzt werden.
Insgesamt weisen Forschung und Krankenversorgung in wesentlichen Bereichen aber nicht die erforderliche institutionalisierte Verbindung auf, heißt es in der Stellungnahme. Die Leitungsstrukturen des Standorts sind immer noch geprägt durch zwei verschiedene, rechtlich selbstständige Träger: Die medizinische Fakultät ist eine Einrichtung der Universität Heidelberg , das Klinikum befindet sich in der Trägerschaft der Stadt Mannheim als Alleingesellschaft e in der gemeinnützigen GmbH.
Keine geeignete Leitungsstruktur
„Die bereits damals von uns nahegelegte zügige Implementierung einer geeigneten Leitungsstruktur ist längst nicht angemessen umgesetzt worden“, erklärt Marquardt. Im Zentrum der Empfehlungen steht daher die Forderung, die Leitungsstrukturen des Klinikums an die Belange einer Universitätsmedizin anzupassen.
Vor allem erwarte der Wissenschaftsrat eine substanzielle Stärkung der wissenschaftlichen Seite im Aufsichtsrat, auch die Zuständigkeiten und Entscheidungsbefugnisse in der Geschäftsführung des Universitätsklinikums müssten an den Erfordernissen eines Universitätsklinikums ausgerichtet sein.
Die Stadt muss für die Universitätsmedizin einstehen
Der Status einer Universitätsmedizin leistet unbestreitbar seinen Beitrag für die Stadt Mannheim, sich als attraktiver Standort mit überregionaler Ausstrahlung weiterzuentwickeln. „Dieser Status erfordert allerdings künftig eine stärkere Selbstverpflichtung der Stadt, für die UMM einzustehen“, ist der Vorsitzende des Wissenschaftsrates überzeugt.
Der Wissenschaftsrat bescheinigte in einer weiterenStellungnahmeaus den Wintersitzungen dem Saarland eine leistungsfähige Universitätsmedizin. Demnach konnte der international renommierte Schwerpunkt „Molekulares Signaling“ aufgebaut werden.
In Anbetracht der finanziellen Rahmenbedingungen des Landes, die zu deutlichen Einschnitten auch bei den Hochschulen führen werden, wurden deshalb weitere Vorschläge zur Reorganisation und Umstrukturierung des Systems erarbeitet. Diese sollen dabei helfen, die entscheidenden Weichen zu einer zukunftsfähigen Ausrichtung der Hochschullandschaft bereits jetzt richtig zu stellen, so der Bericht.
Der Wissenschaftsrat berät die Bundesregierung und die Regierungen der Länder in Fragen der inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der Hochschulen, der Wissenschaft und der Forschung.