Rauchstopp könnte Demenzrisiko senken
Mehrere Beobachtungsstudien haben berichtet, dass eine Raucherentwöhnung mit einem verringerten Demenzrisiko verbunden ist, berichten die Forschenden. Allerdings habe bisher keine Studie den Zusammenhang zwischen einer Änderung der Rauchintensität und dem Demenzrisiko untersucht. Die koreanische Kohortenstudie setzte sich darum zum Ziel, den Zusammenhang zwischen einer Änderung der Rauchintensität, einschließlich der Rauchreduktion und Raucherentwöhnung und dem Risiko für alle Arten von Demenz zu untersuchen.
Die Studie verwendete Daten aus der Datenbank des Nationalen Krankenversicherungsdienstes von Korea. Die Kohorte umfasste insgesamt 789.532 Teilnehmende mit einem Durchschnittsalter von 52,2 Jahren, darunter 95,8 Prozent Männer, die sich 2009 und 2011 einer Gesundheitsuntersuchung unterzogen und bei der ersten davon einen aktuellen Raucherstatus hatten. Die Kohorte wurde bis zum 31. Dezember 2018 nachbeobachtet, die statistische Analyse wurde im Anschluss zwischen Juli und Dezember 2021 durchgeführt.
Die Veränderung der Rauchintensität gegenüber dem Ausgangswert wurde dabei wie folgt definiert: Personen mit erfolgreicher Rauchentwöhnung (mit dem Rauchen aufgehört), Reduzierer I (verringerte Anzahl der pro Tag gerauchten Zigaretten um ≥50 Prozent), Reduzierer II (verringerte Anzahl der pro Tag gerauchten Zigaretten um 20 bis 50 Prozent), Raucher mit stabilem Konsum (verringerte oder gesteigerte Anzahl der pro Tag gerauchten Zigaretten um weniger als 20 Prozent) oder Raucher mit erhöhtem Konsum (erhöhte Anzahl der pro Tag gerauchten Zigaretten um ≥ 20 Prozent).
Rauchentwöhnung senkt das Risiko für alle Demenzen signifikant
Das primäre Ergebnis war eine neu diagnostizierte Demenz, die durch verschriebene Antidementiva mit begleitenden Diagnosecodes nach ICD-10 für Demenz identifiziert wurde. Angepasste Hazard Ratios und ein Konfidenzintervall von 95 Prozent wurden verwendet, um den Zusammenhang zwischen der Veränderung der Rauchintensität und dem Auftreten von Demenz, einschließlich Alzheimer-Krankheit (AD) und vaskulärer Demenz (VaD), zu bestimmen.
Die Ergebnisse: Während einer medianen Nachbeobachtungszeit von 6,3 (6,1–6,6) Jahren wurden 11.912 Demenzereignisse identifiziert, darunter 8.800 AD- und 1.889 VaD-Ereignisse. Insgesamt hatten die Personen mit erfolgreicher Rauchentwöhnung ein signifikant geringeres Risiko für alle Demenzen, das adjustierte Hazard Ratio [aHR] betrug 0,92 (Spreizung 0,87 bis 0,97) im Vergleich zu Rauchern mit stabilem Konsum. Überraschend: Sowohl eine Reduzierung als auch Erhöhung des Konsums hatten ein signifikant höheres Risiko für alle Arten von Demenz zur Folge: Reduzierer I (aHR 1,25; 1,18 bis 1,33), Reduzierer II (aHR: 1,07; 1,01 bis 1,13), „Erhöhung“ (aHR, 1,12; 1,06 bis 1,18).
Nachbeobachtungsdauer möglicherweise zu kurz
Diese Studie hat nach Angaben der AutorInnen mehrere Einschränkungen, die berücksichtigt werden sollten: Informationen über das Bildungsniveau oder den Apolipoprotein-E-ε4-Spiegel konnten nicht gesammelt werden, die möglicherweise mit einem Demenzrisiko verbunden sind. Darüber hinaus hatten die Autoren keine Informationen über das Passivrauchen, die Verwendung von anderen Tabak- oder Nikotinerzeugnissen wie etwa Zigarren oder Verdampfern. Zudem sei die Nachbeobachtungsdauer von sechs Jahren mit Blick auf den zunächst schleichenden Verlauf einer Demenz „möglicherweise nicht ausreichend, um die Zusammenhänge zwischen Veränderungen beim Rauchen und dem Demenzrisiko vollständig aufzuklären.“
Trotzdem zeigen die Ergebnisse der Studie aus Sicht der AutorInnen, dass zwischen Rauchstatus und Demenzrisiko ein Zusammenhang besteht. Sie schlussfolgern, dass Raucherentwöhnung bei den Bemühungen zur Reduzierung der Krankheitslast von Demenz als mögliche Maßnahme Berücksichtigung finden sollte.
Jeong S, Park J, Han K, et al. Association of Changes in Smoking Intensity With Risk of Dementia in Korea. JAMA Netw Open. 2023;6(1):e2251506. doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.51506