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Steht die eGK vor dem Aus?

pr
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Massive Zweifel an der Zukunft der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) haben Kassen- und Ärztevertreter aus Bayern geäußert. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe dementiert.

Es sei unsicherer denn je, wann die elektronische Gesundheitskarte die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt, hatte sich der Vorsitzende der AOK Bayerns, Helmut Platzer, am Wochenende in einem Interview gegenüber der dpa geäußert. Und Wolfgang Krombholz, Vorstandsvorsitzender der KV Bayerns, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur: „Wenn man mit Fachleuten redet, hört man, das sei eine Technik, die eigentlich schon überholt ist.“

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Mehreren Presseberichten zufolge hatten hochrangige Mitarbeiter aus Ärzteverbänden und Krankenkassen berichtet, es gebe in der Bundesregierung Pläne, die elektronische Gesundheitskarte nach der Bundestagswahl für gescheitert zu erklären. Damit bleibe die Karte nichts weiter als ein Versicherungsnachweis.

Gröhe dementiert: "Kein Anlass für Ausstiegsszenarien!"

In einem Interview gestern im MDR wies Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe die Vorwürfe vehement zurück. Für Ausstiegsszenarien gebe es überhaupt keinen Anlass, der Testlauf sei positiv beendet worden und jetzt beginne der Realbetrieb. Das Bundesgesundheitsministerium ergänzte auf Presseanfragen, dass die Medienberichte vom Wochenende jeglicher Grundlage entbehrten, vielmehr käme nach mehr als zwölf Jahren nun endlich Schwung in die Digitalisierung des Gesundheitswesens.

"Einigen Kassenvertretern fehlt die Vision!"

Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dementierte die Vorwürfe. Die Karte aufzugeben, sei abwegig und ein Riesenfehler, sagte er in einem Interview mit dem Donaukurier. Die Karte stehe nicht vor dem Aus. Einigen Kassenvertretern fehle aber die Vision. Die Partner der Selbstverwaltung müssten jetzt zum Jagen getragen werden. Minister Gröhe sei gefordert, er dürfe sich diese Blockade der Kassenärztlichen Vereinigungen nicht bieten lassen.

AOK kritisiert: "Mit dem Tempo der Digitalisierung nicht Schritt gehalten"

Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, äußerte sich gegenüber der Süddeutschen Zeitung jedoch kritisch: Die Technik der Karte habe sich in den vergangenen zehn Jahren dynamisch weiterentwickelt. Die komplexen Entscheidungsstrukturen rund um die elektronische Karte hätten mit dem Tempo der Digitalisierung aber nicht Schritt gehalten. Zentrale Lösungen funktionierten nicht mehr. Die AOK arbeite deshalb an einer vernetzten Gesundheitsplattform, bei der die Versicherten die Hoheit über ihre Daten behalten. Die Politik müsse einen verlässlichen Rechtsrahmen für Vernetzung und Austausch der Patientendaten schaffen. Was dann konkret umgesetzt werde, sollte man aber Kassen, Ärzten und Krankenhäusern überlassen.

Auch die Techniker Krankenkasse arbeitet bereits an eigenen Lösungen. So hat sie im Februar bekannt gegeben, dass sie das Unternehmen IBM mit der Entwicklung einer eigenen elektronischen Patientenakte beauftragt habe.

Erneute Verzögerung bei den Komponenten

Zum Hintergrund: Noch im Juni hatte die Betreibergesellschaft gematik ihre Freigabe erteilt, dass der Online-Rollout für die eGK starten könnte. Zum 1. Juli 2017 sollte es losgehen. Da jedoch die für den Rollout notwendigen Komponenten, die die Industrie liefern soll, erst frühestens ab Herbst zertifiziert und zugelassen zur Verfügung stehen, verzögert sich der Start erneut. Viele Kassen- und Ärztevertreter sehen die Hauptschuld für die Probleme bei den beteiligten Industrieunternehmen. Von denen wiederum heißt es, die technischen Anforderungen seien mehr als 150 Mal geändert worden - jetzt sei die Industrie aber auf der Zielgeraden.

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