Prof. Splieth wird Präsident der Weltkariesorganisation
Wie die Universitätmedizin Greifswald verkündet, wurde Splieth bereits 2014 als Mitglied in den wissenschaftlichen Beirat der Organisation for Caries Research - kurz ORCA - aufgenommen. Nach zwei Jahren als Vize-Präsident beginnt mit dem Jahreskongress 2019 in Kolumbien seine Präsidentschaft.
„Es ehrt Greifswald, die skandinavisch geprägten Ideen zur Kariesprävention und Kariestherapie ohne zu Bohren jetzt verstärkt einbringen zu können", äußerte sich Splieth anlässlich seiner Wahl zum President-Elect. "Dies ist sicherlich auch eine Anerkennung für mehr als 20 Jahre Kariesforschung und überdurchschnittlich guten Karieswerte, die wir in Greifwald auf Basis von wissenschaftlich evaluierten Konzepten erzielen konnten. Wir möchten durch internationale Vernetzung und die Einbindung in die Community Medicine dazu beitragen, gleiche Chancen auf Gesundheit im Mund für alle zu eröffnen."
Anerkennung für 20 Jahre Kariesforschung
zm-online: Herr Prof. Splieth, wo sehen Sie die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?
Christian, Splieth:
Zunächst soll der Fokus darauf gelegt werden, die hohe qualitative Arbeit der Weltkariesorganisation zu erhalten, den strukturellen Austausch mit Lateinamerika, den Vereinigten Staaten und der Asien-Pazifikzone zu festigen. Dies in der freundlichen, integrativen und professionellen Atmosphäre, die für die ORCA kennzeichnend ist.
In welchen Ländern ist Karies noch ein besonders gravierendes Problem der Zahngesundheit und warum?
Karies ist ein besonders großes Problem in Länder, die reich werden (Arabien, Südamerika, Asien), wenn Wohlleben und Überfluss vor der Prävention ankommen. Dies war während des Wirtschaftswunders in Deutschland nach dem Krieg bis in die 1970er Jahre ähnlich.
Wie kann Kariesprävention gelingen - gerade in Ländern, die noch keine jahrzehntelangen Erfahrungen damit haben wie etwa hierzulande?
Leider entdeckt die Bevölkerung einschließlich der (Zahn)Ärzte und Politiker erst spät, dass mit dem Wohlstand auch die Wohlstandserkrankungen kommen. Dann stellt sich die Frage, ob man diese Problem mit einem kapitalistischen und gewinnorientierten Gesundheitssystem individuell lösen will, was viele soziale und gesundheitliche Ungleichheit produziert, oder einen gemeinwohlorientierten Ansatz, der Prävention über bezahlbare Zahnpaste, Gruppenprophylaxe und frei zugängliche Präventionsleistungen in den Zahnarztpraxen organisiert, verfolgt. Die zweite Variante bringt deutlich bessere gesellschaftliche Ergebnisse und ist auch volkswirtschaftlich sinnvoller. Erfahrungen und Daten liegen zu beiden Wegen vor und die Entscheidungsträger brauchen eigentlich nur die verschiedenen Möglichkeiten kopieren.
Wie die Universitätsmedizin Greifswald verkündet, läuft derzeit eine mehrjährige Studie mit ORCA-Partnern in Großbritannien und Litauen, in denen sich andeutet, dass die konventionelle Füllung im Milchgebiss deutlich weniger erfolgreich ist als Stahlkronen und nur genauso gut, wie einfaches Zähneputzen der kariösen Defekte. Die Greifswalder Arbeitsgruppe von acht Kariesforschern und Kinderzahnheilkundlern sowie 15 Masterstudenten arbeitet mit der ORCA daran, nicht nur neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, sondern auch gleich in der Patientenversorgung oder im Jugendzahnärztlichen Dienst als „Schulzahnarzt“ umzusetzen.