Obduktionergebnis

SARS-CoV-2 schädigt neben der Lunge vor allem die Nieren

LL
Gesellschaft
Bei Obduktionen von COVID-Toten stellten Ärzte des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) fest, dass das Virus auch stark die Nieren schädigt. Nun wird untersucht, ob ein Urintest zur Früherkennung taugt.

Die Wissenschaftler des UKE konnten anhand von 27 Obduktionen nachweisen, dass das SARS-CoV-2-Virus neben der Lunge auch das Herz, die Leber und verstärkt die Nieren schädigt. Da viele der schwer erkrankten Patienten bereits am Anfang ihrer Infektion auffällige Parameter wie Albuminurie im Urin zeigten und im späteren Verlauf Nierenversagen erlitten, wollen die Wissenschaftler nun in Zusammenarbeit mit weiteren Kliniken herausfinden, ob ein Urintest zur Frühwarnung sinnvoll sein kann.

Fast jeder dritte intensivpflichtige COVID-19-Patient erleidet ein Nierenversagen

DieObduktionsstudieunter der Leitung von Professor Dr. Tobias Huber untersuchte die Gewebeproben der Organe auf ihre Viruslast. Dabei fiel auf, dass diese in den Nieren der Verstorbenen besonders hoch war. Bei der näheren Betrachtung von sieben der Verstorbenen konnten die Ärzte explizit in den Nierenkanälchen (Tubuli) sowie in den Zellen der Nierenkörperchen (Glomeruli) eine erhöhte Viruslast feststellen. Die Glomeruli sind für die Filterfunktion und die Tubuli für die Rückresorption zuständig. Dass sie von des SARS-CoV-2-Viren angegriffen werden erklärt die Auffälligkeiten im Urin.

Nun wird weiter untersucht, ob gewisse Nierenparameter frühzeitig auf die Viruserkrankung hinweisen und somit Risikopatienten zügig identifiziert werden können. Rund 30 Prozent der intensivpflichtigen COVID-19-Patienten erleiden Nierenversagen und müssen dialysiert werden, zeigen die Ergebnisse einerQuerschnitts-Umfrageder Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) an 52 Kliniken. Die DGfN schlägt darum eine interdisziplinäre Versorgung und eine nephrologische Nachsorge von Patienten mit Nierensymptomen vor.

Die Erkenntnisse der Hamburger Obduktionen seien wichtig, da sie Rückschlüsse auf die frühe Beteiligung der Nieren bei schweren Verläufen zulassen und diese bei der Behandlung besonders geschützt werden müssen, zum Beispiel auch durch den Verzicht auf nierenschädigende Medikamenten wie Schmerzmittel und Antibiotika.

Huber, T. et al. 2020: Multiorgan and Renal Tropism of SARS-CoV-2DOI: 10.1056/NEJMc2011400

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