"Praxen dürfen nicht zu Rendite- oder Spekulationsobjekten verkommen!"
Von einem "besorgniserregenden Paradigmenwechsel" spricht Dr. Hans-Albert Gehle, erster Vorsitzender des Marburger Bundes Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz: Was bei Radiologen, Laboren und mit Dialysezentren begann, sei längst von Kapitalgebern auf andere medizinische Fachgebiete ausgeweitet worden: "Hier entstehen Praxenketten, die mittlerweile auch die nötigen Zuweiserpraxen - etwa Orthopäden oder Internisten - aufkaufen, um so ihre Rendite und Profitabilität noch weiter zu erhöhen. Wir reden hier über regelrechte Konzernstrukturen mit insgesamt 200 bis 250 Praxen", warnt Gehle.
MVZ und Z-MVZ in Zahlen
MVZ und Z-MVZ in Zahlen
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Dieser Industrialisierungsprozess im Gesundheitswesen verlaufe schleichend: "Das ist bisher von der Politik noch gar nicht wahrgenommen worden", sagt Gehle. "Wenn sie jetzt nicht reagiert, verlieren wir Ärztinnen und Ärzte in relativ kurzer Zeit, nicht nur die kostbaren Möglichkeiten, unsere Patienten nach dem besten medizinischen Wissen verantwortungsvoll zu behandeln, sondern wir werden erleben, wie im Gesundheitswesen Versichertenbeiträge von Investoren so massiv entnommen werden, dass die Beiträge letztendlich erhöht werden müssen. Am Ende werden die Kosten des Gesundheitssystems erheblich weiter steigen und die gewohnte Versorgungsqualität sinken."
Kliniken und Praxen dürften nicht zu Rendite- oder Spekulationsobjekten verkommen, betont Gehle: "Renditebestrebungen sind im deutschen Gesundheitswesen ethisch nicht verantwortbar. Mit Praxenketten werden Gewinne aus einem solidarisch finanzierten Krankenversicherungssystem regelrecht abgeschöpft."
"Kliniken und Praxen dürfen nicht zu Rendite- oder Spekulationsobjekten verkommen!"
Der Marburger Bund Landesverband Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz fordert die Gesetzgeber in Land und Bund auf, mithilfe von Ergänzungen des Heilberufsgesetzes und des SGB V "diese kommerziellen Entwicklungen umgehend zu stoppen".