Spahn: "Die App ist eine der erfolgreichsten weltweit"
Bisher informiere nur die Hälfte der positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Nutzer die App und damit ihre Kontakte über ihr Testergebnis, erklärte Spahn auf einer Pressekonferenz zum 100. Tag der App in Deutschland. "Mitmachen heißt, Kontakte zu informieren", sagte er. Dies werde im kommenden Herbst immer wichtiger. "Es liegt an uns selbst, welchen Unterschied die App macht."
Dabei komme in Zukunft zugute, dass mittlerweile 90 Prozent aller deutschen Testlabore digital angeschlossen seien. So seien bislang 1,2 Millionen Testergebnisse nach der ausdrücklichen Zustimmung der Getesteten direkt in die App übertragen und damit wertvolle Zeit gegenüber der analogen Benachrichtigung via Arzt oder Gesundheitsamt gewonnen worden. Spahn: "Wenn dann mal jemand nicht erreichbar ist, können Stunden oder auch Tage vergehen."
Damit das Testergebnis automatisch an die App gemeldet werden kann, muss der Getestete vorher per Formular zustimmen, erklärte Spahn noch einmal und appellierte daran, eben dies auch zu tun. Ein Positivbeispiel sei Berlin. In der Hauptstadt hätten in der vergangenen Woche gut 50 Prozent der Getesteten ihre Zustimmung erteilt, lobte Spahn. Bundesweit könne sich die Situation aber noch deutlich verbessern.
Verbessert werden sollen auch die angezeigten Texte, nachdem es mehrfach Verwirrung wegen erfasster Risikokontakte bei gleichzeitig grün markierter Risikoentwarnung gab, versprach Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG.
Telekom-Manager gewährt "Blick in den Maschinenraum"
Dann gewährte Höttges "einen Blick in den Maschinenraum": Die Warn-App sei weit mehr als ein normales IT-Projekt. Angefangen bei der Entwicklung, die komplett von Beschäftigten im Homeoffice ausgeführt wurde, bis hin zu den Herausforderungen der ersten 100 Tage im Betrieb. Rückblickend zeigte sich der Telekom-Manager dennoch zufrieden: Alle bisher aufgetretenen technischen Fehler konnten jeweils binnen 24 Stunden behoben und mehr als 90 Prozent der 168 Labore in Deutschland digital angeschlossen werden.
Nur die letzten verbleibenden 15 Labore seien aktuell schlicht nicht bereit, die entsprechende Schnittstelle aufzubauen, erklärte der Telekom-Manager mit sichtbarem Unverständnis. Als Begründung heiße es schlicht, "der Aufwand sei zu hoch". Höttges: "Das ist jetzt vielleicht eine Frage der Politik." Die Verantwortlichen seien auch nach mehrmaliger Kontaktaufnahme durch die Macher der App nicht zu überzeugen gewesen.
Dr. Jürgen Müller von SAP sagte, im Oktober werde die App um eine freiwillige Symptomabfrage erweitert, die ausschließlich lokal auf dem Smartphone gespeichert werde und wertvoll für die Einschätzung von Risikobegegnungen sein soll. Für denselben Monat ist der Anschluss an einen europäischen Server geplant, der die Interoperabilität zwischen den Apps von elf EU-Ländern ermöglichen soll (siehe Kasten oben).
Jeder Download zählt
Bis dahin gilt laut Müller: "Jeder Download zählt." Insbesondere Android-Nutzer seien aktuell unterrepräsentiert. "Es gibt noch zig Millionen Menschen in Deutschland, die die App installieren könnten", mahnte er und erklärte mit Blick auf das häufig vorgetragene Datenschutz-Argument: Bei der Nutzung von Social Media, WhatsApp oder selbst telefonischen Essenbestellungen gebe man viel mehr Informationen von sich preis, als wenn man die Corona-Warn-App nutze.
So erfolgreich wie alle übrigen Apps in Europa zusammen
Was die reinen Zahlen betrifft, ist die App aus Sicht von Spahn schon jetzt ein großer Erfolg: "Die App wirkt – und ist eine der erfolgreichsten weltweit", sagte er. Mit ihren 18,4 Millionen Downloads sei sie so erfolgreich wie alle übrigen Apps in Europa zusammen. Zum Vergleich: Italien verzeichnet laut Spahn für seine App bisher nur fünf Millionen und Spanien drei Millionen Downloads.
Zahl der aktiven Nutzer bleibt unbekannt
Zahl der aktiven Nutzer bleibt unbekannt
www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/WarnApp/Kennzahlen.pdf _blank external-link-new-window www-genesis.destatis.de/genesis/online _blank external-link-new-window www.bfr.bund.de/cm/343/200915-bfr-corona-monitor.pdf _blank external-link-new-window
Bereits im Vorfeld der Pressekonferenz hatten sich viele Politikvertreter zur Corona-Warn-App geäußert. Manuel Höferlin (FDP), Vorsitzender des Digitalausschusses im Bundestag, sagte, die Corona-Warn-App sei “technisch sehr gut gemacht”, bemängelte aber, dass sie nach wie vor erst von Bürgern ab 17 Jahren heruntergeladen werden könne. Anke Domscheit-Berg, Digitalexpertin der Linken-Fraktion im Bundestag, lobte "die Kombination aus transparenter Entwicklung und Datensparsamkeit” - aus ihrer Sicht sollten mehr Menschen in Deutschland die App nutzen.
Karl Lauterbach (SPD) – wie auch weitere Experten aus der Wissenschaft – plädierte dafür, die App nun weiterzuentwickeln. Der Politiker wünscht sich Medienberichten zufolge eine Echtzeit-Erkennung von gefährlichen Menschenansammlungen, die sich zu einem Superspreading-Event entwickeln könnten. Außerdem hält er eine Art Kontakt-Tagebuch für sinnvoll. Spahn hingegen wäre schon froh, wenn alle die App nutzen – und falls vorhanden, ihr positives Testergebnis auch der App mitteilen würden.
Update 24.9.2020:
Neues iPhone-Betriebssystem kann zu Problemen mit der Warn-App führen
Nach der Installation des neuen iPhone-Betriebssystems iOS 14 sollten Applenutzer prüfen, ob die Begegnungsaufzeichnungen noch aktiv sind. Medienberichten zufolge zeigt die App unter Umständen nach dem Update eine Fehlfunktion: Der Schalter zum Aktivieren der Risiko-Ermittlung lässt sich in der App zwar weiter umlegen, zeigt aber keine Funktion mehr – die Risiko-Ermittlung bleibt deaktiviert, heißt es etwa beihttps://www.heise.de/news/Corona-Warn-App-hat-Probleme-mit-iOS-14-4910420.html _blank external-link-new-window. Der Fehler scheint sich beheben zu lassen, heißt es weiter, wenn man in den iOS-Einstellungen unter "Begegnungsmitteilungen" die "Aktive Region" aufruft und dort prüft, dass die "Corona-Warn-App Deutschland" als aktive Region festgelegt ist. Bei SAP wird an der Lösung des Problems schon gearbeitet.