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Frühwarnzeichen für beeinträchtigte Mundentwicklung

Stresshormone könnten den Zahndurchbruch beschleunigen

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Zahnmedizin
Säuglinge von Müttern mit hohem Stresshormonspiegel während der Zahnentwicklung haben in der Regel einen früheren Milchzahndurchbruch als Kinder von Müttern mit einem niedrigeren Stresslevel.

Neue Studienergebnisse aus den USA zeigen, dass der Stress der Mutter während der Schwangerschaft den Zeitpunkt des Milchzahndurchbruchs bei Säuglingen beschleunigen kann.

Durchschnittlich hatten die Babys vier Zähne mehr

Forschende unter der Federführung der University of Rochester in New York konzentrierten sich bei ihren Untersuchungen auf die Konzentration von Stresshormonen im zweiten und dritten Trimester. Sie stellten fest, dass Säuglinge von Müttern mit den höchsten gemessenen Cortisolspiegeln im Alter von sechs Monaten durchschnittlich vier Zähne mehr hatten als Säuglinge von Müttern mit dem niedrigsten Cortisolspiegel.

Die untersuchte Kohorte umfasste 142 Frauen in den USA, die aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen stammten und zwischen 2017 und 2022 schwanger waren und sich über das Medical Center der Universität Rochester für die Studie angemeldet hatten. Die Frauen gaben sowohl im späten zweiten als auch im dritten Schwangerschaftstrimester eine Speichelprobe ab, in der die Konzentration der Hormone Cortisol, Östradiol, Progesteron, Testosteron, Triiodthyronin (T3) und Thyroxin gemessen wurde.

Alle Kinder der Studienteilnehmerinnen wurden termingerecht geboren. 1, 2, 4, 6, 12, 18 und 24 Monate nach der Geburt besuchte jedes Mutter-Kind-Paar die Klinik für eine zahnärztliche Untersuchung.

Etwa die Hälfte der Mütter war berufstätig, und 60 Prozent hatten einen Highschool-Abschluss oder einen niedrigeren Bildungsabschluss. Für die Mehrheit (76 Prozent) war das aktuelle Kind nicht ihr erstes, und 59 Prozent stillten sechs Monate nach der Entbindung nicht. Etwa die Hälfte (52 Prozent) der Kinder war afroamerikanischer Herkunft.

Verlauf des Zahndurchbruchs

Im Alter von sechs beziehungsweise zwölf Monaten hatten 15 Prozent der Kleinkinder zwischen einem und sechs durchgebrochenen Zähnen, während 97,5 Prozent zwischen einem und zwölf Zähnen hatten. Alle hatten im Alter von 18 Monaten einige durchgebrochene Zähne – zwischen drei und 20 –, während 25 Prozent der Kinder im Alter von 24 Monaten alle 20 Zähne hatten.

Bei 2,7 Prozent der Kinder kam es zwischen dem 12. und 18. Lebensmonat zu einem plötzlichen Wachstumsschub, während die übrigen ein kontinuierlicheres Muster des Zahnwachstums zeigten. Dennoch war auch bei ihnen der Zahndurchbruch inkonsistent und unregelmäßig, so dass die Anzahl der Zähne eines Kindes bei den frühesten Untersuchungen keine Vorhersage über die Anzahl bei späteren Untersuchungen zuließ.

Während der Schwangerschaft wurde bei 36,6 Prozent der Frauen eine Depression oder Angststörung diagnostiziert, aber eine solche Diagnose stand zu keinem Zeitpunkt in Zusammenhang mit ihrem Hormonspiegel oder der Anzahl der durchgebrochenen Zähne ihrer Kinder. Die Hormonkonzentrationen variierten stark zwischen den einzelnen Müttern: Frauen neigten dazu, gleichzeitig bei allen sechs untersuchten Hormonen entweder überdurchschnittlich hohe oder unterdurchschnittlich niedrige Konzentrationen aufzuweisen.

„Wir zeigen hier, dass ein höherer Spiegel stressbedingter Hormone, insbesondere von Cortisol, bei der Mutter in der späten Schwangerschaft mit einem früheren Durchbruch der Milchzähne bei ihrem Kind zusammenhängt”, sagte Dr. Ying Meng, eine der Autorinnen.

Cortisol ist ein zentraler Faktor

Wichtig ist, dass Frauen mit einem höheren Spiegel des Stresshormons Cortisol im Speichel Kinder hatten, bei denen im Alter von sechs Monaten mehr Zähne durchgebrochen waren. So hatten Säuglinge von Müttern mit dem höchsten Cortisolspiegel in diesem Alter durchschnittlich vier Zähne mehr als Säuglinge von Müttern mit dem niedrigsten Cortisolspiegel.

„Ein hoher Cortisolspiegel der Mutter in der späten Schwangerschaft kann das Wachstum des Fötus und den Mineralstoffwechsel verändern, einschließlich der Regulierung des Kalzium- und Vitamin-D-Spiegels – beides ist für die Mineralisierung von Knochen und Zähnen unerlässlich. Cortisol beeinflusst bekanntermaßen auch die Aktivität der sogenannten Osteoblasten- und Osteoklastenzellen, die für den Aufbau, die Formung und den Umbau von Knochen verantwortlich sind“, sagte Meng.

Aber auch andere Hormone spielen eine Rolle

Das Team fand auch einen Zusammenhang zwischen dem Spiegel der Sexualhormone Östradiol und Testosteron der Mutter und einer höheren Anzahl durchgebrochener Zähne bei ihrem Kind 12 Monate nach der Geburt, aber dieser Zusammenhang schien schwächer zu sein. Ähnliche schwache, aber statistisch signifikante positive Zusammenhänge wurden zwischen dem Progesteron- und Testosteronspiegel der Mutter und der Anzahl der Zähne ihres Kindes im Alter von 24 Monaten sowie zwischen ihrem Schilddrüsenhormonspiegel Triiodthyronin und der Anzahl der Zähne des Kindes im Alter von 18 und 24 Monaten festgestellt.

Es ist bekannt, dass Östradiol, Progesteron und Testosteron eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Fötus und dem Geburtsgewicht spielen, weshalb ein hoher Spiegel dieser Hormone den Zahndurchbruch beschleunigen könnte.

Pränataler Stress beschleunigt die biologische Alterung

Die Forschenden sehen diese Ergebnisse als einen weiteren Beweis dafür, dass pränataler Stress die biologische Alterung bei Kindern beschleunigen kann. Ein vorzeitiger Zahndurchbruch könnte Meng zufolge somit als Frühwarnzeichen für eine beeinträchtigte Mundentwicklung und allgemeine Gesundheit des Säuglings dienen, die mit sozioökonomischer Benachteiligung und pränatalem Stress in Verbindung stehe.

„Wir haben noch wichtige Fragen zu klären, zum Beispiel, welche mütterlichen Hormone oder nachgeschalteten Entwicklungswege den Zeitpunkt des Zahnwechsels beeinflussen, wie genau der Zusammenhang zwischen beschleunigtem Zahnwechsel und biologischer Alterung und Entwicklung aussieht und was eine solche Beschleunigung über die allgemeine Gesundheit eines Kindes aussagt“, schließt Meng.

Meng Y, Yang R, Alomeir N, O’Connor TG, Rasmussen JM, Bidlack FB and Xiao J (2025) Prenatal maternal salivary hormones and timing of tooth eruption in early childhood: a prospective birth cohort study. Front. Oral Health 6:1663817. doi: 10.3389/froh.2025.1663817

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