Raucher qualmen weiter
Jeder vierte Raucher zwischen 16 bis 69 Jahren hat sich in den vergangenen Monaten häufiger eine Zigarette angezündet. Nur jeder Zehnte hingegen hat das Rauchen reduziert oder ganz damit aufgehört. Zum dem Ergebnis kommt eine Forsa-Umfrage zu Rauschmitteln im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse Hannover (KKH). Demnach hat sich die jüngere Vergangenheit zunehmend negativ auf das Rauchverhalten der Deutschen ausgewirkt.
Suchterkrankungen bilden sich zeitverzögert ab
Doch ob die Corona-Krise und der Krieg in der Ukraine dazu beitragen, kann so eindeutig noch nicht gesagt werden. „Da Abhängigkeitserkrankungen über einen längeren Zeitraum hinweg entstehen, bilden sie sich statistisch in der Regel erst zeitverzögert ab“, erklärt Michael Falkenstein, Suchtexperte der Krankenkasse. Möglich sei aber, dass in den vergangenen Monaten etliche Ex-Raucher rückfällig geworden seien.
Zum Vergleich: Eine ähnliche Umfrage im Sommer 2020 zeigte eine ausgeglichenere Situation: Damals gab jeder sechste Raucher an, seinen Konsum seit Beginn der Corona-Krise gesteigert zu haben. Jeder Siebte sagte indes, er rauche seither weniger als üblich.
Eine Kippe wegen Stress, Langeweile und Gewohnheit
So raucht laut Umfrage derzeit knapp ein Viertel der Deutschen, 18 Prozent davon regelmäßig. Als Grund für den Zigarettenkonsum geben aktuell 32 Prozent Stressabbau und 18 Prozent Langeweile an. Jeder Siebte schaffe es durch das Rauchen besser vom Alltag abzuschalten, jeder Neunte könne dadurch tatsächlich besser seine Probleme und Sorgen vergessen. Als Hauptgrund wird allerdings die Gewohnheit genannt. Fast 60 Prozent der befragten Raucher wollen deshalb nicht auf ddie Kippe verzichten.
Beim exzessiven Alkoholkonsum sieht die Situation auch besorgniserregend aus, allerdings nicht ganz so dramatisch wie beim Tabakmissbrauch: Hier verzeichnet die KKH innerhalb eines Jahrzehnts einen Anstieg der Diagnosen von rund 31 Prozent, mit einem Anstieg von 4,5 Prozent von 2019 auf 2021.
Insgesamt sind laut KKH-Hochrechnung rund 1,4 Millionen Menschen in Deutschland von ärztlich diagnostiziertem Alkoholmissbrauch betroffen, deutlich weniger als von schädlichem Tabakgebrauch mit rund 5,6 Millionen.
Trinken: weniger aus Gewohnheit, aber dafür in Gesellschaft
Beim Alkoholkonsum spielt die Gewohnheit nur eine Nebenrolle. Als Hauptargument gab fast die Hälfte der Befragten die Gruppendynamik an - also trinken in Gesellschaft wie etwa auf Partys. Weitere 37 Prozent trinken vor allem, weil ihnen Bier, Wein, Likör und Co schmecken. 13 Prozent gelinge so, ähnlich wie beim Rauchen, das Abschalten vom Alltag besser.
Alkohol und Tabak gehören zu den häufigsten vermeidbaren Krankheitsursachen. Gleichzeitig zählen sie auch zu den zwei Hauptrisikofaktoren für einen vorzeitigen Tod – gleich, ob jemand abhängig ist oder nicht.