Spargesetzgebung gefährdet zahnärztliche Versorgung in Niedersachsen
Die Rücknahme der Budgetierung, „die Zahnärzte dazu zwingt auszuwählen, was sie vorrangig behandeln“, sowie der Abbau der überbordenden Bürokratie, „die kostbare Zeit für die Patientenversorgung einnehme“, nennt die ZKN als Maßnahmen gegen die immer höhere Belastung der Praxen und adressiert ihre Kritik vor allem an die Bundesregierung.
Deren aktuelle Spargesetzgebung mit der strikten Budgetierung zahnmedizinischer Leistungen würde sich dramatisch auf die zahnärztliche Versorgung und damit auf die Gesundheit der Bevölkerung in Niedersachsen auswirken. Die Folgen der Budgetierung seien für die Bevölkerung im Land schon jetzt zu spüren und würden sich weiter verschärfen. Viele Parodontitisbehandlungen könnten wieder unter dem Radar verschwinden und Patienten müssten mit längeren Wartezeiten rechnen.
Kein „nice to have“
Dabei stünden bereits die zahlreichen Einzelpraxen in Niedersachsen durch Preissteigerungen, den Fachkräftemangel und zunehmende Bürokratie sowieso oft schon am Rande der Belastungsgrenze. „Uns berichten inzwischen viele Kolleginnen und Kollegen, dass sie nicht mehr wissen, ob sie im kommenden Jahr ihre Praxis noch fortführen können. Gerade in vielen ländlichen Regionen unseres Flächenlandes wird das zu einer zahnmedizinischen Unterversorgung führen“, erklärt der Vizepräsident der ZKN, Dr. Lutz Riefenstahl.
Bereits jetzt könnten Praxen, deren Inhaber altersbedingt ausscheiden, kaum mehr nachbesetzt werden. „Diese Sparpolitik ist ein Brandbeschleuniger für das Praxissterben.“ Zahnmedizin sei kein „nice to have“, so Dr. Tilli Hanßen, Stellvertretende Vorsitzende des Verbands Zahnärzte für Niedersachsen (ZfN). Es sei vielfach bekannt, dass Erkrankungen im Mundraum Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit haben. Eine Parodontitis etwa, von der mehr als die Hälfte aller Erwachsenden betroffen sind, habe gesundheitliche Auswirkungen auf Herz und Kreislauf, kann sich erschwerend auf Diabetes sowie den Schwangerschaftsverlauf auswirken.
Protesttag am 13. September in Hannover
Für den 13. September 2023 rufen die ZKN, Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen (KZVN) sowie der ZfN und der Landesverband Niedersachsen des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ) zu einem gemeinsamen Protest gegen die Spargesetzgebung sowie die Vernachlässigung der Gesundheitspolitik für den ambulanten Sektor auf. Aus ganz Niedersachsen werden Zahnärztinnen und Zahnärzte gemeinsam mit ihrem Fachpersonal nach Hannover kommen. Die Kundgebung ist von 15 bis 17 Uhr auf dem Platz der Göttinger Sieben in direkter Nähe zum Landtag geplant.