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Verordnungen und Impfungen

Pläne zur Apothekenreform: Ärzte warnen vor gefährlichem „Irrweg“

ao
Politik
Die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums für eine Apothekenreform sind in der Ärzteschaft auf Ablehnung gestoßen. Kassenärzte und Hausärzte warnten davor, Apotheken ärztliche Kompetenzen einzuräumen.

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hatte am Mittwoch Eckpunkte für eine Apothekenreform vorgestellt. Darin ist unter anderem vorgesehen, dass Apotheken verschreibungspflichtige Arzneimittel ohne ärztliches Rezept abgeben dürfen. Dies soll bei dringendem Bedarf und bekannter Langzeitmedikation möglich werden sowie bei einer Reihe von „unkomplizierten" Erkrankungen wie Harnwegsinfektionen. Damit sollen Arztpraxen entlastet werden. Außerdem sollen Apotheker künftig nicht mehr nur gegen Grippe und COVID-19 impfen dürfen, sondern alle Impfungen mit Totimpfstoffen anbieten können.

„Medikamente sind keine Bonbons"

Die Kassenärzte bezeichneten den Vorschlag, verschreibungspflichtige Arzneimittel ohne ärztliche Verordnung von Apotheken abgeben zu lassen, als „einen gefährlichen Irrweg“. „Das kann Leib und Leben der Menschen gefährden! Medikamente sind keine Bonbons“, warnten die Vorstände der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Sie wiesen darauf hin, dass Arzneimittel gezielt zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt würden, die nur Ärztinnen und Ärzte aufgrund ihrer medizinischen Ausbildung diagnostizieren und therapieren könnten. Apotheker seien dafür nicht ausgebildet. 

Außerdem verstoße das Vorhaben gegen geltendes Recht. Dieses sehe bewusst die Trennung von Verordnung und Abgabe eines Medikaments vor. „Gibt man diese Trennung auf, besteht das Risiko, dass die Verordnungsentscheidung nicht wie bisher alleine von medizinischen Erwägungen getragen ist“, warnten die Kassenärzte mit dem Hinweis darauf, dass Apotheken für jedes Medikament, das sie abgeben, Geld bekämen. Die Vorstände der KBV und der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen forderten die Politik daher auf, die Pläne zurückzunehmen.

Als eine „Gefahr für die Patientensicherheit“ bewertete auch der Hausärztinnen- und Hausärzteverband (HÄV) die Reformpläne. Mit dem Vorhaben, Apotheken die Möglichkeit zu geben, zukünftig verschreibungspflichtige Arzneimittel eigenständig zu verschreiben und dann auch gleich abzugeben, überschreite die Politik eine rote Linie.

Hausärzte gegen weitere Impfungen in Apotheken

Auch das Vorhaben, Apotheken die Verimpfung aller Totimpfstoffe zu erlauben, lehnt der Verband vehement ab. Bereits mögliche Impfungen gegen Grippe und COVID-19 würden in den Apotheken kaum nachgefragt, die Zahl der Impfungen bewege sich auf niedrigem Niveau und es gäbe kaum Apotheken, die Impfungen überhaupt anbieten.

Die Politik ignoriere diese Erfahrungen jedoch. Demgegenüber wisse man bereits aus zahlreichen Studien und Untersuchungen, dass die Impfquoten durch eine bessere Koordination gesteigert würden, und nicht dadurch, neue Impfstellen zu schaffen. So sei die Impfquote etwa in den Hausarztprogrammen um zehn Prozent höher als in der Regelversorgung, und zwar ohne impfende Apotheken.

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