Zahnärzteschaft Westfalen-Lippe

Kritik an „überhasteter Einführung“ der ePA

LL
Politik
Die geplante Einführung der elektronischen Patientenakte („ePA für alle“) zum 15. Januar 2025 stößt auf Kritik von KZV und Zahnärztekammer in Westfalen-Lippe.

„Bislang hat kein einziger Hersteller der Praxisverwaltungssysteme ein funktionierendes ePA-Modul vorgelegt, das den aktuellen Anforderungen entspricht. Doch das Bundesgesundheitsministerium zieht stur seinen Plan durch – ohne Rücksicht auf die Realitäten in den Praxen“, gibt Michael Evelt, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KZVWL, zu bedenken.

„Die Pilotphase ist viel zu kurz!“

Zum einen sei die geplante Pilotphase von lediglich vier Wochen in Modellregionen vor dem Start der ePA viel zu kurz. „Das grenzt an Fahrlässigkeit“, erklärt Dr. Gordan Sistig, Vizepräsident der Zahnärztekammer. „Bereits beim E-Rezept haben wir gesehen, wohin eine übereilte Einführung ohne ausreichende Testphase führt: Chaos in den Praxen, Frust bei den Patientinnen und Patienten und massive Störungen im Versorgungsablauf. Es droht, dass bei der ePA genau die gleichen Fehler gemacht werden.“

Es sei völlig inakzeptabel, „dass die Zahnarztpraxen gezwungen werden sollen, ab dem 15. Januar ein System einzusetzen, das weder technisch ausgereift noch ausreichend getestet ist". Der damit verbundene Mehraufwand, insbesondere durch die Vielzahl an Widerspruchsrechten und Einwilligungspflichten, werde den Praxisalltag zusätzlich belasten und die Akzeptanz der ePA erheblich gefährden.

„Diese hastige Umsetzung wird die Versorgungssicherheit gefährden und die ohnehin schon angespannte Situation in vielen Praxen weiter verschärfen, indem neue, administrative Pflichten auf den Bürokratieberg einfach drauf diktiert werden“, sorgt sich Evelt. Weiterhin sei ein hoher Informationsbedarf bei denPatienten zu erwarten.

„Unrealistische Fristen, keine Suchfunktion, keine Firewall“

Statt einem echten Mehrwert, drohe die ePA für viele Praxen zur zusätzlichen Last zu werden. „Wenn die elektronische Patientenakte wirklich ein Fortschritt sein soll, dann muss sie von Anfang an durchdacht und praxistauglich sein. Doch was hier geplant ist, bringt mehr Chaos als Nutzen. Unrealistische Fristen, keine Suchfunktion, keine Firewall, eigentlich weiß keiner so richtig, wie diese Akte funktionieren soll“, kritisiert Sistig.

Kammer und KZV fordern die Politik auf, die gesetzlichen Vorgaben an die Realität in den Praxen anzupassen. Die die Einführung der ePA sollte verschoben und eine längere und flächendeckende Testphase durchgeführt werden.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.