Großes Interesse an Pädophilie-Päventionsprojekt
Das Hamburger Angebot ist Teil des bundesweiten Netzwerks "Kein Täter werden" mit Anlaufstellen in Berlin, Kiel, Hannover, Regensburg, Leipzig und Stralsund. Ein achter Standort sei geplant, sagte Projektleiter Prof. Peer Briken vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) am Donnerstag. Vorreiter war die Berliner Charité, dort begannen Sexualmediziner bereits 2005 mit dem Präventionsprojekt.
"Ergebnisse aus Berlin (...) zeigen, dass eine umfassende, längerfristige Therapie das Bewusstsein der Männer deutlich beeinflussen und damit die Risikofaktoren für einen sexuellen Übergriff reduzieren kann", erklärte Briken, der das UKE-Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie leitet. Für Hamburg lägen bisher noch keine vergleichbaren Ergebnisse vor.
Insgesamt hätten sich seit April vergangenen Jahres 157 Männer oder deren Angehörige sowie Sozialarbeiter und Psychotherapeuten an die Präventionsambulanz in Hamburg-Altona gewandt, berichtete Briken. Die meisten Betroffenen seien zwischen 25 und 45 Jahre alt und kämen aus allen sozialen Schichten. Bundesweit sind es bislang über 2800 Menschen.
"Jeder kann sich verändern"
In Einzel- oder Gruppentherapien erhalten Betroffene gezielt sexualtherapeutische und medizinische Hilfe, teilweise auch Medikamente. Das Credo der Therapie lautet: Niemand kann sich seine sexuelle Orientierung aussuchen - aber er kann Verantwortung dafür übernehmen, dass er niemandem Schaden zufügt. "Der Ansatz ist: Jeder kann sich verändern", sagte Briken.
Schätzungen zufolge hat ein Prozent der Männer pädophile Neigungen, bundesweit fühlen sich etwa 250.000 Menschen zwischen 18 und 75 Jahren sexuell zu Jungen oder Mädchen hingezogen. Der größte Anteil sexueller Übergriffe an Kindern und Jugendlichen ist nach UKE-Angaben polizeilich nicht bekannt: "Die Dunkelziffer ist Expertenschätzungen zufolge mindestens acht Mal höher als die tatsächliche Zahl der Straftaten."