Remdesivir: Zusatznutzen bei COVID-19 mit Lungenentzündung
Demnach gibt es bei moderat an COVID-19 erkrankten Erwachsenen mit einer Pneumonie, die bei Therapiebeginn „nur“ eine Low-Flow-Sauerstofftherapie erhielten, einen Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen von Remdesivir gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie.
Für schwerer an COVID-19 erkrankte Erwachsene mit einer Pneumonie, die zu Therapiebeginn bereits mit einer High-Flow-Sauerstofftherapie oder einer anderen nicht invasiven Beatmung versorgt werden mussten, ist ein Zusatznutzen hingegen nicht belegt. Für an COVID-19 erkrankte Jugendliche lagen keine Studiendaten vor.
Nutzenbewertung beruht auf Drei RCT
Die Nutzenbewertung von Remdesivir beruht auf den Daten aus drei randomisierten kontrollierten Studien (RCT) mit zusammen 1.895 COVID-19-Erkrankten, aus denen jeweils Subgruppen mit insgesamt 958 und Patienten bewertungsrelevant sind. Im Vergleichsarm wurden die Patienten dabei jeweils mit den bis dato für eine Erkrankung wie COVID-19 verfügbaren Optionen behandelt.
Da sich die Behandlung von hospitalisierten Corona-Patienten seit Beginn der Pandemie verbessert hat, lässt sich die Behandlung in den drei eingeschlossenen Studien laut IQWiG nur eingeschränkt auf die heutige Versorgungssituation übertragen. "Diese Unsicherheit wurde bei der Aussagesicherheit der Ergebnisse berücksichtigt", teilt das IQWiG mit.
Positive Effekte bei moderat Erkrankten
Für die an COVID-19 erkrankten Erwachsenen mit Pneumonie und Low-Flow-Sauerstofftherapie bei Therapiebeginn zeigen sich in der Gesamtschau überwiegend positive Effekte von Remdesivir im Vergleich zur Standardtherapie: "Die Betroffenen haben eine höhere Überlebenschance und sie erholen sich schneller." Für die Nebenwirkungen liegen dem IQWiG zufolge zwar keine verwertbaren Daten vor, auf Basis der verfügbaren Informationen werden aber keine negativen Effekte in einem Ausmaß vermutet, das einen Zusatznutzen infrage stellen könnte.
Zusammenfassend gibt es für an COVID-19 erkrankte Erwachsene mit einer Lungenentzündung, die Low-Flow-Sauerstofftherapie zu Therapiebeginn erfordert, einen Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen von Remdesivir gegenüber der vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) als zweckmäßige Vergleichstherapie festgelegten Therapie nach Maßgabe des Arztes.
Weder positive noch negative Effekte bei schwerer Erkrankten
Für die an COVID-19 erkrankten Erwachsenen mit Pneumonie und High-Flow-Sauerstofftherapie bei Therapiebeginn zeigen sich dagegen weder positive noch negative Effekte für Remdesivir im Vergleich zu den bis dato verfügbaren Behandlungsoptionen.
„Selten stand ein neuer Wirkstoff so sehr im Fokus der weltweiten Öffentlichkeit wie Remdesivir zu Beginn der COVID-19-Pandemie“, sagt Thomas Kaiser, Leiter Arzneimittelbewertung beim IQWiG-Ressort. "Entscheidend ist, die richtigen Patienten zum richtigen Zeitpunkt mit dem Wirkstoff zu therapieren.“
Remdesivir ist in Europa seit Juli 2020 bedingt zugelassen zur COVID-19-Behandlung bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren mit einer Lungenentzündung, die zusätzlich Sauerstoff, aber keine invasive Beatmung benötigen.