DGMKG

Neues Keramik-ummanteltes Titan-Zahnimplantat vorgestellt

ck/pm
Zahnmedizin
Die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) hat jetzt ein Keramik-ummanteltetes Titan-Implantat vorgestellt, das die Vorzüge beider Materialien vereint.

Zahnimplantate aus Titan und zunehmend auch aus Keramik haben sich im Praxisalltag bewährt. Trotz einer sehr guten Erfolgsquote weisen jedoch in erster Linie die reinen Keramikimplantate Schwachstellen auf, da sie mitunter bruchgefährdet sind. Bei den etablierten Titan-Iimplantaten sind indes - seltene - Unverträglichkeitsreaktionen möglich.

Auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse wurde nun versucht, die Vorteile beider Materialien zu nutzen und in Form eines Keramik-ummantelten Zahnimplantats umzusetzen, das die biomechanischen und biokompatiblen Vorzüge vereint.

Ursachen von Unverträglichkeitsreaktionen bei Titanimplantaten

Titanimplantate sind nach wie vor der Goldstandard. Dennoch kommt es in seltenen Fällen zu Unverträglichkeitsreaktionen, die unter anderem durch Titankontamination im Gewebe verursacht sein können. Klinischen und experimentellen Studien zufolge kann diese mögliche Titanionenanreicherung bereits beim Einbringen der Implantate oder später während der Belastungsphase entstehen.

Leiden Patienten bereits an Peri-implantitis begünstigt das die Ionenfreisetzung. Studien las-sen den Schluss zu, dass bereits bei physiologischem ph-Wert eine geringe Korrosion und damit Ionenabgabe des Titanmaterials vorliegt, die sich im sauren Milieu (etwa bei Periimplantitis) erheblich verstärkt.

Immunohistochemische Untersuchungen legen nah, dass Titanionen im Gewebe möglicherweise zu einer erhöhten Rate entzündlicher Prozesse führenkönnten. Auch wenn derartige Unver-träglichkeitsreaktionen äußerst selten vorkommen, sah sich die Wissenschaft und Forschung herausgefordert, auch hierfür eine Lösung zu finden. Eine zukunftsweisende Innovation scheint aktuell mit keramischen Spezialbeschichtungen der Titanimplantategelungen.

Verschleißfest versiegelt: Keramik-Mantel schützt vor Korrosion

Innovatives Keramik-Coating erlaubt es, Titanimplantate mit einer hauchdünnen (2-5μm starken) Schicht aus Zirkonoxidoder Nioboxid zu versehen. Studien von Prof. Dr. Hans-Joachim Nickenig zeigen demnach, dass durch Keramik-Coating von Titan ein verlässlicher Schutz hinsichtlich mechanischem Abrieb und Korrosion vorliegt.

Bei der Keramikummantelung handelt es sich um eine hochfeste Hoch-Vakuum-Beschichtung (PVD), bei der es zu einer Keramikionen-Implantation in die Titanoberfläche kommt, so dass ein verschleißfester Korrosionsschutz gewährleitet ist.

Dieses Verfahren wird bereits seit vielen Jahren in anderen medizinischen Technologiebereichen (Hüft-oder Endoprothetik,Gefäßchirurgie, Wirbelsäulenimplantologie) mittels Cerid®erfolgreich angewandt.

Mit erstaunlicher Biokompatibilität: Mittels eines anerkannten Testsystems konnte nachgewiesen werden, dass es zu einer direkten Verbindung zwischen Keramik-Coating-Material (Cerid®) und Gingivaepithelzellen kommt - einer Anheftung, vergleichbar mit den Zellen beim natürlichen Zahn.

Stabil und biokompatibel: Titanimplantat plus Keramikbeschichtung

Es können im Grunde alle bewährten Titan-Implantatsysteme mit Keramik-Mantel versehen werden. Somit bleibt die biomechanische Überlegenheit des Titanimplantats weiterhin erhalten, eine Verwendung von zweiteiligen Implantaten ist ohne Einschränkung möglich. Es gelten dieselben Indikationsbereiche wie beim herkömmlichen Titanimplantat.

Alles bleibt wie gehabt beim Goldstandard "Titanimplantat", das lediglich durch eine hauchdünne Spezialbeschichtung "veredelt" wird und damit alle denkbaren Vorteile der unterschiedlichen Materialien vereint. Durch nanoskaliertes Keramik-Coating in einer Schichtstärke von 2-3 μm ist es möglich,die Oberflächenmorphologie bewährter Titanoberflächen weitestgehend beizubehalten beziehungsweise nachzuvollziehen.

Fazit und Ausblick

Titan als Implantatmaterial gilt nach wie vor als der Goldstandard, Unverträglichkeitsreaktionen sind selten. Keramik-Coating erlaubt die Kombination biokompatibler Vorzüge der Keramik mit den bio-mechanischen Eigenschaften des Titans. Aufgrund der nachweislich geringeren Gewebereaktion erscheint dieses Verfahren insbesondere in Hinblick auf eine Verwendung im abwehrgeschwächten Organismus vielversprechend.

Als verschleißfester, biokompatibler Korrosionsschutz des Titans erscheint eine Relevanz im Rahmen der Prävention von Periimplantitis naheliegend. Aufgrund des hochfesten und lückenlosen Verbundes der Keramik ist der Einsatz von Alternativmaterialien zu Reintitan denkbar.

Die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer-und Gesichtschirurgie (DGMKG) hat erste Ergebnisse zum Keramik-ummantelten Titan-Zahnimplantat erstmals auf ihrem 67. Jahreskongress in Köln/Bonn vorgestellt.

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