Medizin

Prostatakrebs: Gefahr PSA-Screening

ck/dpa
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Der PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs kann Leben retten. Allerdings auf Kosten vieler unnötiger Diagnosen und Therapien. Das zeigt eine europäische Langzeitstudie.

Die Prostatakrebs-Vorsorge per PSA-Test kann einer Studie zufolge das Sterberisiko um mehr als ein Fünftel senken. Das zeigt eine große europäische Langzeitstudie. Dennoch raten die Wissenschaftler um Fritz Schröder von der Universitätsklinik Rotterdam, den Test nicht flächendeckend einzuführen. Dafür sei die Zahl von Überdiagnosen und überflüssigen Therapien zu groß, schreiben sie im Magazin "The Lancet". 

Unnötig oft Fehlalarm

Seit langem diskutieren Mediziner über den Wert des PSA-Tests zur Früherkennung von Prostata-Tumoren, der häufigsten Krebserkrankung bei Männern. Das Verfahren ermittelt die Konzentration des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) im Blut. Erhöhte Werte können auf die Erkrankung hinweisen. Kritiker bemängeln, das Verfahren schlage zu oft unnötig Alarm. 

Bei der European Randomised Study of Screening for Prostate Cancer (ERSPC), die 1993 in acht europäischen Ländern startete, wurden mehr als 162.000 Männer im Alter von 50 bis 74 Jahren per Los in zwei Gruppen geteilt: Eine Hälfte wurde in der Regel alle vier Jahre dem PSA-Test unterzogen und bei erhöhten Werten weiter untersucht, die übrigen nicht. 

Test verhindert mehr Todesfälle als die Brustkrebsvorsorge

Die Studie zeigt, dass die regelmäßigen Tests besonders über einen langen Zeitraum das Sterberisiko senken: Nach neun Jahren lag es in der PSA-Gruppe um 15 Prozent niedriger als in der anderen Gruppe, nach elf Jahren sogar um mehr als 20 Prozent. "Die PSA-Untersuchung verringert die Todesfälle durch Prostatakrebs substanziell, in ähnlichem Maße oder stärker als die Brustkrebsvorsorge", wird Schröder in einer "Lancet"-Mitteilung zitiert. 

Übertherapien mit Inkontinenz oder Impotenz als Folge

Dennoch raten die Mediziner von der Einführung des Tests ab: Rund 40 Prozent der diagnostizierten Fälle seien Überdiagnosen, die zu Übertherapien mit häufigen Nebenwirkungen wie Inkontinenz oder Impotenz führen könnten. Um einen Todesfall zu verhindern, wurden im Zeitraum von 13 Jahren 27 Männer wegen Prostatakrebs behandelt. 

Weitere Studien seien dringend geboten, "um die sehr große Zahl jener Männer zu verringern, die Vorsorge, Biopsien und Therapien unterzogen werden, um nur einigen wenigen Patienten zu helfen", betonte Schröder.  

Hilfreich zur Bestimmung des Erkrankungsrisikos

Das PSA-Screening "ist kein perfekter Test", sagt Prof. Peter Hammerer von der Arbeitsgemeinschaft Urologische Onkologie. Dennoch sei es hilfreich, um das Erkrankungsrisiko abzuschätzen. Wichtig sei, dass Männer über die Aussagekraft des Tests informiert seien. 

"Prostata-Krebs ist vergleichsweise berechenbar", sagt der Urologe vom Städtischen Klinikum Braunschweig und verweist darauf, dass diese Tumore vergleichsweise langsam wachsen. Deshalb würden Tumore heute nicht mehr grundsätzlich bestrahlt oder operiert. Stattdessen werde verstärkt die sogenannte aktive Überwachung angewandt, bei der das Tumorwachstum kontinuierlich beobachtet und nur bei Bedarf eingegriffen wird. 

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