Sie wurden erfolgreich abgemeldet!

Ministerin präsentiert Apothekenreform

Warken vertröstet Apotheker beim Honorar auf 2026

ao
Politik
Die Apotheken sollen künftig weitere Aufgaben in der Prävention und Früherkennung übernehmen. Das sehen Eckpunkte einer Apothekenreform vor, die Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) heute vorgestellt hat. Die sehnlich erwartete Honorarerhöhung bleibt indes vorerst aus.

Mit Spannung hatten die Delegierten des Deutschen Apothekertags, den ABDA-Präsident Thomas Preis heute Mittag eröffnet hatte, auf den Auftritt von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) gewartet. Sie betonte, dass es ihr ein Anliegen gewesen sei, persönlich nach Düsseldorf zu kommen – ein Seitenhieb auf ihren Vorgänger Karl Lauterbach (SPD), der sich in den Vorjahren lediglich per Video zuschalten ließ. Die Ministerin dankte den Apothekerinnen und Apothekern für ihre Leistungen. Sie versicherte, dass ihr der Dialog wichtig sei und dass sie sich auf die Zusammenarbeit freue. „Ich möchte etwas erreichen für die Apotheker und mit Ihnen zusammen“, sagte Warken.

Die Apotheken seien unverzichtbar für die Gesundheitsversorgung im Land. Sie böten viel Potenzial, das noch ausgebaut werden solle, und sie bräuchten gute Rahmenbedingungen, vor allem im ländlichen Raum. „Mein Ziel ist es, die Vorgaben aus dem Koalitionsvertrag vollständig umzusetzen“, versicherte die Ministerin. Dazu gehören unter anderem die Anhebung des Apothekenfixums auf 9,50 Euro pro verschreibungspflichtiger Medikamentenpackung sowie eine Abschaffung des Skonti-Verbots.

Anhebung des Fixums würde GKV 900 Millionen Euro kosten – pro Jahr

Was die vehement geforderte und sehnlich erwartete Erhöhung des Apothekenhonorars anging, erlebte die Apothekerschaft jedoch eine herbe Enttäuschung. Angesichts der schwierigen Finanzlage der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gebe es dafür im Moment keinen Spielraum. „Wir werden das für das nächste Jahr auf Wiedervorlage legen“, versprach die Ministerin. Sollte das Fixum auf 9,50 Euro erhöht werden, verursache das Kosten von insgesamt etwa 900 Millionen Euro im Jahr.

Wie erwartet skizzierte Warken anschließend Eckpunkte der geplanten Apothekenreform. Dazu gehören unter anderem die Wiedereinführung handelsüblicher Skonti und eine Verhandlungslösung für das Apothekenhonorar. Die Notdienstpauschale will Warken erhöhen und Nullretaxationen wegen Formfehlern ausschließen. Zudem sollen die Apotheken ihre Öffnungszeiten selbst bestimmen können und mehr Austauschmöglichkeiten bei Lieferengpässen erhalten. All das soll die Eigenverantwortung der Offizinen stärken.

Tests zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Apotheken

Weiterhin kündigte Warken an, dass sie den Apothekerberuf als Heilberuf weiter ausbauen möchte. Durch ihren niedrigschwelligen Zugang seien Apotheken gut geeignet, eine wichtige Rolle im Bereich Prävention einzunehmen. So sollen Apotheken künftig einfache diagnostische Tests zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen anbieten können.

Die Impfmöglichkeiten in den Apotheken sollen erweitert und die Durchführung von patientennahen Schnelltests in Apotheken ermöglicht werden. Apotheken sollen in Zukunft neben Grippe- und Covid-19-Impfungen alle Impfungen mit sogenannten „Totimpfstoffen“ anbieten können.

Außerdem soll es mit der Reform möglich sein, dass Apotheken verschreibungspflichtige Arzneimittel an chronisch Kranke auch ohne ärztliche Verordnung abgeben dürfen - und zwar bei dringendem Bedarf und bekannter Langzeitmedikation.

Bessere Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern

„Wir wollen auch die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern verbessern“, erklärte Warken. So sehen die Eckpunkte des geplanten Apothekengesetzes vor, die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) auszubauen und neu zu strukturieren. Um die Zusammenarbeit zwischen den Heilberufen zu verbessern, sollen Apotheken die Durchführung von pDL und deren Ergebnisse in der elektronischen Patientenakte (ePA) vermerken beziehungsweise auch direkt der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt mitteilen. Zudem sollen Ärztinnen und Ärzte pDL verordnen können.

Konkrete Zusagen gab die Ministerin auch beim Thema Versand beziehungsweise Umsetzung des Rx-Rabatt-Verbots. Die derzeitige Situation sei nicht zufriedenstellend. Sie werde sich daher Handlungsoptionen ansehen. „Ich nehme das Thema ernst. Wo wir eingreifen können, werden wir nachsteuern“, versprach sie.

Zeitlich begrenzte Apothekenleitung durch speziell qualifizierte PTA

Außerdem informierte Warken, dass sie den Beruf der pharmazeutisch-technischen Assistentinnen und Assistenten (PTA) weiterentwickeln will, um ihn attraktiver zu machen. Nach einer zweijährigen berufsbegleitenden Qualifizierung sollen PTA die Möglichkeit bekommen, zeitlich begrenzt die Apothekenleitung zu vertreten.

Diese Ankündigung kam bei ABDA-Präsident Preis nicht gut an. Die Apothekenleitung müsse ein Apotheker übernehmen, das sei nicht delegierbar, befand er. PTA seien dafür nicht ausgebildet und wollten es auch gar nicht. „Das können wir nicht verantworten. Da könnten schlimme Dinge passieren“, warnte Preis.

Enttäuscht zeigte sich der ABDA-Präsident auch darüber, dass das Apothekenhonorar in diesem Jahr nicht mehr erhöht werden soll. „Das ist nicht hinnehmbar für uns. 9,50 Euro waren als Soforthilfe gedacht. Eigentlich bräuchten wir 13 oder 14 Euro“, sagte Preis.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.